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1490 - Das Rätsel der Leichenvögel

1490 - Das Rätsel der Leichenvögel

Titel: 1490 - Das Rätsel der Leichenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wurde der Boden wieder aufgewühlt, und erneut erschien eine alte Leiche. Es war eine Frau, an deren Oberkörper noch der Rest eines Totenhemds klebte. In dem schon halb verfaulten Gesicht hatten sich Würmer und Käfer in die Augenhöhlen gefressen, die sich plötzlich hektisch bewegten, da die ungewohnte Helligkeit sie traf.
    Tote, die ich akzeptierte. Glücklicherweise blieben sie tot und verwandelten sich nicht in Zombies, die…
    Etwas klatschte gegen meine Beine, etwas oberhalb der Knöchel.
    Ich schaute nach unten und entdeckte die verdammte Baumwurzel, die aus der Tiefe an die Oberfläche gekrochen war.
    Mandragoro wusste verdammt genau, wie er mich packen konnte.
    Fesseln anlegen, um mich unter seine Kontrolle zu bringen. Ich wartete nur darauf, dass die Schlinge mich umriss, denn von allein konnte ich mich nicht von ihr befreien.
    Da hatte ich Glück. Mandragoro dachte nicht daran. Er hatte etwas anderes vor und ließ weitere Wurzeln aus dem Boden wachsen, die meine Beine fesselten.
    Ich bewegte nicht mal meine Augen und wartete darauf, dass etwas geschah. Ich war gespannt darauf, wie der Plan des Umwelt-Dämons weiterlief.
    Er hatte schon aufgeräumt. Etwa die Hälfte der Grabsteine lag auf dem Boden. Einige alte Leichen sahen zwischen ihnen aus wie eine makabre Dekoration, und die drei grünen Vögel schwebten aufgeregt über meinem Köpf.
    Ich hob beide Hände an und richtete den Blick auf das Gesicht im Astwerk.
    »Du hast gewonnen, Mandragoro, und jetzt?«
    »Sinclair!« raunte es mir entgegen. »Warum bist du hergekommen?«
    »Weil man mich rief. Man schickt keine Menschen in den Tod. Du hast sie zum Selbstmord getrieben. Warum?«
    »Sie wollten den Kontakt.«
    »Den zur Natur?«
    »Ja, nur ihn. Sie wollten sehen, sie wollten erleben, dass mit ihrer Existenz noch nicht alles vorbei war. Deshalb habe ich das getan. Ich konnte ihnen Welten öffnen. Ich habe ihren Geist übernommen und sie in die Körper von Vögeln eingepflanzt. Sie waren meine Beobachter, wenn ich sie losschickte, um die Menschen zu erforschen und sie zu belauschen.«
    »Das ist ja alles schön und gut, Mandragoro, aber du hast eines dabei vergessen.«
    »Was?«
    »Dass sie mal echte Menschen gewesen sind, die Bindungen hatten. Außerdem konnten sie ihr Ego nicht so leicht abstreifen, und so wollten sie den Zurückgelassenen beweisen, dass es sie noch gibt, wenn auch auf einer anderen Ebene, wie man gesehen hat. Und das konnten die Hinterbliebenen nicht verkraften. Sie suchten Hilfe, und der Weg bis zu mir ist dann nicht mehr weit gewesen. So liegen die Dinge.«
    Mandragoro schwieg. Er dachte nach, denn er gehörte zu den Wesen, die das konnten. Dann sagte er: »Sie haben mir von der Zerstörung berichtet, die die Menschen hier anrichten wollen. Der Wald soll verschwinden. Er ist nicht groß, aber du weißt selbst, wie ich zu der Natur stehe.«
    »Ja, das ist mir bekannt. Auch ich wäre dagegen, den Wald hier roden zu lassen. Nur glaube ich nicht, dass so etwas passieren wird, Mandragoro. Nein, das ist…«
    »Hör auf zu reden. Du willst nur deinen Kopf retten.«
    »Unsinn. Ich sage dir auch den Grund.«
    »Dann los.«
    Mandragoro zeigte sich jetzt verständlicher, mir war klar, dass meine Theorie auf tönernen Füßen stand, denn ich war kein Experte, was bestimmte Baumaßnahmen anging. Auf diesem weichen und sogar sumpfigen Boden war das Bauen ungeheuer kostspielig. Da hätte ein ganzes Areal trockengelegt werden müssen, was zwar machbar war, aber auch immens viel Geld kosten würde, und ob ein Investor darauf einging, war fraglich.
    Genau diese Überlegungen teilte ich dem Umwelt-Dämon mit. Der hörte sich alles an, obwohl das nicht eben sein Gebiet war. Ich fügte auch nichts mehr hinzu, ich drängte ihn nicht zu einer Antwort, ich wollte nur, dass er begriff.
    Sein Gesicht ließ ich nicht aus dem Blick. In dem eines Menschen malten sich hin und wieder die Gefühle ab. Bei ihm war das nicht der Fall.
    »Ich habe dich gehört, John Sinclair!«
    Die Antwort erreichte mich von überall her. Aus dem Boden, aus der Höhe, aus den Bäumen.
    »Und? Was sagst du?«
    »Ich weiß nicht, ob ich dir trauen kann.«
    »Stimmt, das weiß ich selbst nicht. Aber die Gegebenheiten hier sprechen für meine Theorie. Du brauchst den Wald nicht mehr bewachen zu lassen, Mandragoro, die Menschen werden ihm nichts tun. Können wir uns darauf einigen?«
    Er lachte. Es klang wie ein leises Donnern. Dann fragte er:
    »Warum höre ich dir nur immer wieder

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