1490 - Endstation Sol
nehmen, um unsere Aufgabe, die Milchstraße und die Galaktiker vor sich selbst zu beschützen, bewältigen können. Und wenn manches auch nicht zusammenpaßt, dann verschließe ich davor die Augen. Denn ich hoffe, daß auch für uns Cantaro einmal eine Zeit kommt, in der wir wieder werden leben und lachen können."
„Du kannst lachen, Cemaach."
„Ja, aber nicht so, wie ich Menschen lachen gesehen habe", sagte der dem Tode geweihte Cantaro. „Ehrlich, ich schneide bloß Grimassen. Aber eines Tages, da bin ich sicher, wird das wieder anders sein."
Sie hatten sich weit über einen Kilometer - einen Kilometer, hallte es hämisch in Daarshol Kopf nach - vom Haus entfernt, und Cemaach gemahnte zur Rückkehr. Er habe nicht mehr die Vitalität der Jugend, begründete er seinen Wunsch, darum wolle er zum Ausruhen ins Haus zurückkehren. Und er habe auch schon einen Reihe von Modulen, die einst sein altes Fleisch gestärkt hatten, wieder zurückgegeben.
Sie kehrten um. „Was kannst du mir über das Solsystem, über Terra erzählen?" fragte Daarshol nach einer Weile des Schweigens, als er seinen Wissensdurst einfach nicht mehr bändigen konnte. „Gibt es Anzeichen dafür, daß die Terraner unsere Beherrscher sind? Was hast du auf Terra gesehen? Du warst dort!"
„Nicht auf Terra", sagte Cemaach müde. „Ich bin nur bis zum Planeten Saturri gekommen. Auf dessen größtem Mond, in der Festung Titan, war für mich Endstation."
„Und? Was kannst du mir über diese Festung erzählen?"
Cemaach schüttelte den Kopf. „Nicht mehr heute, Daarshol. Ich brauche Ruhe. Ich möchte allein sein. Besuche mich ein andermal, wenn ich wieder bei Kräften bin. Dann erzähle ich dir gerne alles, was ich weiß."
Daarshol wußte, daß es keinen Zweck hatte, weiter in den Greis zu dringen. Als sie Cemaachs Altensitz erreichten, winkte ihm der betagte Cantaro im Weggehen mit der Hand -mit einer terranischen Abschiedsgeste, dachte Daarshol wieder leicht verbittert.
Der schmale, abgemagerte Rücken war das letzte, was Daarshol von Gemaach sah. So tauchte er auch in seiner Erinnerung auf, als er einen Tag nach des weisen Herrn Carol Shmitt Eintreffen mit der Tatsache von Cemaachs Ableben unverhofft konfrontiertwurde.
Und das auf schockierende Art urid Weise.
Daarshol hatte eine ganze Woche -eine Woche terranischer Zeitrechnung, wohlgemerkt - gewartet, um Cemaach Zeit zum Kräftesammeln zu geben. Am achten Tag nach ihrer letzten Begegnung suchte er ihn auf, ohne sich vorher anzumelden. Es sollte ein Überraschungsbesuch sein.
Gerade als Daarshols Gleiter landete, war aus dem Bungalow ein bedrohlich klingendes Geräusch, wie von einer mächtigen Explosion, zu hören. Daarshol stürzte ins Haus und sah auf einen Blick, was passiert war.
Cemaach hatte sich einen ruhigen und friedlichen Abgang gewünscht.
Dieser Wunsch war nicht in Erfüllung gegangen.
6. Ager Catomen
Obwohl kein geringerer als der weise Herr Carol Shmitt gerufen hatte, war die große, runde Ratshalle nur etwa zur Hälfte gefüllt. Gut vierhundertundfünfzig der in stufenförmigen Reihen angeordneten Sitzplätze waren leer.
Das Fehlen so vieler Suprematoren hatte nichts mit mangelnder Ehrerbietung zu tun. Ihre Abwesenheit war einfach damit zu begründen, daß sie im Außendienst waren. In den letzten Tagen hatten sich die Ereignisse hektisch überstürzt, und viele Mitglieder des Supremkommandos waren in den Einsatz geschickt worden. Es herrschte Alarmstimmung. Dies war auch der Grund, warum Carol Shmitt nach Schotschi gekommen war, um vor dem versammelten Supremkommando eine Rede zu halten.
Es geschah nicht oft, daß ein Herr der Straßen sich dazu herabließ, sich dem Supremkommando persönlich zu widmen; da mußte schon ein gewichtiger Grund vorliegen.
Daarshol war gespannt, was Carol Shmitt ihnen zu sagen hatte.
Der Platz links von ihm war leer, zu seiner Rechten saß Onchesho, mit dem er seit der Schlußbesprechung über ihren gemeinsamen Einsatz auf dem Humanidrom nichts mehr zu schaffen gehäbt hatte; sie hatten sich auch nichts mehr zu sagen.
Daarshol überbrückte die Zeit bis zu Carol Shmitts Erscheinen damit, daß er die Videoeinrichtungen und Sytitron-Kommunikationsgeräte seines Pultes überprüfte.
Endlich war es soweit, und der weise Herr Carol Shmitt betrat das Rednerpult. Er war flankiert von zwei bedrohlich wirkenden Multi-Cyborgs. Deren Kampfsatelliten umschwirrten seinen Kopf wie ein Schwarm Riesenmücken.
Augenblicklich trat Stille
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