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1490 - Endstation Sol

Titel: 1490 - Endstation Sol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ein.
    Carol Shmitt war ein bullig wirkender Mann, dessen großer Kopf mit dem breiten, flachen Gesicht halslos auf den fleischigen Schultern zu sitzen schien. Er stützte sich mit den herben Händen auf das Pult und ließ die Blikke seiner grünen, in Tränensäcke gebetteten Augen gemächlich über das Rund des Sitzungssaals wandern.
    Zwischendurch fuhr er sich immer wieder mit den wulstigen Fingern durch sein glattes, fettig glänzendes farbloses Haar und bedeckte auf diese Weise damit sein linkes Ohr. Es war, als wolle er so einen körperlichen Makel verhüllen - und, in der Tat, sein linkes Ohr wirkte wie eine dicke, gerötete Geschwulst.
    Es hieß, daß sich Carol Shmitt die Verstümmelung seines Ohrs im Zweikampf mit einem Widder zugezogen hatte. Doch war es nur schwer vorstellbar, daß er sich dieser Verletzung schämte. Daarshol glaubte eher an eine einstudierte Geste, die sagen sollte: Seht her, ich bin mir nicht zu gut, wie ein Mann zu kämpfen!
    Der weise Herr zog jedenfalls das versammelte Supremkommando in seinen Bann, noch bevor er das Wort an die Runde gerichtet hatte. Und als er sprach, füllte er mit seiner vollen Stimme mühelos den großen Ratssaal aus, ohne sich eines Verstärkers bedienen zu müssen. „Dies ist eine schwere Zeit, eine harte Bewährungsprobe für uns alle", sagte Carol Shmitt und fuhr sich durchs Haar. „In diesen Tagen müssen wir alle unser Bestes geben, um dem zu erwartenden Sturm unserer Feinde Paroli bieten zu können. Wir alle phne Ausnahme - jeder kleine Cantaro, jeder General und jeder Stratege, alle Suprematoren und ebenso meine Mitstreiter und ich! Wir müssen über uns hinauswachsen und jene Kräfte und Fähigkeiten mobilisieren, die wir uns für eine solche Stunde der Bewährung aufgespart haben. Wir können uns keine Schwächen und keine Schwächlinge leisten. Wir müssen Mitläufer aussondern, Andersdenkende und parasitare Freigeister aus unseren Reihen eliminieren. Wir müssen die böse Gedankensaat in den eigenen Reihen schon im Keim erstikken. Alle müssen wir im Gleichtakt des Systems funktionieren."
    Er schloß die Einleitung ab, indem er mit beiden Handflächen aufs Pult schlug. Dabei sah er in Daarshols Richtung. Ohne seinen Blick direkt zu kreuzen, hatte Daarshol das Gefühl, daß der Herr der Straßen ihn persönlich angesprochen hatte, um ihm zu sagen, wer für den Tod Cemaachs die Verantwortung trug.
    War dies auch eine Warnung für ihn selbst?
    In gemäßigterem Ton fuhr Carol Shmitt fort: „Noch hat der Feind nicht die Stärke erreicht, daß wir ihn fürchten müßten/Aber es gibt Anzeichen dafür, daß er, nachdem er sich innerhalb der Milchstraße konsolidiert hat, auch Verstärkung von außen erhält.
    Das muß mit allen Mitteln verhindert werden! Wir haben Gegenrnaßnahmen ausgearbeitet, dem Supremkommando werden die entsprechenden Unterlagen zugeführt."
    Er beschloß auch diesen Punkt mit einem Handschlag aufs Pult. „Wir haben zwei Wachforts verloren. Zwei von zweihunderttausend, das wäre nicht weiter tragisch, wenn nicht zu befürchten wäre, daß dies nur ein Probelauf für eine Großaktion sein könnte. Wer ein Wachfort ausschalten kann, der kann auch eine Bresche in die Wälle um die Milchstraße schlagen und damit eine Einflugschneise für ganze Flotten schaffen. Dazu darf es nicht kommen. Wir dürfen nicht zulassen, daß diese chaotischanarchistischen Barbaren die Ordnung innerhalb der Milchstraße gefährden, die wir geschaffen und über Jahrhunderte aufrechterhalten haben."
    Die Rechte knallte aufs Pult, die andere Hand verwies in einer eitlen Geste auf die Wucherung des linken Ohres. „Dieser Saal ist halb leer, weil engagierte Suprematoren sich aufgemacht haben, um persönlich gegen die Feinde zu kämpfen. Und in der Folge werden noch mehr von euch in den Kampf eingreifen müssen.
    Ich bin sicher, daß, wenn meine Mitstreiter und ich euch rufen, ihr gehorchen werdet. Aber es gibt auch Fälle, die so diffizil gelagert sind, daß wir nicht einfach befehlen wollen, sondern in denen wir auf eure freiwillige Mitarbeit hoffen. Ein solcher spezieller Fall liegt vor. Er fällt jedoch nicht in meinen Bereich, sondern in den meines Mitstreiters Ager Catomen. Er wird ihn darum selbst vortragen."
    Hinter Carol Shmitt entstand die lebensgroße Projektion eines Mannes, den Daarshol noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte, bei dem es sich jedoch nur um den weisen Herrn Ager Catomen handeln konnte.
    Er war nur wenig über 1,70 Meter groß und

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