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1490 - Endstation Sol

Titel: 1490 - Endstation Sol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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entfernen konnte, stürzte sich Loymaash auf ihn. Er packte ihn von hinten an einem seiner zwölf Gliederärmchen, wirbelte ihn herum und hielt ihn dann in der Körpermitte mit beiden Händen fest. Er hob den Nakken mit spielerischer Leichtigkeit hoch und verstärkte den Druck gegen sein Exoskelett, daß das Metall ächzte. „Ich könnte dich zerquetschen", sagte Loymaash mit gleichbleibend ruhiger Stimme. Ein Cantaro seines Ranges hatte sich stets soweit unter Kontrolle, um sich nicht von einem Nakken provozieren zu lassen.
    Loymaash sah nur keine andere Möglichkeit, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen - was nach Daarshols Meinung aber nicht minder ein Eingeständnis seiner Schwäche war. Loymaash fuhr fort: „Und - bei den Herren der Straßen - ich werde es tun, wenn du mir nicht auf der Stelle gehorchst.
    Verstehst du diese Sprache?"
    Der Nakk hatte in einer ersten Panikreaktion verzweifelt mit seinen sechs Armpaaren gezappelt und den Antigrav hochgefahren. Doch er beruhigte sich sofort wieder. „Weil du die Herren der Straßen aiv gerufen hast", sagte der Nakk. „Wer von uns beiden ist, glaubst du, wichtiger für sie?"
    Jetzt, als er den starren Blick der Nakkenoptik zu erwidern versuchte, funkelte in Loymaashs Augen tatsächlich Zorn auf. Für Daarshol, und gewiß auch für die drei anderen Mitglieder der Untersuchungskommission, Ilendaa, Onchesho und Rencaash, war dies ein weiterer Beweis von Schwäche. „Für die Herren der Straße ist es wichtig zu erfahren, ob es stimmt, daß zweihundert Nakken aus dem Humanidrom verschwunden sind", knurrte Loymaash. „Du wirst mir auf der Stelle sagen, ob das stimmt, Shaarim!"
    „Laß mich los", verlangte der Nakk. „Und verschwinde mit deinen Leuten."
    „Antworte!" schrie Loymaash außer sich. „Ist es wahr, daß zweihundert Nakken nach Lokvorth emigriert sind?"
    Der Nakk schwieg. Er rührte sich nicht mehr und verharrte geduldig in Loymaashs Griff. Es war ein eigenartiges Kräftemessen - rohe Gewalt gegen Ausdauer.
    Der Nakk ging daraus als Sieger hervor.
    Daarshol war ein aufmerksamer Beobachter dieser Szene, und als Loymaash den Nakken freigab und hilflos zusah, wie dieser davonschwebte und durch eines der massiv scheinenden Wandsegmente verschwand, da stand es eindeutig fest: Loymaash hatte endgültig das Gesicht verloren. Dies war Daarshol eine Genugtuung und tröstete ihn darüber hinweg, daß Vrochnash ihn übergangen hatte.
    Sie kehrten an Bord der QOUNTAX zurück. Daarshol erwartete, daß Loymaash eine Sitzung einberufen würde, um mit ihnen die Lage zu besprechen. Daarshol hätte ihm schon einen Rat geben können, was unter diesen Umständen zu tun wäre. Aber Loymaash wollte die Meinung seiner Begleiter nicht hören. Er setzte sich mit dem Hauptquartier auf Schotschi in Verbindung und verlangte, daß sein Situationsbericht an die Herren der Straßen weitergeleitet werden sollte.
    Daarshol befürchtete für den Einsatzleiter schlimme Konsequenzen. Doch statt dessen wurde kurz darauf das Eintreffen der JEEXEL mit dem weisen Herrn Dorian Waiken angekündigt.
     
    *
     
    Daarshol sah zum erstenmal ein solches Schiff, und an der Reaktion von Loymaash und den anderen erkannte er, daß es ihnen ebenso erging. „Ist dies ein Schiff der Herren der Straßen?" fragte Rencaash. „Es ist anzunehmen", sagte Daarshol. „Immerhin ist der weise Herr Dorian Waiken damit angereist."
    Dies war der einzige, wenn auch noch unbestätigte, Anhaltspunkt, auf den Daarshol seine Vermutung stützte. Denn bisher hatte er die Raumschiffe der Herren der Straßen nur als Objekte kennengelernt, die von der Ortung, als schemenartige Flecken gezeigt, angezeigt wurden.
    Aber, um der Wahrheit die Ehre zu geben, Daarshol war vom Anblick des Schiffes leicht enttäuscht. Die JEE-XEL sah ganz gewiß nicht wie das Statussymbol eines Herrn der Straßen aus.
    Der eigentliche Schiffskörper bestand aus einem Ellipsoid, 30 Meter lang und 20 hoch und dick, aus dem, entlang der Schiffsachse in Richtung Bug ein sich verjüngender Ausläufer wie der Hals einer Flasche ragte, so daß die Gesamtlänge 50 Meter betrug. Um das Heck spannte sich ein vertikal verlaufender Flansch, der oben und unten in seiner Verlängerung zwei weitere Ausläufer bildete, die mittschiffs durch eine Ringwulst miteinander verbunden waren. So entstand, zusammen mit dem „Flaschenhals", der Eindruck eines Dreizackenschiffs.
    Es glitt ohne meßbare Energieemission auf den Äquatorring des Humanidroms zu und landete 200

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