1492 - Vampir-Attacke
aufgerissen und wühlte in dem Rucksack herum. Er knurrte dabei zufrieden, aber er achtete nicht auf seine Umgebung.
Anders als der Koreaner. Er schaute sich um, aber er blickte nicht in die Höhe.
Erst als er ein sausendes Geräusch hörte, legte er den Kopf in den Nacken.
Die Gestalt raste wie ein Fallbeil nach unten und hatte den Boden noch nicht berührt, als sie schon mit dem rechten Fuß zutrat.
Der Koreaner konnte nicht mehr ausweichen. Der Tritt schleuderte ihn zu Boden, und die Gestalt aus der Luft kümmerte sich um Keene.
Der hatte nichts gesehen, nur etwas gehört, es aber nicht als wichtig eingestuft, was sich in den folgenden Sekunden als Fehler herausstellte. Auch er bekam einen Schlag, der so heftig war, dass er sich auf dem Boden überrollte und noch ein Stück weit rutschte, bevor er dicht an einer Mauer liegen blieb.
Laura kniete noch immer am Boden. Sie hatte zwar mitbekommen, dass etwas passiert war, doch sie war nicht in der Lage, es einzuordnen. Sie sah vor sich einen fremden Mann, der dunkle Kleidung trug, wie aus dem Nichts erschienen war und sich zu ihr hinabbeugte. Dabei lächelte er und zeigte sein Gebiss, das eine Anomalie aufwies, denn aus dem Oberkiefer ragten zwei Zähne vor.
»Keine Angst«, flüsterte der Fremde. »Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ab jetzt bist du bei mir.«
Laura hörte die Worte und wusste nicht, was sie damit anfangen sollte. Sie konnte auch nichts mehr sagen, es bildeten sich keine Worte, obwohl sie die Lippen bewegte.
Allerdings war sie nicht blind. Sie sah den Koreaner, der sich hinter dem Rücken des Mannes aufgerichtet hatte und sein Messer stoßbereit in der rechten Hand hielt.
Ihr Warnruf kam zu spät. Der Mann aus Asien hatte bereits zugestoßen und die Klinge im Rücken des Mannes versenkt.
Für Laura war es nicht zu begreifen, hier Zeugin eines Mordes geworden zu sein. Sie wartete darauf, dass der Mann zusammenbrach und tot liegen blieb. Nur trat dies nicht ein, denn der Mann richtete sich noch weiter auf, obwohl die Klinge in seinem Rücken steckte.
Er drehte sich sogar um und schaute den Koreaner an!
Der Mann aus Asien begriff die Welt nicht mehr. Vor Staunen blieb ihm der Mund offen, und auch er sah die beiden spitzen Zähne im Oberkiefer des Dunkelhaarigen.
»Was – was ist – was…«, stotterte er.
Der Vampir schüttelte den Kopf. Gelassen griff er nach hinten und zog das Messer aus seinem Rücken. Es hätte Blut an der Klinge kleben müssen, doch das war nicht der Fall. Nach wie vor schaute er auf den blanken Stahl.
»Das ist – das ist…«
Der Blutsauger vollendete den Satz. »Das ist dein Tod, und ich brauche nicht mal dein Blut.«
Der Koreaner glotzte nur. Er begriff es nicht. Und dann spürte er den heißen Schmerz, der seine Brust durchzog. So etwas hatte er noch nie erlebt, und er würde es auch nicht noch einmal erleben, denn der Tod war schneller und ließ ihn auf der Stelle zusammenbrechen. Er war nicht mehr in der Lage, die Klinge aus seiner Brust zu ziehen.
Laura Willis hatte alles mit ansehen müssen. Es war alles so unwirklich, dass sie den Eindruck hatte, die Realität verlassen zu haben. So etwas konnte es doch nicht geben. Das war einfach grauenhaft.
»Ab jetzt gehörst du mir!« flüsterte der Fremde Laura zu. »Du bist mein Eigentum.«
Auch das hörte sich schlimm an. Sie wollte eine Frage stellen, aber das war ihr nicht möglich, denn ihr Kehle saß zu.
Der Fremde zog sie auf die Füße. Sie konnte ihren Blick dabei nicht von seinem Mund lassen. Die spitzen Zähne waren zu sehen, und etwas in ihrem Kopf schlug an und verschaffte sich freie Bahn.
Der Gedanke an einen Vampir war plötzlich da, und sie merkte, dass eine Hitzewelle nach der anderen durch ihren Körper strömte.
Aber es gab keine Vampire! Das alles hier musste ein Irrtum sein, ein schrecklicher Albtraum!
Sie keuchte. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie sich wehren musste. Verzweifelt stemmte sie sich gegen die Gestalt, die sie festhielt, aber sie kam gegen die Kraft des Mannes nicht an. Dieser Unmensch war stärker als sie. Er würde sie nie, nie mehr loslassen.
Als ihr dieser Gedanke kam, wurde ihr schlecht. Ein Schwindel überfiel sie. Sie spürte, wie ihre Beine nachgaben, und dann erlebte sie etwas, womit sie niemals gerechnet hätte.
Eine Kraft riss sie hoch.
Sie konnte fliegen!
Nein, der andere flog, aber sie wusste nicht wohin und dachte dabei an den Tod…
***
Keene hatte der Schlag schwer erwischt. Er hatte sich
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