1492 - Vampir-Attacke
dabei in eine Fledermaus zu verwandeln, wie es bei Mallmann der Fall ist?«
»Da bin ich im Moment überfragt.«
Suko ließ nicht locker. »Was hast du denn gesehen?« wollte er wissen. »Ich meine bei Jane auf dem Hof.«
»Es war zu dunkel. Auch die Taschenlampe brachte nicht viel. Es war eine Gestalt mit dunklen Haaren, die Justine Cavallo letztendlich als einen gewissen Ramon identifizierte. Ich denke allerdings, dass sie uns den Gefallen tun wird und weiterhin recherchiert. Nicht weil wir so nette Menschen sind, sondern weil sie keine Konkurrenz in ihrem Revier haben will. Das ist meine Meinung.«
»Hört sich gut an. Ich hoffe, dass dein Wunsch in Erfüllung geht.«
Ich nickte und sagte dann: »Hoffentlich müssen wir nicht bald eine Vampirbraut jagen. Einer wie dieser verdammte Ramon reicht mir.«
Suko war meiner Ansicht. Er fragte trotzdem nach. »Glaubst du denn, dass sich dein neuer Bekannter noch in der letzten Nacht ein Opfer geholt hat?«
»Ich schließe nichts aus. Zeit genug hat er gehabt. Aber es wird dauern, bis sein Opfer wieder erwacht, und bevor es nicht den Schutz der nächsten Dunkelheit hat, wird es kaum Blut trinken.«
»Das gibt uns Zeit.«
»Hoffentlich können wir sie nutzen.« Sehr optimistisch war ich nicht, aber manchmal hatten wir auch Glück. Da entwickelten sich die Dinge anders, als man es erwartet.
Pünktlich kamen wir natürlich nicht, was uns einen langen Blick unserer Assistentin Glenda Perkins einbrachte, als wir die Bürotür öffneten.
»Im neuen Jahr bleibt alles beim Alten«, sagte sie.
Ich grinste. »Wie meinst du das?« Sie baute sich vor mir auf. »Zwei Dinge. Zum einen seid ihr mal wieder zu spät dran, und zum anderen siehst du aus, als hättest du ein paar Stunden in einem zugigen Hauseingang mit entsprechender Begleitung verbracht.«
»Das ist nicht fair«, protestierte ich.
»Wieso?«
»Es war nicht mal eine halbe Stunde, die ich vor einem offenen und zugigen Fenster verbracht habe. Und das noch im Beisein von Jane Collins und einer gewissen Justine Cavallo.«
Als ich das gesagt hatte, wusste Glenda, dass irgendwas nicht richtig gelaufen war.
»Probleme?«
»Ja.«
»Womit?«
»Es geht mal wieder um Vampire, die…«
Glenda schnippte mit den Fingern. »Moment mal«, sagte sie, drehte sich von uns weg und ging zu ihrem Schreibtisch. »Ich denke, dass ich da etwas für euch habe.«
»Was denn?«
»Kommt her!«
Wenn Glenda in Form war, ließ sie sich so leicht durch nichts abschrecken. Sie reichte uns einen Ausdruck und sprach uns an, bevor wir ihn lesen konnten.
»Hier geht es um einen Vorgang, der direkt an uns weiter geleitet worden ist. Es passierte in Paddington. Es geht um Mord, Entführung und einen fliegenden Menschen.«
»Du bist dir sicher?« fragte Suko.
»Lest selbst.«
»Okay, das machen wir.«
Glenda hatte leider nicht übertrieben. Das Protokoll hätte vor einer rechtlichen Institution keinen Bestand gehabt.
Der Mensch, von dem die Aussagen stammten, war emotional zu stark aufgeladen gewesen. Er hieß Keene und hatte tatsächlich all das beobachtet, von dem Glenda Perkins in ihrer Kurzversion gesprochen hatte.
»Und?«
Wir schauten sie an.
»Wenn das stimmt«, sagte ich, »dann hat dieser Keene genau die Gestalt gesehen, die auch mir schon zweimal begegnet ist. Das ist wirklich ein Hammer.«
»Und er hat sich eine Beute geholt«, fügte Suko hinzu.
Damit hatte er die Schwachstelle erwähnt. Eine menschliche Beute.
Eine Frau, deren Adern mit Blut gefüllt waren. Idealer hätte es für den Entführer nicht laufen können.
Zum Glück hatte Keene überlebt, aber ein Koreaner, der wohl zu ihm gehörte, war umgebracht worden, und zwar mit seinem eigenen Messer, das zuvor im Körper des fliegenden Menschen gesteckt hatte.
»Wie gesagt«, erklärte Glenda uns und schaute auf die Spitzen ihrer Stiefel, »das ist uns überbracht worden. Man hat wirklich gut reagiert.«
»Die Kommunikation klappt eben immer besser«, bemerkte Suko, während er mich anschaute. »Wie sieht dein Plan aus?«
»So wie deiner. Ich denke, dass wir uns diesen Keene mal vorknöpfen.«
Mein Freund und Kollege nickte nur. Ich stand bereits am Telefon und nahm Verbindung mit dem Revier auf.
Es ging dann alles sehr schnell. Ein Sergeant Waking erklärte mir, dass Keene vor lauter Angst die Hosen voll hatte und seine Zelle gar nicht mehr verlassen wollte.
»Das kann ich mir vorstellen. Er fürchtet sich vor dem fliegenden Menschen.«
Waking räusperte
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