1492 - Vampir-Attacke
noch bei uns bleiben. Es kann sein, dass aus der Vergangenheit etwas gegen ihn vorliegt. Ein Delikt, für das wir ihn schon immer drankriegen wollten.«
»Tun Sie das.«
»Darf ich fragen, wie es bei Ihnen weitergehen wird?«
Ich hob die Schultern. »Ehrlich gesagt, wir wissen es nicht so genau. Aber wir werden uns in der Gegend umschauen, wo es passiert ist. Oft kehrt der Täter ja an den Ort seiner Tat zurück, und es kann sein, dass auch fliegende Menschen so handeln.«
»Toll.«
»Das hoffen wir auch.«
Vor der Station blieben wir stehen und schauten uns an.
»Mal eine Frage«, sagte Suko, »wie weit sind wir eigentlich gekommen?«
»Nicht besonders weit.«
»Danke, das sehe ich auch so.«
»Aber vielleicht haben Jane oder Justine etwas in Erfahrung gebracht.«
»Ruf sie an.«
»Das hatte ich vor.«
Erst im Rover griff ich zum Handy. Ob wir es nun wollten oder nicht, in diesem Fall stand Justine Cavallo wieder mal an unserer Seite. Zwar war sie nicht unsere Partnerin geworden, wie sie es sich immer vorgestellt hatte, aber ihre Hilfe war schon recht nützlich.
Eine wie sie besaß ausgeprägte Sensoren. Sie wusste sehr gut, wohin sie ihre Fühler ausstrecken musste, um etwas zu erfahren.
Jane meldete sich und fragte, bevor ich noch meinen Namen nennen konnte: »Habt ihr was erreicht?«
»So gut wie nichts.«
»Mist. Aber immerhin etwas – oder?«
»Ja, wir wissen, dass dieser Keene nicht der Mörder ist.«
»Gratuliere.«
»Abwarten. Leider hat er uns auch nicht viel sagen können. Aber wir kennen nun den Namen der Entführten. Sie heißt Laura Willis und hat direkt in der Nähe gewohnt.«
»He, das ist interessant.«
»Meinen wir auch. Deshalb fahren wir hin. Aber was ist mit Justine Cavallo?«
»Sie ist unterwegs.«
»Sehr gut. Und?«
»Bisher hat sie sich nicht gemeldet. Sie hat mir auch nicht gesagt, wo sie suchen will. Außerdem glaube ich nicht, dass ein normaler Vampir unbedingt bei Tageslicht unterwegs ist, obwohl es heute kaum richtig hell werden wird.«
»Das macht auch nichts. In diesem Fall bin ich froh, dass ich mich als Spur bezeichnen kann. Er hasst mich. Ich habe ihm etwas weggenommen, und ich denke, dass es für ihn kein Problem sein wird, mich zu finden.«
»Dann gebt verdammt gut acht, John. Er kann sich zwar nicht unsichtbar machen, aber er ist ein Typ, der im Hintergrund lauert und eiskalt aus dem Hinterhalt schießt.«
»Ich weiß. Melde dich, sollte es Neuigkeiten geben.«
»Mach ich. Aber umgekehrt auch.«
»Klar.«
Suko hatte zugehört. Jetzt fragte er: »Bleibt es bei unserer Fahrt zum Tatort?«
»Sicher. Und ich denke auch, dass wir uns Lauras Wohnung ansehen sollten.«
»Dann los.«
***
Keene hatte recht gehabt. In dieser Gegend, in der wir uns sehr bald herumtrieben, lebten die Menschen, die es nicht geschafft hatten.
Sehr alte Häuser, manche innen umgebaut, um aus einer Wohnung mehrere Zimmer zu machen, um mehr Miete rauszuholen.
Junge Leute lebten im Viertel ebenso wie alte. Eine Bahnlinie bildete nicht weit entfernt so etwas wie eine Grenze. Im Süden lag der Hyde Park, im Norden der berühmte Bahnhof, der durch Miss Marple bekannt geworden war.
Wir fuhren in den Kreisverkehr am Sussex Square und bogen dann nach Norden ab, wo die Station lag.
Hier gab es noch dieses alte Viertel, das in die Bahnhofsgegend hineinpasste. Im Gegensatz zu vielen anderen Häusern hatte man hier die Renovierung vergessen, aber nicht weit entfernt lag das New Norfolk Hotel, und wir konnten den Rover in der Nähe einer schmalen Grünfläche abstellen, ohne Gefahr zu laufen, abgeschleppt zu werden, weil wir einem patrouillierenden Kollegen unsere Ausweise zeigten.
Er war sehr freundlich, erkundigte sich nach unserem Ziel, und als er es gehört hatte, wies er uns den Weg.
»Eine Frage noch.«
»Bitte«, sagte ich.
»Geht es um den Mord an dem Koreaner?«
»Indirekt schon. Wieso? Wissen Sie etwas darüber?«
»Nein, aber es wurde jemand verhaftet.«
»Keene.«
»Genau.«
»Er war es nicht«, sagte ich. »Aber lassen wir das. Kennen Sie auch eine Laura Willis?«
Der Kollege schloss die Augen und stieß die Luft aus. »Und ob ich sie kenne. Sie ist im Prinzip ein armes Schwein. Ohne Job und deshalb auch ohne Perspektive. Aber das ist noch kein Grund, es mit Diebstählen zu versuchen.«
»Sie ist eine Diebin?«
»Davon bestreitet sie ihren Lebensunterhalt. Wir haben sie einige Male erwischen können und auch mal eingesperrt, aber sie versucht es immer wieder und
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