1492 - Vampir-Attacke
Willis.«
»Sehr schön. Dein Name gefällt mir. Ich freue mich, ihn aus deinem Mund zu hören.« Ihr Kinn hatte er losgelassen. Er trat noch näher an sie heran und streichelte ihre rechte Wange.
»Weißt du«, fragte er mit leiser Stimme, »dass du jetzt zu mir gehörst, Laura? Du bist meine Braut. Ich werde dich mitnehmen. Du hast von mir den Vampirkuss erhalten. Ich habe dein wunderbar frisches Blut getrunken, das mich stark gemacht hat. Ich fühlte mich nicht gut, nachdem man mir eine Braut genommen hat. Aber das wird nicht mehr vorkommen, das schwöre ich dir. Ich werde dir die Welt zeigen und dir die Augen für die Dunkelheit öffnen. Es wird dir wie ein Wunder vorkommen, und du wirst dich auf die Suche nach dem Blut begeben. Das Blut und nur das Blut wird in der Zukunft wichtig für dich sein, denn es garantiert dir das Leben, das sich von dem der anderen Menschen stark unterscheiden wird. Die Zukunft gehört uns, meine Teure.« Er legte beide Hände gegen ihre Wangen. »Verstehst du?«
Durch den Druck an ihren Wangen hatte sie Mühe, eine Antwort zu formulieren. Ihre Worte: »Ich freue mich darauf!« klangen leicht gepresst.
»Das ist gut!« lobte er. »Aber wir werden noch warten müssen, bis die Dämmerung eingesetzt hat. Dann werden wir beide uns auf den Weg machen, und du wirst erleben, wie sehr die Dunkelheit unser Freund ist. Das verspreche ich dir.«
»Ja, ja – ich freue mich.«
»Hast du einen Wunsch? Möchtest du ein bestimmtes Ziel erreichen, meine Teure?«
Laura brauchte nicht lange zu überlegen. Plötzlich konnte sie lächeln und flüsterte dann: »Ich möchte dorthin, wo ich gewohnt habe.«
»Gut, meine Teure, gut. Und was möchtest du dort?«
»Blut! Ich will Blut trinken. Ich brauche es so!« schrie sie und schüttelte sich dabei.
Ramon aber lachte. Er trat von ihr weg. Er riss sein Maul auf.
»Ja, das habe ich gewollt, Laura, genau das. Du bist richtig. Wir beide werden die Welt aus den Angeln heben und unsere Feinde dabei vernichten oder sie bis zum letzten Tropfen leer saugen…«
Bei dieser Antwort dachte er an den blondhaarigen Mann, mit dem er noch eine Rechnung offen hatte. Ihn wollte er sich persönlich vornehmen…
***
Sergeant Waking war ein Mann, der durch seinen rötlichen Bart auffiel, dessen Borsten nicht zu bändigen waren. So wucherte er um sein Kinn herum und reichte in schmalen Spitzen auch hoch bis zu seinen Ohrläppchen. Dafür hatte er die Haare bis auf ein paar wenige Strähnen auf seinem Kopf verloren, aber aus den Ohren wucherten sie ebenfalls hervor und zusätzlich aus den beiden Nasenlöchern.
Er lachte, als er uns sah und auch unsere Blicke. »Jeder, der mich zum ersten Mal sieht, staunt. Da kann ich nichts machen. Ich bin eben ein waschechter Ire.«
»Ist ja kein Fehler«, sagte ich und reichte ihm die Hand. »Angeblich sollen die Iren ja die besten Menschen der Welt sein.«
»Nicht nur angeblich, wir sind es.« Er gab auch Suko die Hand und bot uns Plätze in seinem kleinen Büro an, das hinter dem großen normalen lag, in dem sich die anderen Kollegen aufhielten und das wir schon durchquert hatten.
Kaffee hätten wir uns aus einem Automaten ziehen und aus Pappbechern trinken müssen, aber darauf konnten wir gut und gern verzichten. Auf den beiden Stühlen befand sich eine grünliche Unterlage aus Filz. Trotzdem war die Härte des Holzes zu spüren. Wer hier lange saß, für den wurde es irgendwann mal zu einer Qual.
Er schaute uns an und schüttelte den Kopf. »Wissen Sie, meine Herren, was ich erlebt habe, das kann ich nicht fassen. So eine Zeugenaussage ist einfach nicht zu begreifen. Aber dieser Keene bleibt bei seiner Aussage.«
»Dann ist sie wohl richtig«, bemerkte Suko.
»Aber nicht logisch nachzuvollziehen.« Der Sergeant ballte die Hände. »Überlegen Sie mal, was da passiert ist. Es gab einen Toten. In seiner Brust steckte sein eigenes Messer. Eine junge Frau wurde entführt, und wir haben einen Zeugen, der behauptet, dass er mit all diesen Vorgängen nichts zu tun hat.«
»Das bereitet Ihnen Probleme – oder?«
»Sie sagen es.«
»Und jetzt?«
»Ha«, rief er, »ich vergaß noch, Sie auf den fliegenden Mann hinzuweisen. So etwas gibt es doch nicht. Das ist verrückt. Oder haben Sie schon mal einen fliegenden Menschen gesehen?«
Die Antwort umgingen wir, denn da brauchten wir nur an Carlotta, das Vogelmädchen, zu denken, denn sie war so etwas wie ein fliegender Mensch, nur hatte sie Flügel, und das war bei diesem Vampir
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