1492 - Vampir-Attacke
habe ihm freie Bahn gegeben.«
Suko ergriff das Wort. »Dann steht Ramon unter deiner Kontrolle, wenn ich das richtig verstanden habe.«
»Ja, so ist es.«
»Und weiter?«
Saladin schaute an Suko vorbei, um mich anzusehen. Ich sah den Triumph in seinen Augen leuchten. Eine wilde Freude, die ihn erfasst hielt, weil er sich als der große Sieger fühlen konnte.
»Meine Fähigkeiten kenne ich«, erklärte er, »denn ich weiß, wie gut ich bin. Besser als alle Menschen, die ich kenne. Ich bin einfach einmalig, und diese Einmaligkeit habe ich noch verstärkt. Allein die Macht der Hypnose reichte mir nicht mehr. Ich wollte meinen Einfluss auf die von mir unter Kontrolle gebrachten Menschen noch verstärken, und das ist mir wunderbar gelungen. Ich beherrsche sie doppelt, Sinclair. Bisher hat sich die Gabe der Telekinese auf mich selbst beschränkt. Es hat mich viel gekostet, und es klappt nicht immer, das geben ich gern zu…«
Ich unterbrach ihn. »Du meinst die Teleportation.«
»Auch, Sinclair. Es gibt keinen gravierenden Unterschied. Du weißt, dass ich mich wegbewegen kann, denn du kennst das Serum in meinem Körper. Aber ich wollte mehr. Hin zur Teleportation, und das habe ich geschafft. Mallmann hat mir Ramon überlassen, und ich habe ihn dank meiner Telekräfte zu einem fliegenden Vampir gemacht, den ich von einer Stelle zur anderen schicken kann.«
Es war heraus. Wir brauchten nicht mehr länger zu raten. Eigentlich war das Phänomen recht leicht zu erklären, und ich schalt mich fast einen Narren, dass ich nicht früher darauf gekommen war.
Saladin also war Ramons Herr und Meister. Er konnte ihn auch hypnotisiert haben, damit der Blutsauger nur das tat, was er wollte.
Kraft seiner mächtigen Gedanken schickte er ihn also auf die Reise, um so an Blut zu gelangen. Und Ramon war mächtig genug, um beim Fliegen noch jemanden mitzunehmen, wie wir es erlebt hatten.
Ein Spaß war das nicht, und ich merkte, dass sich in meinem Magen etwas zusammenzog. Das Grinsen des verfluchten Hypnotiseurs ging mir auch auf die Nerven.
»Schade für euch«, sagte Saladin. »Warum mischt ihr euch auch immer in Dinge ein, die euch nichts angehen? Aber so ist das nun mal. Ihr seid eben zu neugierig.«
»Das gehört zu unserem Job«, sagte ich. »Und darf ich fragen, was du vorhast?«
»Gern, Sinclair. Ich werde meinen Vampirdiener überall dorthin schicken, wo es mir gefällt. Er wird immer genügend Blut bekommen, dafür kann ich sorgen. Er wird so lange unter meiner Kontrolle bleiben, wie ich es will, und irgendwann wird es diese Art Blutsauger nicht nur in der Vampirwelt geben, sondern auch in der normalen. Es ist Will Mallmanns langer Arm, der euch hier erreicht.«
»Und das stellst du dir so vor, nicht? Du denkst, dass es immer klappen wird.«
»Sicher.«
»Das kann ich nicht glauben, Saladin. Jeder ist verschieden, besonders wenn es sich um Blutsauger handelt. Du wirst Probleme bekommen. Bei diesem hier ist es gut gegangen, er ist so etwas wie ein Prototyp. Aber ob sich alle Menschen zu solchen Vampiren machen lassen, stelle ich mal dahin.«
»Wenn sie hypnotisiert sind, wird ihnen nichts anderes übrig bleiben.«
»Da bin ich anderer Meinung.«
Er winkte ab. »Das ist Unsinn, Geisterjäger. Hier in diesem Haus wirst du es erleben. Ich freue mich schon jetzt darauf, wenn Ramon euer Blut saugen wird.«
»Wo steckt er denn?«
»Nicht weit entfernt. Und er ist voller Hass auf euch, das sage ich dir.«
»Dann lass ihn kommen.«
»Ja«, jubelte er. »So habe ich es gewollt. Ich lasse ihn auch kommen – Achtung!«
Er war der Chef, er war der Meister in der Arena, er hatte alles im Griff, und ich wollte ihn in dem Glauben lassen.
Er stieß einen Pfiff aus!
Zunächst geschah nichts. Sekunden später entdeckten wir hinter ihm die Bewegung.
Ramon kam!
Nur ging er nicht normal über die Stufen, bei ihm war alles anders, denn er schwebte über die Treppe hinweg und erreichte in dieser schrägen, nach vorn gerichteten Haltung das Podest, auf dem sich Saladin aufhielt. Ramons Beine zuckten nach unten, dann fanden seine Füße Halt auf dem Boden des Podests.
Jetzt standen die beiden zusammen und schauten zu uns hoch. Ramon hatte den Mund so verzogen, dass keiner seine langen spitzen Blutzähne übersehen konnte.
»Er hasst dich, Sinclair. Er hasst dich wie sonst keinen auf der Welt, und das wird er dir jetzt zusammen mit mir beweisen.«
Gefahr!
Es war meine innere Stimme, die mich warnte. Bisher war nicht viel
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