1493 - Das Gefängnis der Kosmokratin
das aus opalisierendem Material gefertigte Ornament hervor. Er reichte es dem Nakken. Der ergriff es mit einer seiner mechanischen Hände, musterte es eine Sekunde lang und ließ es dann in einer Hautfalte verschwinden. „Ich erkenne, daß ich dir trauen kann", sagte er. „Was ist das, das Symbol des Innersten?" wollte Alaska wissen.
Einen Augenblick hatte es den Anschein, als wolle Eladeru ihm antworten. Aber dann besann er sich eines anderen. „Wir haben keine Zeit mehr", erklärte er. „Wir brechen sofort auf."
*
Namru nad Eelam war es gewohnt, bis spät in die Nacht hinein zu arbeiten. Die Pflichten eines Standortkommandanten waren umfangreich. Als Amelon pak Tuuri zwei Stunden nach Mitternacht seinen Arbeitsraum betrat, stand ihm der Triumph ins Gesicht geschrieben. „Ich wußte es", verkündete er, noch bevor Namru nad Eelam Gelegenheit hatte, ihn anzusprechen. „Alas kan Saedel ist kein Hauri! Die Gewebeprobe weist ihn eindeutig als Terraner aus."
Eine Zeitiang saß Namru nad Eelam stumm und nachdenklich. Wenn man jahrelang nur mit der Verteilung von Lebensmitteln und dem Entwurf von Fahrplänen für die Versorgungsschiffe beschäftigt gewesen war, dann fiel es einem schwer, sich im Handumdrehen auf eine Situation umzustellen, die echte Gefahr zum Inhalt haben mochte. „Wir müssen ihn festnehmen", drängte Amelon pak Tuuri. „Ja, das müssen wir", antwortete Namru nad Eelam. „Festnehmen und ausfragen. Wir müssen erfahren, was er hier will. Plant jemand einen Krieg gegen uns? Soll das Ingkoom-Imperium angegriffen werden?
Warum schicken sie ausgerechnet einen Terraner als Spion? Was haben die Terraner in Hangay verloren? Bist du absolut sicher, daß er ein Terraner ist?"
„Absolut", sagte Amelon pak Tuuri. „Das heißt..."
„Das heißt - was?"
„Es gibt eigenartige Mikrostrukturen in seinem Genom", antwortete Amelon. „Er ist ein Terraner, das steht ganz außer Zweifel, aber kein gewöhnlicher Vertreter seiner Spezies. Er hat irgend etwas mit der Zellstruktur seines Körpers angestellt. Was das ist, werden wir beizeiten erfahren. Die Experten sind nach wie vor an der Arbeit. Fürs erste jedoch ist wichtig, daß wir den Fremden in sicheren Gewahrsam bringen."
„Ja", sagte Namru nad Eelam und stand auf. „Ich werde das Notwendige sofort veranlassen."
„Was, wenn er Gegenwehr leistet?" erkundigte sich Amelon pak Tuuri. „Wir setzen eine Hundertschaft Wachroboter auf ihn an", erklärte der Standortkommandant. „Wie will er sich gegen die wehren?"
„Er stammt von Terranern ab", warnte Amelon. „Terraner sind von Natur aus trickreich. Niemand kann vorherseheiv wie er sich verhalten wird."
„Wenn er uns zu viele Schwierigkeiten macht", sagte Namru nad Eelam, „erschießen wir ihn einfach."
„Das wollte ich von dir hören", antwortete Amelon pak Tuuri.
*
Ein kleiner Rest Mißtrauen war geblieben. Alaska brauchte Gewißheit. Zu diesem Zweck steÜte er sich unwissend. „Wie können die Hauri hinter mir her sein?" fragte er. „Was gäbe ihnen Anlaß dazu? Und vor allem Dingen: Wieso wüßtest du davon?"
„Ich kann dir alle diese Fragen beantworten", sagte der Nakk. „Aber wir verlieren Zeit damit. Du hattest einen kleinen Unfall, als du Namru nad Eelams Arbeitszimmer verlassen wolltest, nicht wahr?"
„Ja, ich stolperte über einen Teppich..."
„Und Amelon pak Tuuri fing dich auf."
„Ja, so hieß er."
Eladeru wies auf die Schramme in Alaskas Unterarm. Sie war schon fast verheilt. Der Zellaktivator tat seine Pflicht. „Glaubst du, daß man anhand einer Probe von Zellgewebe deine Herkunft nachweisen kann?" fragte der Nakk. „Natürlich. Ich wußte es. Ich wollte dich nur auf die Probe ..."
Er unterbrach sich mitten im Satz. Von irgendwoher waren die summenden Geräusche mehrerer Gleitertriebwerke zu hören. Ein Zuruf an den Servo dämpfte die Innenbeleuchtung. Alaska trat ans Fenster. Am Horizont war der erste Lichtschimmer des neuen Tages zu sehen. Drüben. in der Stadt brannten nur noch wenige Lichter. Die Gebäudegrupppe, in der Alaskas Unterkunft lag, bildete einen Ring um einen Innenhof von knapp 100 Metern Durchmesser. Es gab zwei Zugänge zum Hof, beide als torbogenähnliche Durchfahrten ausgebildet. Einer davon lag in Richtung des Hauptquartiers, der andere auf der gegenüberliegenden Seite. Alaska sah drei schwere Transportgleiter, die in der Mitte des Hofes aufgefahren und gelandet waren. Die Luken öffneten sich. Schwerbewaffnete Kampfroboter
Weitere Kostenlose Bücher