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1494 - Hexenhölle

1494 - Hexenhölle

Titel: 1494 - Hexenhölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatten. Außerdem drang nicht eben viel Helligkeit durch die schmalen Fenster.
    Als das Mädchen hell aufschrie, wollte ich mich in Bewegung setzen. Aber das war nicht mehr nötig. An der anderen Seite der Stuhlreihen sah ich sie laufen. Sie rannte auf die Tür zu, um aus der Kapelle zu entkommen.
    »Ja, lauf nur, reiß die Tür auf! Da wartet mein Diener. Er wird an dir seine Freude haben.«
    »Das glaube ich nicht!« sagte ich mit lauter Stimme und lief dem Mädchen entgegen, das nicht mehr stoppen konnte und direkt in meine Arme lief…
    ***
    Nach meinen Worten war es totenstill in der Kapelle geworden. Das Mädchen klammerte sich an mir fest wie eine Ertrinkende. Es schien instinktiv zu spüren, dass ich nicht zu dem Father gehörte. Ich hatte selten so flehende Blicke auf mich gerichtet gesehen.
    »Dir wird nichts geschehen, keine Sorge«, sagte ich.
    »Aber er…«
    »Bitte, lass mich los.«
    Sie wollte nicht so recht, und ich musste ein wenig nachhelfen. Danach stellte sie sich hinter mich. Ich gab ihr Deckung vor ihrem Peiniger.
    Der ging den gleichen Weg wie sie. Sogar recht langsam, denn er war sich seiner Sache weiterhin sicher.
    Dann sah mich.
    Trotz des Dämmerlichts erkannte ich, dass in ihm etwas vorging.
    Seine Sicherheit verschwand, und das faunische Grinsen auf seinem glatten Gesicht trocknete ein.
    Es war dieses Gesicht, das mich störte. Eineaalglatte, sehr helle Haut. Eine spitze Nase, kleine Augen, ein weiches Kinn, dazu ein kleiner Mund, dessen Lippen irgendwie widerlich verzückt aussahen. Vor solchen Typen konnte ich mich ekeln. Ich musste mich zusammennehmen, um ihm nicht ins Gesicht zu schlagen.
    Calderon hatte sich schon wieder gefangen. Der Ausdruck in seinem Gesicht wechselte. Er wurde arrogant, und ebenso klang seine Stimme.
    »Wer bist du?«
    »Jemand, der es ehrlich meint. Außerdem hasse ich so bigotte Typen wie dich.«
    »Was?« schrie er. »Du wagst es, mich so despektierlich anzusprechen, Bastard?«
    »Ich war noch freundlich. Eigentlich müsste man ganz anders mit dir umgehen.«
    So hatte wohl seit langem keiner mehr mit ihm gesprochen. Er riss den Mund erneut auf, schnappte nach Luft und versprach mir dann die Hölle auf Erden.
    »Ja, ich brauche dich nur anzusehen. Du bist so etwas wie ein Abziehbild des Teufels. Ebenso widerlich und verlogen. Du bist die Pestbeule am Körper der Kirche. Und du willst rechtschaffene Menschen auf den Scheiterhaufen schicken und dich an Kindern vergehen.«
    Meine Worte saßen. Unter der dunklen Kutte fing er an zu zittern.
    Dann schrie er mich an, und aus seinem Mund sprühte der Speichel.
    »Irma ist kein Kind mehr. Sie hat es schon öfter getrieben – wie auch ihre Tante von einigen Jahren, die wir ertränken mussten!«
    »Nein, nein, nein!« Hinter mir schrie Irma auf. »Ich habe es noch nie getrieben, bei allem, was mir heilig ist! Das stimmt nicht! Ich bin noch unschuldig!«
    »Ich werde dich bekommen«, flüsterte der Father, »darauf kannst du dich verlassen.«
    »Vor oder nach der Hexenverbrennung?« fragte ich.
    Calderon stampfte mit dem Fuß auf. »Du weißt davon?«
    »Ja. Deshalb bin ich hier.«
    Erst nach dieser Antwort schien er mich richtig wahrzunehmen. Er musterte mich und flüsterte dann mit kratziger Stimme: »Du gehörst nicht hierher, verflucht!«
    »Ach nein?«
    »Ich kenne dich nicht. Du bist anders. Du bist verdammt! Du kommst nicht von hier. Du bist und bleibst ein Fremder.«
    »Das stimmt.«
    »Und was willst du hier?«
    »Ich suche eine Freundin. Ich möchte sie umarmen und mit mir nehmen.«
    »Ha, und wer ist das?«
    »Cosima.«
    Ich war gespannt auf seine Reaktion und täuschte mich nicht.
    »Die Hexe?« brüllte er, sodass seine Stimme laute Echos erzeugte.
    »Die willst du umarmen? Ja, das kannst du. Umarme sie, wenn sie auf dem Scheiterhaufen steht und ihr Kleid in Flammen aufgeht. Dann schaue ich zu und werde sehen, wie dir das Feuer die Haut von den Knochen löst. Ja, darauf freue ich mich schon.«
    »Dazu wird es nicht kommen. Cosima ist keine Hexe. Du willst eine Unschuldige opfern, du Mörder.«
    Erneut änderte sich sein Gesichtsausdruck. Sein Antlitz wurde von einer Woge des Hasses überzogen. In seinen Augen zeigten sich rote Äderchen, den Mund bekam er kaum zu.
    Ich würde ihn mir weiter zur Brust nehmen. Hier waren wir ungestört.
    Leider kam es anders. Von der anderen Seite schlug jemand gegen die Tür, und dann wurde sie aufgestoßen. Irma wich zur Seite und schrie dabei auf.
    Der Aufpasser!, schoss

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