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1494 - Hexenhölle

1494 - Hexenhölle

Titel: 1494 - Hexenhölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das Motiv zu finden, das mich hergetrieben hatte? Der fahle Himmel hoch über meinem Kopf gab mir auch keine Antwort. Er lag in seiner Unendlichkeit über mir und schien nur darauf zu warten, wieder finster zu werden.
    Und noch etwas irritierte mich. Ich hörte keine Geräusche. In meiner nächsten Umgebung war es still wie auf einem Friedhof. Aber den genau suchte ich. Nur war niemand da, der mir hätte den Weg zeigen können.
    Was war meine Aufgabe?
    Wenn ich den Gedanken des Hector de Valois richtig begriffen hatte, dann sollte ich Cosimas Retter sein. Dazu musste ich sie erst mal finden, und das war nicht so einfach.
    Jedenfalls wies in meiner Umgebung nichts auf die Hexenhölle hin. Laubbäume nahmen mir die Sicht. Es herrschte kein Winter, eher Herbst, denn vereinzelt hatten sich die Blätter bereits von den Bäumen gelöst und lagen auf dem Boden.
    Raus aus dem Wald. Freie Sicht bekommen. Alles andere konnte ich vergessen. Niemand zeigte sich, der mir den Weg hätte weisen können, doch als ich in eine bestimmte Richtung blickte, da fiel mir auf, dass die Bäume nicht mehr so nah beieinander standen und sich das Tageslicht besser verteilen konnte.
    Das war meine Hoffnung, und so stiefelte ich weiter. Natürlich war ich vorsichtig. Ein Wald ist nie ungefährlich, und zu dieser Zeit schon gar nicht. Aber man ließ mich in Ruhe. Mich begleitete nur das Zwitschern der Vögel und kein Pferde wiehern.
    Die nächste Freude erfasste mich, als ich erkannte, dass der Weg nicht so weit war, wie ich zuvor angenommen hatte. Schon bald hatte ich einen guten Blick in die Weite und stellte fest, dass ich auf der flachen Kuppe eines Hügels stand.
    Ich schaute hinab in eine Senke oder in ein flaches Tal und entdeckte dort einen Mittelpunkt, der aus einer Ansammlung von Häusern bestand, die sich zu einem Dorf zusammendrängten.
    Das war doch was!
    Die kleine Ortschaft lag nicht mehr als einen Kilometer entfernt. Es gab sogar einen Weg, den ich nehmen konnte. Wenig später stellte ich fest, dass es nur ein von Rädern geprägter Pfad war, der zum Dorf führte.
    Ich sah auch, dass es nicht leer war. Menschen bewegten sich zwischen den Häusern. Aus einigen Kaminen stiegen fette Qualmwolken, und mir wehte auch ein helles Klingen entgegen, das sich anhörte, als würde jemand auf Metall schlagen. Bestimmt wehten die Laute aus einer Schmiede zu mir herüber.
    Sie war tatsächlich das erste Haus, auf das ich traf. Die Tür war nicht geschlossen. Seitlich der Schmiede waren zwei Pferde an Halteringen angebunden, und das Feuer der Esse im Haus leuchtete wie ein zuckendes, rotes, unruhiges Auge.
    Ich ging auf den offenen Eingang zu. Zwei Männer arbeiteten am Feuer. Einer bediente einen dicken Blasebalg. Der Ältere hämmerte auf ein glühendes Hufeisen ein, das er sicherlich bald einem der Pferde anpassen würde.
    Ich blieb stehen. Einige Sekunden schaute ich zu und wartete, bis man mich entdeckte.
    Es war der dünnere Mann, der mich zuerst bemerkte. Er rief seinem Meister etwas zu, der den Hammer sinken ließ und zu mir hinschaute, bevor er sich von seinem Schemel erhob.
    Er war ein Mann mit Glatze und rötlichem Vollbart. Der Schweiß ließ sein Gesicht glänzen. Ich sah seinen fragenden Blick und musste mir blitzschnell etwas zurechtlegen, was ihn nicht misstrauisch machte. Natürlich vermisste ich Cosima, doch nach ihr zu fragen traute ich mich einfach nicht. Es konnte sein, dass ich genau das Falsche tat, denn sie war hier als Hexe verschrien.
    Der Schmied musterte mich vom Kopf bis zu den Füßen und fragte mit seiner rauen Stimme: »Wer seid Ihr?«
    Ich lächelte. So etwas war immer gut. Da konnte man eine gewisse Spannung abbauen.
    »Mein Name ist John Sinclair.«
    »Aha. Und woher kommt Ihr?«
    »Ich bin auf der Wanderschaft.«
    Die Antwort nahm er mir nicht ab. Mit etwas lauterer Stimme fragte er: »Was sucht Ihr hier?«
    Ich dachte an das Bild. Mir fiel der Mönch ein, der bei den Soldaten gestanden hatte. Beide gab ich als Grund für mein Kommen an.
    »Ah, Ihr gehört zu ihnen?«
    »So ist es.«
    Wieder schaute er mich von Kopf bis zu den Füßen an. »Ihr seid sehr ungewöhnlich gekleidet. Seid Ihr ein Richter?«
    Ich nickte und ließ ihn damit bei seinem Glauben.
    »Die Hexe wird verbrannt werden.«
    »Heute?«
    »Sobald es dunkel wird.«
    »Was hat sie den Schlimmes getan?«
    Die Frage hätte ich nicht stellen dürfen, denn der Schmied starrte mich böse an. »Warum fragt Ihr mich, wenn Ihr doch dazugehört?«
    »Ich

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