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1494 - Hexenhölle

1494 - Hexenhölle

Titel: 1494 - Hexenhölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf feuchtem Stroh, das eklig roch. Wenn sie ihre Hände ausstreckte, umfassten die Finger die kalten Gitterstäbe, die so dicht standen, dass sich nicht mal der Körper eines Kindes hätte hindurchzwängen können.
    Ich bin eine Hexe! Ich soll eine Hexe sein! Ich soll auf dem Scheiterhaufen landen!
    Andere Gedanken beschäftigten sie nicht. Sie war schweißnass.
    Das Kleid klebte an ihrem Körper. Ihr Herz schlug hart und schnell.
    Sie war zum Glück nicht gefoltert worden, aber man hatte sie mehrfach vergewaltigt. Sogar ein Mann der Kirche hatte sie aus dem Kerker holen lassen, in den Badezuber gesteckt, und anschließend hatte er sich mit ihr beschäftigt.
    »Du wirst nicht sterben, man wird dich retten!«
    Es war ein hoffnungsvoller Satz gewesen, den Hector, ihr Freund, ihr gesagt hatte. Daran hatte sie sich geklammert, doch nun schwand die Hoffnung immer mehr.
    Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde der Käfig aus dem von allen Seiten bewachten Schuppen geholt und auf den Wagen gestellt werden. Vier Pferde würden ihn zum Sterbeort ziehen, wo der Scheiterhaufen bereits errichtet worden war.
    Was hatte sie nicht alles getan, um sich zu befreien? Nichts war dabei herausgekommen. Sie war die Geliebte des Hector de Valois gewesen, und das hatte man ihr nicht verziehen. Besonders dieser Calderon nicht, der Hector bis aufs Blut hasste und es nun geschafft hatte, ihm die Geliebte zu rauben. Wäre sie Calderon zu Willen gewesen, hätte sie ihrem Schicksal unter Umständen entrinnen können. Aber das hatte sie nicht über sich bringen können. So war sie zu seiner Gefangenen geworden, und jetzt fragte sie sich, wie sie noch gerettet werden konnte.
    Sie glaubte nicht mehr daran. Verzweifelt hockte sie in ihrem Käfig wie ein angeschossenes Tier und wartete auf die Erfüllung ihres Schicksals. Es würde ihr Leben beenden, das dann nicht mal fünfundzwanzig Lenze gedauert hatte.
    Ein ratschendes Geräusch unterbrach ihre Gedanken. An der Tür war außen der Riegel zurückgezogen worden. Sie war zusätzlich verschlossen, obwohl der Schuppen bewacht wurde.
    Die Knechte kamen. Kerle, die darauf warteten, sie anfassen zu können. Es machte ihnen Spaß, die Frau unsittlich berühren zu können. Niemand würde dagegen einschreiten. Wer im Käfig hockte, der war Freiwild.
    Cosima drängte sich zurück, bis sie den Widerstand der Stäbe im Rücken spürte. Es half ihr nichts, die Kerle lachten nur, packten den Käfig und zerrten ihn nach vorn.
    Wenn man die Hände hochkant drehte, passten sie auch zwischen die Stäbe. So konnten sie die Frauen anfassen, was jetzt auch Cosima passierte.
    Die schmutzigen Finger tasteten über ihren jungen Körper. Die alten Lumpen, die man ihr übergeworfen hatte, schützten sie keineswegs. Sie versuchte, die Griffe zu ignorieren, die besonders gegen ihre Brüste gezielt waren. Entsprechende Kommentare über deren Wuchs musste sie sich anhören.
    Ein Knecht bedauerte ihren Tod.
    Er hätte sich gern noch mit der Hexe beschäftigt, um ihr den Teufel aus dem Leib zu treiben.
    Das hatte bereits dieser Calderon auf seine spezielle Art und Weise getan. Noch jetzt dachte Cosima mit Schaudern daran.
    Nach mehreren Rucken hatten es die Häscher geschafft und den Käfig angehoben. Der Wagen stand bereit. Zwei Pferde warteten mit hängenden Köpfen darauf, angetrieben zu werden.
    Die Knechte hoben den Käfig an und schoben ihn auf die Ladefläche des Karrens. Dort würde er seine letzte Reise antreten, zusammen mit seinem Inhalt.
    Alles lief im Sinne ihrer Feinde. Cosima sah keine Möglichkeit mehr, den Männern zu entkommen. Sie würden mit großem Vergnügen den Scheiterhaufen anzünden und dann zuschauen, wie sie verbrannte.
    Jemand schlug den Pferden mit einer Peitsche auf die Rücken. Sie zuckten zusammen, wieherten schrill und setzten sich mit einem heftigen Ruck in Bewegung, den auch die Frau mitbekam. Sie hatte gekniet und wurde durch die Bewegung auf den Rücken geschleudert.
    Ihre letzte Reise begann. Sie wollte nicht hinschauen und schloss die Augen. Die Enttäuschung hatte tiefe Wunden in Cosimas Seele geschlagen. Sie dachte daran, dass sie mal die Geliebte eines mächtigen Mannes gewesen war. Er hatte von einem tiefen Vertrauen gesprochen, das zwischen ihnen beiden bestand. Aber wo war es jetzt?
    Es hatte sich aufgelöst wie Eis in der Sonne.
    Cosima war auch deshalb enttäuscht, weil sie nicht an seiner Seite hatte bleiben können. Hector war unterwegs, er musste etwas erledigen. Er wollte

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