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1494 - Jagd auf Gesil

Titel: 1494 - Jagd auf Gesil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mit einem Satz zu sagen: Wir haben die Zivilisation verlassen und sind zur Natur zurückgekehrt."
    „Ihr nennt euch Rossisten." Ernst Ellert war nachdenklich geworden. „Mich erinnert das an etwas aus der lange vergangenen Geschichte Terras, aber das kann ja wohl nicht sein."
    „Wir haben ein Vorbild, eine Legende", erklärte der Alte mit weisem Lächeln. „Vor sehr langer Zeit, noch lange bevor die Zeitrechnung begonnen hat, lebte ein Terraner namens Rousseau. Er predigte das Zurückzur-Natur. Nach ihm haben wir uns benannt. Daher bezeichnen wir die männlichen Mitglieder unserer Gemeinschaft als Rosso und die weiblichen als Rossa."
    „Oh!" Ellert lachte. „Es gab auch vor der NGZ eine Zeitrechnung, eigentlich sogar mehrere. Und nach der populärsten Zählweise von früher lebte von 1712 bis 1778 der alten Zeitrechnung der französische Philosoph und Schriftsteller Jean-Jacques Rousseau. Das ist runde 3000 Jahre her. Es ist erstaunlich, daß es noch heute geistige Spuren von damals gibt und noch dazu im vereinsamten Dschungel des Amazonasgebiets."
    „Ich verstehe nicht ganz", räumte der Dorfälteste ein. „Das kann ich mir denken." Ellert blickte kurz auf, als Korbin und Tovaa in die Hütte traten und sich zu ihnen setzten. „Es ist eigentlich nicht wichtig, aber ich will auch offen und ehrlich zu dir sein, selbst wenn ich Gefahr laufe, für einen Schwindler gehalten zu werden. Ich wurde im Jahr 1940 der erwähnten alten Zeitrechnung geboren. Als ich erwachsen war, lebte Rousseau schon 180 Jahre nicht mehr. Aber im Vergleich zu euch war ich an seiner Lehre noch hautnah dran. Das ist eigentlich alles, wenn man berücksichtigt, daß ich damals einen ganz anderen Körper besaß."
    Die Rossisten starrten ihn an wie einen Geist an.
     
    *
     
    „Das ist phantastisch." Zum ersten Mal zeigte Metusal eine deutliche Gefühlsreaktion. „Ich sehe, daß du die Wahrheit sagst. Bitte berichte mir mehr von Rousseau. Für uns ist das wichtig."
    Daß sein Gesprächspartner damit sagte, daß er fast 3000 Jahre alt war und daß er in verschiedenen Körpern gelebt hatte, interessierte den Ältesten der Rossisten allenfalls am Rande.
    Ellert warf Alaska Saedelaere einen fragenden Blick zu, denn damit würde er ja noch mehr von den Themen abrücken, die ihnen allen auf den Nägeln brannten. Testare verstand nicht viel von der terranischen Geschichte. Und Gesil war nur eine stille Teilhaberin an diesem Gespräch. „Ich kann dir nicht helfen." Alaska lächelte Ellert an. „Meine Kenntnisse über Rousseau sind äußerst dürftig. Ich kenne den Namen, aber mehr weiß ich nicht. Wir haben Zeit, also sprich ruhig. Denke an die Jahrhunderte, die ihr in Uxbataan verloren habt."
    „Erwarte keine Wunder." Ernst Ellert kratzte sich verlegen am Kopf. „Jahreszahlen konnte ich schon immer gut behalten. Daher kannte ich diese Daten über Rousseau. Ansonsten weiß ich nur, daß er die Gesellschaft seiner Zeit heftig kritisiert hatte. Einer seiner Wahlsprüche war: Der Mensch ist gut, aber durch die Kultur verdorben. Er forderte die Rückkehr zu einer natürlichen Lebensweise und zu einer natürlichen Erziehung. In seinen Romanen Emile und Die neue Heloise gab er diesen Vorstellungen Ausdruck. Damit übte er einen deutlichen Einfluß auf ein politisches und gesellschaftliches Ereignis seiner Zeit aus, das die Französische Revolution genannt wurde. Mehr weiß auch ich nicht, aber ich denke, man könnte mehr darüber in Erfahrung bringen."
    „Es ist phantastisch." Metusal staunte ganz ehrlich. „Ich habe einige Informationen über Rousseau, und es wäre wunderbar, wenn ich mehr über ihn erfahren könnte. Viele von uns lieben unsere Lebensweise und die Weltanschauung des alten Meisters, aber sie können sich nicht mit ihm identifizieren, weil es keine Informationen darüber gibt. Du sagtest, man könnte mehr über sein Wirken und seine Bücher in Erfahrung bringen?"
    „Aber ja." Ernst Ellert lenkte das Gespräch damit ganz geschickt wieder auf die eigenen Probleme. „Ich bin mir ziemlich sicher, daß NATHAN in seinen Speichern mehr über Rousseau weiß."
    „NATHAN?" Metusal wurde vor Enttäuschung ein paar Zentimeter kleiner. „Du sprichst von der Legende, die schon lange niemand mehr kennt? Von der Großsyntronik auf dem Mond?"
    „Richtig. Früher war es eine Hyperinpotronik, aber sie wurde ganz sicher den modernen Techniken angepaßt."
    „Ich glaube nicht", meinte der Dorfälteste, „daß es NATHAN noch gibt Wenn die Anlagen

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