1495 - Die Generalprobe
weniger sensibel als gegenüber den Hologrammprojektionen. Warum das so war, konnten die Wesen aus Hangay vermutlich nicht einmal selbst sagen. Daß es so war, hatte man auch nur durch Zufall entdeckt. Enza und Notkus wußten, daß es eine psionische Verbindung zwischen den beiden Nakken und dem Hologramm gab. Der Einfluß der Nakken reichte bis in ihre Fingerspitzen. Es war nicht anzunehmen, daß Baadiset und Chomeram ihre Gedanken lesen konnten, aber sie setzten voraus, daß die Nakken jede Bewegung ihrer Finger mit hypersensiblen Sinnen wahrnahmen und genau auf das achteten, was die Fingerspitzen an dem Hologramm auslösten. „Die Impulsfolge wird nicht gleichmäßig aktiviert", hörten sie den Haluter sagen. „Die Rückmeldung von den beiden Nakken an meinem Terminal ist unbefriedigend. Ihr müßt euch stärker konzentrieren."
Sie drängten sich noch enger aneinander und bildeten eine körperliche und geistige Einheit, in der sie ähnlich wie Computer und Kontracomputer reagierten. Enza tastete das Holo auf der einen Seite ab, und Notkus tat es auf der anderen. Beide steuerten sie mit den beschichteten Fingerkuppen einen Teil des Vorgangs, und die beiden angeregten Teile mußten zu einer Einheit verschmelzen.
Salaam Siin hätte gesagt, daß nur dann eine absolute Reinheit der Tonfolge gewährleistet war, und irgendwie traf dieser Vergleich genau zu. Das Holo erfüllte seinen Zweck besser als ein Bildschirm, und die beiden Menschen waren nicht nur Befehlsgeber an einer Maschine, sondern führten den Vorgang direkt mit ihren Händen aus.
Notkus spürte, wie sich die Oberfläche des Hologramms kaum merklich erwärmte. Seine Finger glitten über die markierten Flächen, und die Stimme des Haluters drang aus weiter Ferne an seine Ohren. „So ist es gut", sagte Dharab. „Weitermachen!"
„Schau auf die Aktivsymbole", zischte Enza. Er öffnete die Augen und blinzelte. Die Aktivsymbole lagen inmitten der markierten Flächen, und sie stellten ein Konglomerat aus geometrischen Figuren und konzentrischen Kreisen dar. Notkus strich an den Kreislinien entlang und näherte sich dem Zentrum des Symbols. Auf der gegenüberliegenden Seite vollführte Enza eine spiegelverkehrte Bewegung.
Ein Störton klang auf. Enza warf den Kopf in den Nacken und blitzte ihren Partner an. Notkus wartete auf ein paar böse Worte. Sie blieben aus. Statt dessen bildeten sich auf Enzas Stirn deutliche Schweißperlen.
O nein! dachte er verbissen. Nicht jetzt! Das darf jetzt nicht sein. Wenn sie jetzt wieder einen Zusammenbruch erleidet, dann ist es das beste, wir ziehen uns ganz vom Experiment zurück. Dharab wollte etwas sagen, vermutlich wurde das Zentralplasma ungeduldig. Der Haluter merkte, daß etwas mit den beiden Synergistikern nicht stimmte. „Nimm den Mittelfinger zur Zentralschlinge und laß ihn dort", hauchte Enza. „Ja, so ist es gut. Ich tue es auch. Verdammt, was ist los?"
Das Holo kühlte sichtbar ab, und Notkus konnte seine Finger an der energetischen Hülle entlanggleiten lassen wie er wollte. Es bewirkte keine Reaktion. „Der Syntron hat den Kontakt unterbrochen", meldete der Haluter. „Die Nakken ,warten. Fehlt es euch an Konzentration?"
„Ich weiß es nicht", sagte Enza und nahm die Hände zurück. Sie wich dem Blick ihres Partners aus.
Notkus war kreidebleich im Gesicht.
Es ist vorbei, dachte er, und seine Mundwinkel bebten. Wir bewegen uns aneinander vorbei. Der energetische Zusammenhang zwischen uns, die Synergie, ist gestört. Wahrscheinlich ist sie ganz zerstört.
Enza reagiert nicht kratzbürstig. Sie gleicht den Energieverlust nicht durch psychische Reibung aus. Sie ist schwach geworden. Und ich kann es nicht verhindern. Ich bin eine Niete, eine Null!
Er legte den Arm um sie und sagte nur „Komm!". Enza folgte ihm schweigend hinaus, und Notkus warf einen Blick über die Schulter zurück. „Das Experiment sollte automatisch ausgeführt werden, Tenquo.
Strahlt die Impulsfolgen ab. Wir melden uns, sobald wir uns einigermaßen gefangen haben!"
Mit dem Transmitter kehrten sie in die KALIHAL zurück, und Notkus führte Enza in seine Kabine und bettete sie im Schlafraum zurecht. Enza war blaß. Sie wirkte schwach und zerbrechlich. Und sie hatte wieder erhöhte Temperatur. Ihr Stirn glühte, und sie sah ihn dankbar an, als er ihr einen Fruchtsaft brachte. Hastig stürzte sie das erfrischende Getränk hinunter und setzte den Becher auf die Konsole neben ihrem Kopf. „Wir haben nie darüber gesprochen",
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