1495 - Die Generalprobe
Schirmfelder aufgebaut. Die Matten-Willys quittierten es dadurch, daß sie endlich wieder eine halbwegs normale Gestalt annahmen, sich zu einer Protestdemonstration versammelten und unter lautem Gejammer bis hinüber zu dem Grüngürtel am Wasserlauf zogen. Urupsel beanspruchte den höchsten Platz auf dem Hügel, und demonstrativ hielt er das empor, was er dicht am Ufer gefunden hatte.
Unalaq beleuchtete einen winzigen Zylinder von etwa acht Zentimetern Länge und einer Dicke von höchstens zwei Zentimetern. In Monogrammform waren zwei Buchstaben darauf eingraviert: Eund M.
Urupsel verkündete, daß es die Rolle der Ehrenmitgliedschaft war, die ihm das Schicksal in die Hand gelegt hatte. Er würde sie eines Tages dem verleihen, der sich als der wahre Freund aller Matten-Willys erwies.
Kanteralle widersprach. Er bildete einen langen Tentakel aus, der nach vorn schnellte und Urupsel den Zylinder entriß.
Der Anführer der Matten-Willys starrte den Artgenossen. an wie einen Geist. Seit längerem schon hatte er Kanteralle in,Verdacht, ein heimlicher Saboteur ihres Volkes zu sein. Jetzt stellte er es unter Beweis.
Urupsel hetzte die Meute auf Kanteralle, aber der verschaffte sich Gehör. Und so kam die furchtbare Wahrheit über Urupsels Lüge an den Tag, weil es sich bei dem Zylinder nämlich um den Lippenstift von Enza Mansoor handelte, den diese vor nicht allzu langer Zeit von Notkus geschenkt bekommen hatte. Mit Monogramm.
Angesichts dieses schlagenden Beweises für sein eigenes Ungeschick bot Urupsel seinen sofortigen Rücktritt an. Seine Absicht wurde jedoch zu einem fürchterlichen Fehlschlag. Statt eifriger Beteuerungen und Bitten, dies ja nicht zu tun, brandete ihm nur Zustimmung entgegen, und so floß er von seinem Feldherrnhügel herab und verkroch sich in den hintersten Reihen seiner Gefolgsleute.
Kanteralle aber wurde der neue Anführer. Er führte die Matten-Willys zurück in das Schiff, und diesmal stellten sie keinen Unfug an, sondern verkrochen sich still in ihren Wohnbereichen. Sie rührten sich nicht einmal, als das Zentralplasma sich mit ihnen unterhalten wollte.
*
„Beginnt mit der Abstimmung der einzelnen Impulsfolgen. Wir warten!" Etwas wie Ungeduld drückte sich in den Worten Baadisets aus. Enza und Notkus blickten auf und starrten in den Hintergrund, wo sich die Silhouette Tenquo Dharabs abzeichnete. Der Haluter bemerkte ihren Blick, aber er reagierte nicht. Die beiden Synergistiker sahen sich an. Notkus schluckte, und Enza verzog geringschätzig die Lippen. „Worauf wartest du eigentlich?" fuhr sie ihn an. „Mußt du Maulaffen feilhalten wie jedesmal, wenn es ans Denken geht?"
Er senkte den Blick und starrte verbissen auf die sensorielle Beschichtung seiner Hände. Sie glänzten rosarot, und er streckte die Arme aus und näherte die Hände dem Hologramm. Die Symbolkugel besaß mehrere markierte Flächen, und Notkus ließ die beschichteten Fingerkuppen darübergleiten und beobachtete die Reaktionen des Systems.
Die Anlage war bereits aktiviert, und die Syntronik verarbeitete die Impulse, die durch die Fingerspitzen des Synergistikers ausgelöst wurden.
Sie hätten die Sendung der Impulse auf herkömmlichem Weg durchführen können, aber Enza und Nötkus wollten die Nakken durch speziell vorabgestimmte Impulse unterstützen und wählten deshalb die Holotastung. „Schneller!" klang Enzas Stimme neben seinem Ohr auf. „Du zögerst viel zu lange. So kommen wir nicht voran. Das kann jeder Syntron besser. Wozu sind wir denn da?"
„Bitte Ruhe", hauchte Dharab. „Die Nakken konzentrieren sich!"
Notkus schloß die Augen und vergaß die Welt aus blauem Licht um sich herum. Er spürte Enza neben sich. Sie lehnte sich mit der Schulter an ihn. Diesen Schulterschluß vollzogen sie jedesmal, wenn sie konzentriert miteinander arbeiteten. Notkus zog seine Hände ein wenig zur Seite und machte ihren Fingern Platz, die nun ebenfalls entlang der Projektionsfläche des Hologramms zu tasten begannen. „Ich habe sie", sagte Notkus plötzlich. „Die Symbole tragen die Kennzeichnung, die wir angebracht haben." Es handelte sich um die Impulsfolge in der ganzen Reihe, die auf Drenshoor gewirkt hatte. „Aktivierert!" flüsterte Enza. Die Aktivierung der Impulsfolge stellte kein Problem dar. Ein akustischer Befehl an den Syntron hätte im Normalfall genügt. Diesmal war es anders. Sie wollten etwas Besonderes ausprobieren. Die Nakken waren gegenüber den energetischen Feldern des Syntrons
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