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1496 - Keltenzauber

1496 - Keltenzauber

Titel: 1496 - Keltenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sehen. Wichtig ist, dass du schon mal bei mir bist. So ist der erste Schritt getan.«
    Johnny zögerte noch. Alles war ihm plötzlich fremd geworden. Er wusste nicht, ob er sich richtig verhielt, aber er ging jetzt davon aus, dass nur er für diese junge Keltin wichtig war. Sonst hätte sie sich auch an jemand anderen wenden können. Er spürte die Neugierde in seinem Innern, aber auch die Furcht vor dem Kommenden. Er musste sich entscheiden, und damit konnte er nicht länger warten.
    Sie machte den Anfang. Myrna nickte ihm zu. Es war das Zeichen, dass sie sich in Bewegung setzen wollte, und genau das passierte auch. Sie ging einen Schritt nach vorn, und für Johnny sah es aus, als würde sie über dem Boden schweben.
    Die Werkstatt war ziemlich voll gestellt, doch da gab es einen Mittelgang, durch den sie schreiten konnte. Dann jedoch war ihr der weitere Weg durch das kreisende Sägeblatt auf dem Holzbock versperrt. Das Singen hatte sich nicht verändert, es war nur etwas lauter geworden, je näher Johnny herankam.
    Er wollte Myrna entgegen gehen, blieb dann aber stehen, als sie eine Handbewegung machte.
    Sie ging dabei weiter.
    Und sie kümmerte sich nicht um die Kreissäge. Sie hätte ihr jetzt ausweichen müssen, tat es jedoch nicht.
    Johnny konnte und wollte nicht glauben, was er da mit eigenen Augen sah.
    Myrna durchschritt das Sägeblatt, das sie eigentlich in der Mitte ihres Körpers hätte teilen müssen. Es passierte nicht. Keine Haut wurde aufgerissen, kein Blut wirbelte in Tropfen durch die Luft, keine Schreie gellten auf. Myrna verzog nicht einmal ihr Gesicht. Das freundliche Lächeln auf ihren Lippen blieb bestehen.
    Johnny hatte das Gefühl, im Erdboden versinken zu müssen. Erneut erlebte er etwas Unglaubliches. Aber er war so etwas schon gewöhnt, ganz im Gegensatz zum Pfarrer, der einfach nicht mehr hinschauen konnte. Er hatte seine Hände vor das Gesicht geschlagen und stöhnte.
    Nichts war mehr so wie sonst, und trotzdem war alles gleich geblieben. Myrna hatte ihr wahres Wesen gezeigt. Sie war mehr als nur eine Erfindung oder ein Geist. Möglicherweise war sie sogar eine Druidin, obwohl Johnny von weiblichen Druiden noch nichts gehört hatte.
    Sie stellte sich direkt vor ihn und hob den Kopf an, um in sein Gesicht zu lächeln. »Nun…?«
    Johnny schluckte ein paar Mal, bevor er etwas herauspressen konnte: »Was war das? Du bist – du bist…«
    »Ich bin zu dir gekommen. Wie in der Nacht.«
    »Aber da nicht durch eine laufende Kreissäge.«
    »Was läuft? Hörst du was?«
    Johnny schwieg. Er lauschte. Tatsächlich, die Säge lief nicht mehr.
    Da brauchte er gar nicht erst hinzusehen. Ein unerklärlicher Vorgang folgte dem nächsten, aber Myrna hatte ihm noch immer nicht gesagt, was sie von ihm wollte. Und Johnny traute sich auch nicht, danach zu fragen.
    Er senkte nur den Kopf und schüttelte ihn. So zeigte er seine ganz Hilflosigkeit, die ihn erfasst hielt.
    »Ich möchte dir noch mal sagen, dass ich mich sehr freue, Johnny. Ich habe so lange gewartet.«
    »Wieso? Etwa auf mich?«
    »Ja, auf wen sonst?«
    Johnny hatte alles verstanden, aber nichts begriffen. Seine innere Stimme sagte ihm, dass es zwecklos war, Fragen zu stellen. Sie würde nur reden, wenn sie es wollte. Alles andere war erst mal zur Seite geschoben.
    Sie fasste nach seiner Hand.
    Und wieder erlebte Johnny diese neutrale Haut. Es war kaum zu fassen, aber es gab weder Kälte noch Wärme in ihr, und er wusste nicht, wie er sich Myrna gegenüber verhalten sollte. Er kam sich vor wie ihr Lakai. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, ihrem Hilferuf zu folgen und nach Teynham zu kommen, doch er hatte dem Drang nicht widerstehen können.
    »Und was geschieht jetzt mit uns?«
    »Wir werden gehen.«
    »Wohin?«
    »Das wirst du sehen.«
    »Na gut.«
    Myrna ließ Johnny nicht los, als sie sich umdrehte. Sie zog ihn kurzerhand mit.
    Jetzt hätte Johnny eigentlich Percy McLean sehen müssen, doch der Pfarrer stand nicht mehr an seinem Platz. Er hatte sich zurückgezogen, aber er hatte sich nicht versteckt, denn Johnny sah ihn am offenen Fenster stehen und zuschauen.
    Myrna kümmerte sich nicht um ihn. Johnny tat es schon. Er sah die hilflosen Blicke und Bewegungen des Mannes und konnte nur eines für sich tun. Er rief dem Pfarrer zu: »Bill Conolly in London anrufen! Ihm alles sagen! So schnell wie möglich, Mr. McLean!«
    Das bin ich los!, dachte Johnny und er freute sich darüber, dass ihn Myrna nicht daran gehindert hatte, dem Pfarrer

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