1496 - Keltenzauber
nicht zufällig ausgesucht worden, und daran musste er immer denken.
In seinem Kopf führten die Gedanken einen irren Tanz auf. Sie jetzt zu sortieren war nicht einfach. Und trotzdem stand für ihn fest, dass er sich auf Myrnas Seite stellen würde.
Seinen Eltern wollte er davon nichts erzählen. Erst mal abwarten, was ihn in Teynham erwartete. Er wollte sich die Gegend dort anschauen, besonders das Gebiet um die Steine herum.
Schlaf würde er keinen mehr finden. Deshalb zog er den Schlafanzug aus und seine Kleidung an. Normal aus dem Haus zu gehen war nicht möglich, es sei denn, er stellte die Alarmanlage aus. Der Wagen stand nicht in der Garage. Er konnte praktisch den Weg durch den Vorgarten zum Eingang lautlos hinabrollen. Und das Tor ließ sich auch ganz normal mit der Hand öffnen. Klar, es gab da die beiden Kameras, aber die waren ihm egal.
Ein schlechtes Gewissen plagte Johnny trotzdem, und so schrieb er eine kurze Nachricht auf einen Zettel und legte ihn gut sichtbar auf sein Bett.
Johnny dachte auch daran, dass er kein Kind mehr war. Diese Zeiten waren längst vorbei. Er musste sich auch nicht das erste Mal bewähren. Er lebte eben in einer besonderen Familie, dazu zählte er auch noch John Sinclair, seinen Patenonkel, dem sein Vater nicht grundlos den Spitznamen Geisterjäger gegeben hatte.
»Dann werde ich mal losziehen«, flüsterte er, steckte noch eine Taschenlampe ein, öffnete das Fenster völlig und stieg nach draußen in den Garten, während seine Eltern tief und fest schliefen…
***
»Gut siehst du aber nicht aus«, stellte Sheila fest, als sie die Kanne mit dem Kaffee zu ihrem Mann hinschob.
»Mir geht es auch nicht gut.«
»Kein Wunder, wie du nach Hause gekommen bist.«
Bill drehte den Kopf, um Sheila anzuschauen. Dabei lösten sich ein paar Tropfen aus seinem Haar, das noch nass vom Duschen war, und rannen am Hals entlang.
»Ja, ich kann mich gern wiederholen«, sagte Sheila.
»Du hast doch im Bett gelegen.«
Sheila lachte. »Das habe ich schon. Aber ich habe nicht geschlafen. Ich habe dich gehört, wie du dich hingelegt und gestöhnt hast. Du hast davon gesprochen, nie wieder Whisky zu trinken, erinnerst du dich?«
»Nein. Aber davon abgesehen, Sheila, wenn du mir jetzt einen Whisky hinstellst, würde ich das Zeug aus dem Fenster kippen.«
»War es denn so schlimm?« fragte sie, wobei sich ihr Mitleid in Grenzen hielt, was ihrer Stimme deutlich anzuhören war.
»Ach, es ging. Später wurde es dann etwas böse. Ich habe keine Toilette umarmt, so schlimm war es nicht.«
»Und jetzt?«
»Habe ich Kopfschmerzen.«
»Dann nimm zwei Aspirin.«
Bill winkte ab. »Ist nicht nötig, das überstehe ich auch so. Ich werde erst mal was essen.«
Sheila deutete auf die beiden frisch gebratenen Spiegeleier. »Ist das was für dich?«
»Eigentlich nicht.«
»Probiere es trotzdem.«
Bill kannte seine Frau. Die ließ so leicht nicht locker, und deshalb zog der Reporter den Teller mit den beiden Eiern auch zu sich heran. Den Kaffee hatte ihm Sheila bereits eingeschenkt. Den probierte Bill zuerst und nickte.
»Ja, der tut gut.«
Nachdem er die erste Tasse geleert hatte und Sheila ihm noch einen Orangensaft zuschob, den er aber ablehnte, war Bill wieder so weit fit, dass er normale Fragen stellen konnte, und das sogar mit einer fast normalen Stimme.
»Was war eigentlich mit Johnny? Ist er wieder da? Ich wollte in der Nacht schon nach ihm fragen.«
»Ja, er ist wieder hier.«
»Liegt er in seinem Bett?«
»Ich denke schon.«
Bill wunderte sich. »Um diese Zeit noch? Oder ist er auch leicht hacke gewesen?«
Sheila warf ihrem Mann einen scharfen Blick zu. »Erstens hatte er eine anstrengende Woche hinter sich, und zweitens heißt er nicht Bill, sondern Johnny.«
»Aha, verstehe.«
Sheila blickte auf die Uhr. »Ich kann ja mal nach ihm schauen. Es ist spät genug.«
»Das meine ich auch.«
Sheila stand auf und verließ die Küche. Sie ließ ihren Mann allein zurück, der froh darüber war. Er hatte sich im Beisein seiner Frau zusammengerissen. Jetzt stöhnte er leise auf und rieb sich die Augen. Ein zweites Ei zu essen würde er nicht mehr schaffen. Er schob den Teller zur Seite.
Kaum hatte er das getan, als Sheila zurückkam, die Tür mit einem heftigen Ruck öffnete und hereinstürzte. Bill wusste sofort, dass etwas passiert war, das sah er ihrem Gesicht an. Es war hochrot geworden.
»He, was ist los?«
Sheila ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Johnny ist nicht da.«
»Na
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