1497 - Die Gespenster-Villa
vorhanden, woran er sich hätte orientieren können. So war er darauf angewiesen, dass ihm sein Glück half, das ihn in seinem Leben bisher nicht im Stich gelassen hatte.
Er duckte sich hin und wieder, um tief hängenden Ästen auszuweichen. Manchmal hörte er das Krächzen der Wintervögel, die sich durch sein Eindringen gestört fühlten.
Mason hatte seinen Großvater als einen Geist gesehen. Ob sich noch andere Geister in der Nähe befanden, war ihm nicht bekannt.
Aber er hielt die Augen offen.
Es gab nichts zu sehen, was ihm hätte Sorgen bereiten müssen.
Dann aber fiel ihm eine Veränderung des Waldes auf. Er war bereits tief hineingegangen und schritt über einen Teppich hinweg, der sich aus Fichtennadeln und alten Blättern zusammensetzte, die im letzten Jahr von den Bäumen gefallen waren.
War er bisher gut durchgekommen, so lag vor ihm nun eine Strecke, die nicht so leicht zu begehen war. Hier waren die Bäume kreuz und quer gewachsen. Krumm und schief und mit einem Astwerk, dessen Zweige sich zueinander gebeugt hatten und sich nun in der Höhe umschlangen, sodass sie so etwas wie ein Dach bildeten, das ihm den freien Blick auf den grauen Tageshimmel nahm.
Er fragte sich, wie die beiden Kerle, die seinen Großvater entführt hatten, hier mit dem Sarg durchgekommen waren. Aber vielleicht kannten sie einen Weg, der leichter zu begehen war.
Er bewegte sich unter dem natürlichen Baldachin hinweg, und nach wie vor waren all seine Sinne gespannt. Er glaubte daran, die Nähe des Totenhauses erreicht zu haben, und unwillkürlich trat er leiser auf, um die Stille nicht zu stören.
Wer die Toten hierher schaffte, der hatte eine ziemliche Strecke zu laufen, aber die alten Menschen wogen in der Regel kaum noch etwas.
Baumwurzeln ragten aus dem Boden. Manche Bäume hatten auch den Orkanen nicht standhalten können. Der letzte lag noch nicht lange zurück. Er hatte auch hier seine Spuren hinterlassen. Allerdings waren die Bäume nicht abgeknickt, wie er es auf der Fahrt gesehen hatte. Hier hatte der Orkan wie ein wütendes Tier an ihnen gezerrt und sie mitsamt dem Wurzelwerk aus dem Boden gerissen und sie umgekippt.
Er ging weiter, musste Baum wurzeln und Zweige übersteigen oder zur Seite drücken und war so damit beschäftigt, dass er das eigentliche Ziel recht spät zu Gesicht bekam.
Da stand das Totenhaus!
Als er es zum ersten Mal sah, zuckte er zusammen und blieb steif stehen.
Mason Fox hatte sich bisher keine Vorstellungen von diesem Haus gemacht. Im ersten Moment hatte er den Eindruck, vor einer kleinen Kapelle zu stehen, aber das traf nicht zu, denn es war kein Kreuz zu sehen. Zwar wuchsen kleine Türmchen hoch, für eine Kirche oder Kapelle hätte es aber nicht ausgereicht.
Es war sehr still geworden.
Das Krächzen der Krähen war nicht mehr zu hören. Er wünschte es sich herbei, denn diese Stille kam ihm schon unheimlich vor. Und er wünschte sich auch, den Großvater an seiner Seite zu haben, der ihn an seine kalte Totenhand nahm und ihn beschützte.
Es blieb beim Wunsch, und so war er weiterhin auf sich allein gestellt. Konzentriert richtete er seinen Blick auf die geschlossene Tür, die ihn tatsächlich an den Eingang zu einer kleinen Kirche erinnerte.
Die Tür lag in einer recht großen Nische. Über ihr bildete ein Rundbogen eine Art kleines Dach.
Und es gab noch etwas, über das er sich wunderte. Vor der Villa wuchsen keine Bäume. Da gab es nichts Sperriges, was ihn auf dem letzten Stück hätte behindern können.
Er machte sich auf den Weg.
Bei jedem Schritt klopfte sein Herz schneller. In seinem Inneren breitete sich eine Kälte aus, die auch gegen sein Herz drückte.
Irgendwo in der Nähe raschelte etwas, aber er sah nicht, was es war. Er näherte sich immer mehr dem Ziel. Das alte Gemäuer war bereits zu riechen. Es gab einen Geruch ab, der nach feuchtem Stein und alter Erde roch und einen Hauch von Friedhof mit sich brachte.
Mason wischte den Schweiß von seinen Handflächen an der Kleidung ab. Er stand irgendwie neben sich, weil er das Gefühl hatte, sich zu viel vorgenommen zu haben. Er kam sich vor wie eine Märchenfigur, die einsam durch den Wald schritt und das Haus der Hexe gefunden hatte.
Auf dem weichen Boden waren seine Schritte so gut wie nicht zu hören. Mason blieb in einer sicheren Entfernung von der Tür stehen, damit er noch eine Chance hatte, wenn er flüchten musste.
Eingestellt hatte er sich auf alles. Nun musste er zugeben, dass ihn der Mut zwar nicht
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