1497 - Die Gespenster-Villa
bitte so gut und tu mir noch einen letzten Gefallen.«
Harold Fox schwieg. Er schien nachzudenken. Vielleicht war er sogar in der Lage, gewisse Bilder und Szenen aus der Vergangenheit abzurufen und sich zu erinnern, wie es damals gewesen war. Es konnte sein, dass diese Dinge seine Entscheidung beeinflussten.
Oder es lag an dem bittenden Blick, den Mason ihm zuwarf?
Die Erscheinung nickte.
»Du stehst auf meiner Seite?«
»Ja, das stehe ich.«
»Und jetzt…«
Harold Fox hob den Arm. Er stoppte die Euphorie seines Enkels.
»Ich muss dich noch einmal darauf hinweisen, dass es für einen Menschen sehr, sehr schwer ist. Ich regiere dort nicht. Die andere Kraft ist stark, und ich weiß nicht, was sie unternehmen wird, wenn plötzlich ein Lebender in das Reich der Toten eindringt.«
Mason widersprach. »Das ist es nicht. Es ist nicht das Reich der Toten, denn das Haus befindet sich in dieser Welt und nicht im Jenseits, verstehst du?«
»Ja, das verstehe ich. Die Menschen haben Grenzen gezogen. Aber wer weiß, ob diese Grenzen auch stimmen und so scharf getrennt sind. Ich glaube nicht daran, denn sehr oft gehen sie ineinander über, weil sie fließend sind, und deshalb muss ich dich auch vor den Gefahren warnen, die dort lauern.«
»Das weiß ich alles. Ich habe mich darauf eingestellt. Du musst keine Sorge haben. Ich will auch nicht bleiben. Ich will dir nur einen letzten Gefallen tun. Ich liebe dich, Großvater.«
»Ja, mein Sohn, ich mag dich auch. Für die Handlungen deiner Eltern kann ich nichts. Ich habe ihnen geraten, hier im Land zu bleiben, aber sie wollten nicht, und deshalb habe ich sie bereits vergessen. Dich nicht, und ich werde dir den letzten Gefallen tun.«
Masons Herz klopfte plötzlich schneller. Er wusste, dass sich seine Zähigkeit ausgezahlt und er gewonnen hatte.
»Sag es, sag es, bitte…«
Und der Geist, der seinen Platz auf dem Stuhl nicht verließ, fing an zu sprechen. Seine Stimme klang wieder leicht schrill, aber er versuchte sie zu dämpfen.
Mason hörte angestrengt zu. Er nickte einige Male, um das zu bestätigen, was er erfahren hatte.
»Danke, Grandpa, danke, und ich verspreche dir…« Er musste nichts mehr versprechen, denn er sah, dass der Geist seines Großvaters dabei war, sich zu verabschieden.
Die Gestalt hatte sich bereits von ihrem Platz erhoben und war auf dem Weg zur Tür. Sie war geschlossen, aber das konnte ihn nicht aufhalten. Es gab für ihn keine Hindernisse, und so glitt er durch die Tür aus dem Zimmer.
Mason Fox blieb zurück. Er starrte vor sich hin. Sein Kopf war nicht leer, wie man bei seinem Gesichtsausdruck hätte annehmen können. Er schaute nur ins Leere, weil es keinen Punkt mehr gab, auf den sich sein Blick fixieren konnte.
Ein Traum?
Nein, das war es nicht. Da brauchte er nur die Luft einzuatmen, die den Verwesungsgeruch des Besuchers nicht verloren hatte.
Das muss ich abschütteln!, nahm er sich vor. Wichtig ist jetzt der Weg zum Haus.
Er musste in Richtung Westen fahren. Schloss Windsor war grob gesagt sein Ziel. Aber ganz bis dort brauchte er nicht. Neben der allgemeinen Touristenroute gab es noch zahlreiche einsame Flecken, die mit dichten Wäldern bewachsen waren.
Genau in diese Gegend musste er, und Mason war sich sicher, die alte Villa auch zu finden.
Ein anderes Problem war geblieben. Es trug zwei Namen. John Sinclair und Suko. Er hatte sie aufgesucht, damit sie sich um den Fall kümmerten. Nun machte er sich Vorwürfe, diesen Weg überhaupt gegangen zu sein. Er ärgerte sich, er war wütend, und deshalb beschloss er, sie nicht zu informieren. Er wollte den Weg allein fahren und sich um seinen Großvater kümmern.
Es kam darauf an, was ihn erwartete. Sollte es sich als besonders schlimm und unerklärlich herausstellen, konnte er sie noch immer anrufen.
Mit diesem Gedanken verließ er die Wohnung, um seinen kleinen Opel zu holen, der in der Nähe stand. Ein Freund von ihm aus Jugendzeiten hatte sich eine Werkstatt eingerichtet, die so groß war, dass sein Wagen noch darin Platz gefunden hatte.
Er konnte wieder lächeln. Er würde seinen Großvater nicht im Stich lassen. Das war er ihm einfach schuldig…
***
Mason Fox hatte sich nicht gemeldet, und das ließ Sorgenfalten auf meiner Stirn entstehen. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder konnte er sich nicht melden oder wollte es nicht, und ich hoffte, dass Letzteres der Fall war.
Suko und ich waren auf der Rückfahrt zum Büro sehr nachdenklich geworden. Wir hatten mit
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