1498 - Horrortrip des Sensenmannes
keine Sorgen zu machen.«
»Okay, okay.«
Bennett warf noch einen Blick auf die verschlossene Tür. Woran er dachte, musste er nicht erst aussprechen, das war ihm deutlich anzusehen, denn die Erinnerung an das Grauen stand fest in seinen Zügen geschrieben.
Der Weg zu seinem Zimmer war nicht weit. Und auch Jane Collins hatte das Gefühl, wie auf Watte zu gehen, denn so einfach nahm sie den Horror auch nicht hin…
***
»Ich brauche jetzt einen Schluck«, flüsterte Phil und schaute Jane dabei an. »Glaub bitte nicht, dass ich ein Trinker bin, das kann ich mir gar nicht leisten, aber diesen Drink muss ich einfach haben. Das verstehst du doch – oder?«
»Sicher, Phil.«
»Du auch?«
»Nein, nein, um Himmels willen.«
Er schaute sie von der Seite her an.
»Du bist verdammt tough, wie?«
Jane Collins hob die Schultern. »Das kann man so nicht sagen, aber ich habe mehr schlimme Dinge erlebt als du, das ist schon richtig. Deshalb sehe ich diesen abscheulichen Mord mit etwas anderen Augen. Aber geschockt bin ich auch.«
»Klar. Alles andere wäre auch unmenschlich.«
Er goss sich einen Doppelten ein. Da die Kaffeekanne noch auf dem Tisch stand, griff Jane nach ihr und gönnte sich eine zweite Tasse.
Auch Phil setzte sich wieder auf seinen Platz und hatte nichts dagegen, ebenfalls eine Tasse Kaffee zu trinken. Den Whisky nahm er trotzdem zu sich.
Sie tranken, schwiegen, und Jane sah, dass ihr alter Schulfreund etwas auf dem Herzen hatte.
»So, dann rück mal raus mit der Sprache.«
Phil lachte kratzig. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, verdammt. Es kann alles verkehrt sein, verstehst du? Ich bin im Kopf noch wirr, und wenn ich dich frage, was wir jetzt unternehmen sollen, dann wirst du mich auslachen.«
»Bestimmt nicht, Phil. Es ist eine verdammt schwierige Sache, das kann ich nur bestätigen.«
»Ja, gut. Nur – ich traue mir nicht zu, den Mörder zu jagen.«
»Zumindest kennen wir ihn«, erklärte Jane. »Ich habe mir die Tote zwar nicht lange angeschaut, aber diese kurze Zeitspanne hat ausgereicht, um erkennen zu können, dass der Kopf mit einem Schnitt vom Hals abgetrennt wurde, und das deutet auf eine Sense als Waffe hin. Es war also der Knöcherne, den du auch gesehen hast.«
»Aber er ist weg.«
»Sicher.«
»Und wann kommt er wieder?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Aber ich glaube nicht, dass er nach dieser Tat Schluss machen wird.«
Phil verzog die Lippen. Für einen Moment sah es so aus, als wollte er anfangen zu weinen. Dann schaute er vor sich auf den Fußboden und sagte mit leiser Stimme: »Wir sind ja nicht allein hier. Einige Schüler sind im Internat geblieben.«
»Wie viele?«
Bennett konnte die Antwort nicht so schnell geben. Er musste erst noch nachrechen.
»Ein halbes Dutzend, glaube ich.«
»Männlich und weiblich?«
»Ja.« Er winkte ab. »Ich müsste nachschauen, um dir die genaue Zahl sagen zu können.«
»Nein, nein, das ist schon gut so. Belassen wir es dabei.« Sie räusperte sich.
»Willst du ihnen sagen, was geschehen ist, Jane?«
Die Detektivin bekam große Augen. »Auf keinen Fall. Wir werden alles erst mal so belassen, verstehst du?«
»Schon. Nur die Tote…«
Jane unterbrach ihn. »Wenn du jetzt an die Polizei denkst, dann hast du recht. Ich denke, dass wir sie einschalten sollten. Aber ich habe da meine eigenen Ideen. Bevor ich zu dir kam, habe ich mit einem sehr guten Freund von mir über dein Problem gesprochen. Er weiß Bescheid, und John Sinclair hat sich mir praktisch als Rückendeckung angeboten. Er weiß, dass es Probleme geben könnte, und er weiß auch, dass ich ihn dann anrufen werde. Von London hierher zu kommen, ist kein Problem.«
»Kann er denn was machen? Ich meine, als Kollege…«
»Nein, nein, Phil. Er ist kein Kollege von mir, sondern arbeitet bei Scotland Yard.«
»Bitte?«
Jane wiederholte es, und ihr alter Schulfreund nickte langsam. Bedenken hatte er trotzdem. Er fuhr mit einer Hand über seine Wange und murmelte: »Was kann denn ein einzelner Polizist hier schon ausrichten? In solchen Fällen kommt doch die Mordkommission zusammen mit der Spurensicherung.«
»Schon alles richtig, aber John Sinclair ist etwas Besonderes. Er kümmert sich um Fälle, wo man mit normalen Ermittlungen nicht mehr weiter kommt.«
Phil Bennett musste lächeln, was allerdings sehr gezwungen aussah. »Das verstehe ich nicht. Welche Fälle sind das denn? Kannst du mir das sagen?«
»Nein, nicht direkt. Das würde auch zu weit führen. Aber
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