1498 - Horrortrip des Sensenmannes
Jane, aber dieser verdammte Keller im Internat ist wirklich so etwas wir eine Höhle oder unheimliche Unterwelt. Ich jedenfalls fühle mich dort alles andere als wohl.«
»Das kann ich sogar verstehen. Aber was sollen wir machen? Einfach nur herumsitzen und warten, das ist nicht mein Ding. Nein, wir schauen uns um. Wenn du nicht willst, was ich durchaus verstehen kann, dann beschreibe mir den Weg und ich gehe allein.«
»Auf keinen Fall. Ich bleibe in deiner Nähe.«
Jane stand mit einer ruckartigen Bewegung auf. »Dann lass uns nicht zu lange warten.«
Überzeugt hatte sie den Lehrer nicht, das sah sie ihm schon an, aber Jane sah keine andere Möglichkeit, als dem Motiv des Mörders auf die Spur zu kommen.
An der Tür blieb Phil noch mal stehen.
»Hast du eigentlich eine Waffe?« fragte er.
»Ich gehe nie nackt«, erwiderte Jane und erntete ein verwundertes Kopfschütteln.
Um den Zugang zum Keller zu erreichen, mussten sie den Anbau verlassen, was ohne einen sichtbaren Übergang geschah.
Die Breite des Treppenhauses und die herrschende Leere erweckten bei Jane Collins das Gefühl, irgendwie winzig zu sein. Sie kam sich ein wenig verloren vor. Zum Glück baute man heute keine solchen Schulen mehr.
Es hing auch kein einziges Bild an den Wänden. Nichts sollte die hier Lernenden von den eigentlichen Dingen ablenken. Auch die breite Treppe mit den grauen Stufen vermittelte keine Hoffnung, dieser Umgebung entfliehen zu können.
»Ich wundere mich, Phil, dass du dich hier wohl fühlst«, sagte Jane, die ihre Stimme senkte, um nicht zu laut zu sprechen, denn der Schall wurde von den kahlen Wänden weitergeleitet.
Bennett hob die Schultern. »Was willst du machen Jane? Es war eine Chance, und sogar eine verdammt gute.«
»Ist der Verdienst so gut?«
»Nein, das nicht. Er hält sich im Rahmen. Nur hat diese Schule einen Namen. Sie ist so etwas wie ein Eliteinstitut. Wer hier lernt, hat auf der Uni später gute Chancen. Das weiß man in Oxford ebenso wie in Cambridge.«
»Und deinem Weiterkommen kann es auch nützen, denke ich.«
»Ja, das ist nicht unbedingt falsch.«
Jane lächelte. »Jeder sorgt so gut wie er kann für sich.«
»Das denke ich auch.«
Phil Bennett drehte sich zur Seite. Er wollte auf die Kellertür zugehen, die in einer Nische lag und von grauen Schatten bedeckt war.
Nach einem Schritt schon hielt er an, denn er hatte ebenso wie Jane Collins die Echos der Tritte gehört, die von oben aufklangen und ihre Ohren erreichten.
»Oh, wir sind doch nicht allein«, flüsterte Jane.
Bennett nickte. »Das habe ich dir doch gesagt, Jane.«
Beide warteten, und kurz darauf erschien eine Person, die leichtfüßig auf der Treppenmitte nach unten lief.
Bauchfreies T-Shirt, Jeans, eine kurze braune Cordjacke.
»Ach, das ist Farah Leigh. Letzte Klasse. Sie hat es bald geschafft.«
Auch die Schülerin hatte die beiden Menschen gesehen. Lässig ließ sie winkend die letzten Stufen hinter sich, blieb dann stehen und nickte den beiden zu.
»Hi« Sie lachte. »Besuch?«
Bennett nickte. »Eine gute Bekannte hat mich in der Einsamkeit aufgesucht. Wolltest du zu mir, Farah?«
Der Umgang zwischen Lehrern und Schülern an der Schule war locker.
Farah schaute Jane genau an. Zu mäkeln hatte sie nichts, außerdem wurde sie freundlich angelächelt.
»Was hast du auf dem Herzen, Farah?«
Die Schülerin strich ihre dichten blonden Haare zurück. Danach sahen sie aus, als wäre ein Windstoß hindurchgefahren. Farahs Lippen zuckten, als könnte sie sich nicht entscheiden, ob sie lächeln sollte oder nicht. Sie entschied sich dagegen.
»Ich wollte eigentlich zu Mrs. Cramer. Sie ist doch hier in der Schule geblieben – oder?«
Bennett hatte sich blitzschnell etwas einfallen lassen. »Nein, das ist sie nicht. Sie fuhr weg.«
»Mist.« Farahs Gesicht verdüsterte sich. »Wann kommt sie denn zurück?«
Phil log weiter. »Keine Ahnung. Sie hat mir nicht gesagt, wohin sie wollte und wann sie zurückkommt. Sie sprach nur von einer Verwandten, die sie lange nicht gesehen hatte. Und sie sagte noch, dass wir am Abend nicht auf sie zu warten brauchten. Wahrscheinlich bleibt sie über Nacht.«
Farah winkte ab. »Da kann man wohl nichts machen.«
»Könnte ich dir denn helfen?«
»Nein, nein, lassen Sie mal. Das geht schon in Ordnung.« Sie lächelte.
»Dann bis später, Farah.«
Sie hielten Farah nicht auf, als sie die Treppe wieder hinauflief.
»Die hatte aber Druck«, meinte Jane.
»Kann sein. Hin und wieder
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