1498 - Horrortrip des Sensenmannes
ich kann dir sagen, dass man sich auf ihn hundertprozentig verlassen kann. Und jetzt sage ich dir noch etwas, das dich vielleicht schocken wird. Wir haben es hier mit keinem Mörder aus Fleisch und Blut zu tun. Der ist etwas anderes.«
»Was denn?«
»Kannst du mit dem Begriff Mordgespenst etwas anfangen?«
»Nein, das kann ich nicht.«
»Aber so ähnlich könnte man den Mörder nennen. Er ist ein Mordgespenst, also kein Mensch aus Fleisch und Blut.«
Phil Bennet kämpfte mit sich. Er hielt die Lippen zusammengepresst und bewegte sie trotzdem. Nur sagen konnte er nichts, und so starrte er zunächst mal ins Leere, um sich die Dinge durch den Kopf gehen zu lassen.
Jane versuchte ihm zu helfen, sprach aber sehr allgemein von Vorgängen, die sich in anderen Sphären abspielten und deshalb nicht so leicht zu begreifen waren.
Bennett winkte ab. »Ich verstehe zwar nicht viel davon, aber ich nehme es mal hin.«
»Das ist am besten.«
»Meinst du denn, dass wir eine Chance haben, oder stoßen wir nur immer ins Leere?«
»Wir haben eine Chance. Man hat immer eine.«
»Auch gegen – äh – Mordgespenster?«
»Ja, auch gegen sie.«
»Das ist mir eine Stufe zu hoch.« Er schaute Jane an. »Aber ich habe dich nicht ohne Grund geholt, und jetzt bin ich verdammt froh, nicht allein diesen furchtbaren Dingen gegenüberzustehen.«
»Danke, aber wir müssen weitermachen.«
»Klar.«
»Also«, sagte Jane, »die noch hier in der Schule befindlichen Schüler vergessen wir mal. Es geht darum, einen Mörder zu fangen, der kein Mensch ist.«
Phil sagte nichts, er hörte nur zu.
»Um ein Wesen wie diesen Sensenmann zu stellen, brauche ich die Hilfe von John Sinclair. Ich rufe ihn gleich an, damit er hier erscheint. Aber ich muss noch mehr wissen, und ich denke, dass du mir dabei helfen kannst, denn du kennst dich hier aus.«
»Okay, was soll ich tun?«
»Die Sache ist ganz einfach. Dieser verfluchte Sensenmann muss einen Grund haben, dass er die Rektorin geköpft hat. Es geschieht nichts ohne Motiv. Und wie ich hörte, ist der Sensenmann eine alte Legende. Aber das ist mir zu wenig, Phil. Ich will wissen, was man sich genau erzählt.«
»Du meinst den Inhalt der Legende?«
»Genau den.«
»Oh, das ist nicht einfach.«
»Kennst du ihn?«
»Nein, nicht direkt. Da hätten wir die Rektorin fragen müssen, was jetzt ja nicht mehr möglich ist. Es hat aber etwas mit dieser Schule zu tun.«
»Gibt es Unterlagen darüber?«
»Keine Ahnung, Jane.«
Sie ließ nicht locker. »Vielleicht eine Chronik der Schule, die jedoch verschwunden ist?«
»Oder vergessen.«
»Ja, auch das.«
Phil Bennett überlegte. Er hatte dabei die Stirn gekraust, die Augenbrauen zusammengezogen und dachte scharf nach. Dann sagte er: »Ich kenne die Geschichte auch nur vom Hörensagen, das möchte ich noch mal betonen. Es hat hier etwas an der Schule gegeben, das steht auch fest. Aber was da genau vorgefallen ist, das kann ich dir beim besten Willen nicht sagen.«
»Du hast auch keine Ahnung, worum es ungefähr geht?«
»Man hat von einem Sensenmann gesprochen, der ab und zu hier erscheinen soll. Dass er auf einem Pferd sitzt, dass er eine Sense als Waffe bei sich trägt und dass er bald blutige Ernte halten wird. So habe ich es gehört.«
»Angefangen hat er ja damit.«
»Leider.«
Jane sagte: »Du kannst verstehen, dass mir das zu wenig ist? Ich möchte gern mehr erfahren.«
»Sicher, das verstehe ich.«
»Und deshalb brauchen wir die Unterlagen. Jede Schule hat so etwas. Man schreibt vieles auf, damit man Stichpunkte für die Reden hat, die zu Jubiläen geschwungen werden.«
»Eine Chronik, meinst du?«
»Genau.«
Phil Bennett zog seine Augenbrauen zusammen. Jane sah ihm förmlich an, dass es hinter seiner Stirn heftig arbeitete. Dann lachte er plötzlich auf, und es hörte sich sogar siegessicher an.
»Und?«
»Wir haben einen Keller hier, Jane.«
»Aha.«
Der Lehrer hob den linken Zeigefinger. »Und dieser Keller ist verdammt groß. Ich weiß nicht genau, was dort alles gelagert wird, aber soviel mir bekannt ist, gibt es dort auch ein Archiv.«
»Prächtig.«
»Klar, und dort müssten wir nachschauen.«
»Und ob wir das tun.« Jane lachte und holte ihr Handy hervor.
»Zuvor aber muss ich noch mit jemandem telefonieren.«
»Ach, mit deinem Freund.«
»So ist es.«
»Schade.«
Jane schaute hoch. »Was ist schade?«
»Dass du schon vergeben bist. Ich hatte gedacht, dass wir unsere Freundschaft fortsetzen könnten. Oder
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