1498 - Horrortrip des Sensenmannes
damit sie den nötigen Platz hatte.
Jane bewegte sich forsch, und ebenso forsch öffnete sie die Tür zum Schlafzimmer.
Innerhalb einer Sekunde schlug ihre Forschheit um in eine eisige Starre. Sie schaute in den Raum hinein, und was sie sah, war einfach grauenvoll…
***
Die Rektorin lag auf dem Bett.
Aber sie schlief nicht, und ihre Haltung glich auch nicht der einer Schlafenden. Sie war auf den Bauch gefallen, lag quer und das inmitten einer Blutlache.
Zudem war ihr Kopf vom Körper abgetrennt, und Jane Collins zerrte die Tür blitzschnell wieder zu.
Hinter sich hörte sie ein Würgen. Dann öffnete sich eine Tür, und Phil Bennett verschwand in der Küche und lief auf das Spülbecken zu. Dort musste er sich übergeben.
Jane hatte nicht gewollt, dass er das Bild sah, doch es war ihr nicht gelungen, die Tür schnell genug wieder zu schließen.
Auch sie musste sich gegen die Wand lehnen, weil ihre Beine zittrig geworden waren. Für die Dauer einiger Sekunden glaubte sie über dem Boden zu schweben. Doch wenig später hatte sie sich schon wieder gefangen. Sie gehörte zu den Menschen, die schon viel Schlimmes in ihrem Leben gesehen hatten und deshalb auf eine gewisse Weise abgebrüht waren.
Sie hörte in der Küche das Wasser rauschen, aber keine anderen Geräusche mehr. Als sie den Raum betrat, war Phil Bennett dabei, sich seinen Mund auszuspülen. Er spie das Wasser wieder aus und stöhnte dabei.
Jane ließ ihm Zeit. Sie stand an der Wand neben dem hohen Kühlschrank. Er war sehr modern. Ansonsten war die Einrichtung der Küche recht alt, zu der sogar ein älterer Gasherd gehörte.
Phil Bennett richtete sich wieder auf und drückte seinen Rücken durch. »O Gott, das darf nicht wahr sein! Das ist furchtbar. Da fehlen mir einfach die Worte.«
Jane schwieg. Er sollte erst mal zur Ruhe kommen.
Mit einem Spültuch wischte er durch sein Gesicht und tupfte sich auch die Augen ab.
»Ich bin hier«, sagte Jane.
Der Lehrer hatte sie verstanden. Er nickte nur, aber mehr tat er nicht. Er stand noch zu sehr unter Schock. Erst nach einer Weile drehte er sich um.
Jane sah, dass die Umgebung seiner Augen leicht gerötet und aufgequollen war.
»Tut mir leid«, sagte sie leise. »Ich wollte nicht, dass du es siehst. Aber das ist nun mal geschehen.«
»Es musste wohl so sein.«
»Nun ja, ich hätte es dir auch erzählen können.«
Er hob die Schultern und flüsterte: »Man hat sie geköpft, nicht wahr? Einfach den Kopf abgeschlagen und sie dann auf das Bett geworfen. Habe ich recht?«
»So kann es gewesen sein. Aber das ist jetzt nicht so wichtig, glaube ich.«
»Meinst du?«
»Ja. Sie kann uns ja nichts mehr sagen. Wir müssen uns um den Mörder kümmern.«
»Um den Sensenmann?«
»Wahrscheinlich.«
»Also um den Tod. Man muss den Tod töten, um wieder Ruhe zu haben?«
»So ähnlich kann man es ausdrücken, Phil.«
»Und wie?« flüsterte er. »Was willst du gegen den Sensenmann unternehmen? Willst du dich ihm stellen?«
»Das ist schon möglich.«
Jetzt musste er lachen. Doch es wurde kaum mehr als ein trockenes Husten. Jane sah, dass es ihrem Schulfreund nicht gut ging, und sie schlug vor, die Wohnung der Rektorin zu verlassen.
»Aber die Polizei, Jane. Wir müssen noch die Polizei rufen. Das ist wichtig.«
»Ja, ich weiß, dass es wichtig ist. Aber überlass mir bitte die Führung, ja?«
»Einverstanden.«
Er ließ sich von Jane stützen, als sie die Wohnung verließen. Im Flur lehnte er sich gegen die Wand und schaute zu, wie Jane die Tür schloss, aber nicht abschloss, denn einen Schlüssel hatte sie im Flur nicht gefunden.
»Und jetzt?« fragte Phil.
»Gehen wir zu dir.«
Er nickte und war noch immer völlig durcheinander. Er wollte etwas sagen, aber kein Wort verließ seinen Mund. Er wischte nur einige Male über seine Augen hinweg, als wollte er das schreckliche Bild verscheuchen, das er vor Kurzem gesehen hatte.
»Komm jetzt bitte.«
»Moment, Jane. Die Tür ist…« Er hob die Schultern. »Ich weiß nicht, wo sich der Schlüssel befindet. Wir müssten ihn suchen, aber verdammt, ich will nicht mehr zurück und …«
»Wir können und werden die Tür nicht abschließen. Das hier ist die Wohnung der Rektorin. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier jemanden gibt, der die Wohnung ohne ausdrückliche Aufforderung betritt. Oder haben die Schüler die Angewohnheit, ihre Rektorin einfach so zu besuchen?«
»Nein, das haben sie nicht, denke ich.«
»Das ist gut. Dann brauchen wir uns
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