1498 - Horrortrip des Sensenmannes
kannte mich hier nicht aus. Ich wollte nicht die große Durchsuchung starten und auch nicht nach Jane Collins rufen. Da gab es andere und bessere Möglichkeiten. Jane war bestimmt nicht ohne Handy gefahren, und ich trug meines natürlich auch bei mir.
Ich ließ es zunächst mal in der Tasche, denn oben von der Treppe her hörte ich Schritte. Man hatte mich also doch gesehen und kam nun, um mich zu begrüßen.
Das traf schon zu, aber Jane Collins, die ich erwartet hatte, tauchte nicht auf.
Das wunderte mich schon. Vielleicht hatte sie aber die beiden Schülerinnen geschickt, die mir entgegen kamen und die letzten beiden Stufen mit einem Sprung hinter sich brachten.
Eine Dunkelblonde und eine Rothaarige. Beide mussten um die achtzehn Jahre alt sein, wobei die Blonde mich mit einem Blick betrachtete, den man schon als leicht lüstern einstufen konnte. Sie war es auch, die mich ansprach.
»Welch ein überraschender Besuch! Das hat man selten. Und besonders nicht an diesen langweilen Wochenenden. Ich bin Farah, und das da neben mir ist meine Freundin Lucy.«
»Wie schön für euch. Mein Name ist John Sinclair.«
»Haben Sie sich verfahren?«
»Nein, Farah.«
»Zu wem wollten Sie denn?«
»Nicht zu einem Lehrer. Ich suche Miss Jane Collins, die hier auf mich wartet.«
Ich sah die Enttäuschung in den Augen der Blonden und hörte dann ihre Antwort, die ebenfalls enttäuscht klang.
»Ja, die gibt es hier.«
»Wunderbar. Und wo kann ich sie finden?«
Farah schaute ihre Freundin an. Beide gaben die Antwort auf ihre Weise. Sie hoben die Schultern und ließen mich dabei leicht dumm aussehen.
Ich fragte weiter: »Aber sie ist hier in der Schule?«
»Wir haben sie nicht weggehen sehen«, sagte Lucy. »Sie muss also noch hier im Haus sein.«
Da sich die beiden Schülerinnen so normal gaben, musste ich davon ausgehen, dass sie von dem schrecklichen Mord nichts wussten.
Das beruhigte mich. So konnte ich mich weiterhin normal bewegen.
Ich hob die Schultern. »Gut, dann werde ich Miss Collins wohl suchen müssen. Habt ihr denn eine Ahnung, wo sie sein könnte? Ich meine, ihr kennt euch hier aus und…«
»Sie war ja nicht allein«, erklärte Lucy.
»Oh. Wer war denn noch bei ihr?«
»Phil Bennett. Lehrer für Mathe und Sport.«
»Danke. Und weiter?«
»Nichts weiter. Wir wissen nichts. Wir haben nicht gesehen, wohin sie gegangen sind. Außerdem habe nur ich mit ihnen gesprochen«, erklärte Farah.
»Haben Sie nicht gesagt, was sie vorhatten?«
Jetzt wurde die Blonde misstrauisch. Sie stemmte die rechte Hand in die Hüften. Mit ihrer Antwort wollte sie mich wohl provozieren.
»Gesagt haben sie nichts, aber sie schienen sich verdammt gut zu kennen, so wie sie sich verhielten.«
Innerlich musste ich lächeln. Da wollte mich die Kleine wohl etwas eifersüchtig machen.
»Die beiden kennen sich von der Schulzeit her, und Jane hat Phil eben mal besucht.«
»Und weshalb sind Sie hier?« fragte Farah schlitzohrig.
»Wir wollen noch gemeinsam weiter, nachdem sie mit Mr. Bennett ein wenig über die alten Zeiten geplaudert hat. Na ja, sie wird schon noch kommen. Dann warte ich eben auf sie.«
»Wo denn?«
»Hier. Es ist der beste Ort.«
»Sie können auch mit uns nach oben gehen.«
»Nein, nein, das ist nicht nötig. Aber seid ihr die einzigen Schüler hier im Internat?«
Beide schauten sich an, als müssten sie erst darüber nachdenken, ob sie dem Fremden eine Antwort geben sollten. Schließlich erfuhr ich, dass sich drei weitere Schüler im Internat aufhielten. Allerdings waren es Jungen.
Ich hatte noch eine Frage. »Wo habt ihr Jane Collins und euren Lehrer denn getroffen?«
»Hier in der Nähe.« Farah drehte sich um. Sie wies auf einen bestimmten Punkt.
»Dort vor dieser Tür?«
»Genau.«
»Führt sie in den Keller?«
»Ja.«
»Farah hat sie dort reingehen sehen, aber wir haben keine Ahnung, was sie da wollen«, mischte sich Lucy ein. »Da geht man doch nicht freiwillig hin.«
»Was gibt es denn dort so Schlimmes zu besichtigen?«
Die Antwort brachte mich auch nicht weiter. »Das ist das Reich des Hausmeisters, der sich für heute frei genommen hat.« Lucy lächelte. »Sie sehen, hier läuft zurzeit gar nichts.«
Farah präzisierte die Antwort noch. »Und das Reich der Staubschlucker.«
»Wieso?«
»Im Keller befindet sich das Archiv der Schule. Manchmal muss man da runter, um etwas aus dem Archiv zu holen.«
»Ist es dort denn gruselig?«
»Allein geht da niemand hinunter.«
»Kann ich
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