1498 - Horrortrip des Sensenmannes
ausschwitzen.«
»Dabei hätte er hier an der Schule viele Chancen und brauchte sich nicht jemanden kommen zu lassen. Ich kenne einige, die auch scharf auf ihn sind.«
»Haha, damit gibst du zu, dass du gern mit ihm ins Bett gehen würdest.«
Farah lachte nur. Sie schwang sich vom Bett, reckte sich und trat ans Fenster.
»Der Himmel sieht nicht gut aus«, murmelte sie. »Es sieht aus, als könnte es regnen.«
»Also bleiben wir hier.«
»Das denke ich auch. Ist zwar beschissen, aber…« Sie wollte sich schon vom Fenster abwenden, als sie es rückgängig machte und wieder nach unter schaute. »He, das ist scharf!«
»Was ist scharf?«
»Wir bekommen Besuch.«
»Von wem?«
»Keine Ahnung, komm her.«
Lucy rollte sich von ihrem Bett und lief zum Fenster. Es war breit genug, um beiden Schülerinnen einen guten Blick nach draußen zu gewähren.
»Kennst du das Auto?« fragte Lucy.
»Nein. Aber es ist ein Rover.«
»Das sehe ich auch.«
Beide warteten. Wer über die Ferien hier in der Schule blieb, der kannte den Begriff Langeweile genau. Da sorgten schon völlig normale Vorgänge für eine gewisse Abwechslung, und genau das war hier der Fall. Der Wagen hielt in einem günstigen Sichtwinkel für die beiden Neugierigen. So konnten sie sehr gut sehen, wer da ausstieg.
Ein Mann mit Lederjacke, graublauen Jeans und blonden Haaren.
»He«, flüsterte Farah, »den habe ich hier noch nie gesehen.« Dann zuckte sie zurück, weil sie sah, dass der Mann einen Blick an der Hausfassade hochwarf.
»Wo will der wohl hin?« fragte Lucy.
Farah hob die Schultern. »Keine Ahnung. Erst die Blonde bei Phil Bennett, jetzt dieser Typ. Was soll man davon halten?«
»Weiß ich auch nicht.«
Farah überlegte nicht lange. »Egal, was man davon halten soll. Hör zu.« Sie fixierte Lucy scharf. »Die alte Hexe Cramer ist verschwunden und kommt vorerst wohl nicht zurück. Bennett ist mit der Blonden beschäftigt. Er wird sie bestimmt bumsen, damit sie ihm die Langeweile vertreibt.«
»Schon möglich.«
»Gut, Lucy, und wer ist hier?«
»Unter anderem wir beide.«
»Genau. Und das werden wir ausnutzen.«
»Wie meinst du das?«
»Stell dich doch nicht so blöd an. Wir beide nehmen den Typen in Empfang. Ich bin gespannt, was er hier will.«
»Meinetwegen.«
»Und dann, Lucy, haben wir vielleicht unseren Spaß in dieser langweilige Schule…«
***
Ich war zwar nicht wie ein Selbstmörder oder Henker gefahren, aber doch recht zügig, und so war ich nicht lange unterwegs gewesen, als ich mein Ziel, das Internat, erreichte.
Janes Anruf hatte mich wirklich alarmiert. Wenn jemand wie Jane so etwas erzählte, dann war das echt gewesen. Hier war jemand unterwegs, der anderen Menschen den Kopf abschlug. Ein Henker, eine lebende Legende oder was auch immer. Dass der Samstag sich so fortsetzen würde, damit hatte ich nicht gerechnet.
Die Schule lag einsam, aber sie stand in einer schönen Landschaft und direkt an einem See, dessen Ufer dort, wo ich hin musste, frei war. So konnten die Schüler von der Schule aus direkt zum See laufen. Dort gab es auch einen Steg, der ins Wasser ragte. An seinem Beginn lag ein Ruderboot auf dem Kies.
Das Jane Collins sich hier aufhielt, sah ich mit einem Blick. Ihr Auto parkte vor der Schule und war für mich so etwas wie eine Anlaufstation, denn ich ließ den Rover daneben ausrollen.
Das Internat hatte ich schon auf den letzten Metern besser gesehen. Es war ein altes Gebäude. Ob man bei ihm von altehrwürdig sprechen konnte, wollte ich mal dahingestellt sein lassen, das interessierte mich auch nicht weiter. Ich war aus anderen Gründen hergekommen, denn ich wollte einen Killer stellen, der Menschen den Kopf abschlug.
Bevor ich mich dem Eingang näherte, warf ich einen prüfenden Blick an der Fassade hoch. Ich sah die zahlreichen Fenster, die bestimmt zu den Zimmern der Schüler gehörten.
Ich rechnete nicht damit, dass die große Eingangstür verschlossen war. Das traf auch zu. Ich konnte sie aufziehen und betrat die Schule, die gewisse Erinnerungen an meine eigene weckte, denn irgendwie gab es noch immer den gleichen Geruch.
Den bekam man in den alten Bauten einfach nicht weg. Es roch eben nach Schule. Aber es war auch still. Niemand war erschienen, um mich zu begrüßen, was mich schon wunderte, denn ich hatte erwartet, von Jane Collins empfangen zu werden.
Die Tür drückte ich hinter mir zu, ging zwei, drei Schritte ins Gebäude hinein und überlegte, wie ich weiter vorgehen sollte. Ich
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