1498 - Horrortrip des Sensenmannes
innen.
»Darf ich dann bitten, Madam?«
»Gern, mein Lieber. Aber nach dir, denn du kennst dich hier aus. Ich würde sowieso nur dumm aus der Wäsche schauen.«
»Aber nicht du, Jane.« Er lachte und ging vor.
Jane fiel ein, dass der Sensenmann bei ihnen in den letzten Minuten kein Thema mehr gewesen war, aber er würde wieder eines werden, wenn sie mit der Suche nach den Aufzeichnungen begannen.
Sie passierten die Regale. In Ordnern wurden die Unterlagen verwahrt. Sie waren nach Jahrgängen geordnet, sodass man sich schnell zurechtfinden konnte.
Als Jane die Zahlen las, musste sie erkennen, dass die Schule schon einige Jahre auf dem Buckel hatte. Hier hatten Generationen von Schülern gelernt und geschwitzt.
»Wie weit müssen wir noch durch, Phil?«
»Praktisch bis zum Ende.«
Jane lachte. »Wie hätte es auch anders sein können. Und du bist dir sicher, dass wir dort die alte Geschichte schriftlich fixiert finden?«
»Das hoffe ich.«
»Aha. Das heißt, du hast hier unten noch nie so richtig herumgewühlt – oder?«
»So ist es.«
»Dann bin ich mal gespannt, ob wir Erfolg haben werden.«
»Bestimmt.«
Phil war vor einem Regal stehen geblieben, das wirklich fast am Ende stand. In den Fächern war nicht viel zu sehen. Phil leuchtete mit der winzigen Lampe hinein, die an seinem Schlüsselbund befestigt war. Der schmale Strahl huschte über einen Aktenordner, der in graublaues Wachspapier eingeschlagen war.
»Das müsste er sein, Jane.«
»Super.« Sie nahm beide Hände zu Hilfe und zog den Ordner hervor. »Können wir zum Schreibtisch gehen?«
»Sicher. Da steht auch eine Lampe.«
»Noch besser.«
Die paar Schritte waren schnell zurückgelegt. Sie traten aus der Enge des Ganges, aber Jane sah sich nicht in einem leeren Viereck, denn auch hier hatte sich in den Regalen an den Wänden eine Menge angesammelt. Der Raum kam beinahe einer Asservatenkammer gleich.
Dort lagen Totenköpfe für den Biologie-Unterricht. Alte Karten standen aufgerollt in der Ecke. Auch Kartenständer und einige Flaschen, Gläser und Armaturen aus früheren Physikunterrichtsstunden waren hier deponiert worden. Da hätte sich sogar manches Museum gefreut, wenn ein paar dieser Regale leer geräumt werden würden. Sogar alte Aquarien waren vorhanden.
Und noch eines hatten alle Dinge gemeinsam. Es war die graue Schicht aus Staub, die sich im Laufe der Jahre auf sie gelegt hatte. Sie bedeckte praktisch alles und hatte auch nicht die Birnen der beiden Lampen unter der Decke verschont.
Von der Sitzfläche des Stuhls wischte Jane den Staub so gut wie möglich weg. Dann pustete sie über den Schreibtisch, sodass graue Wolken hochstiegen, und nahm Platz.
Man hatte die Schriftstücke nicht besonders gesichert. Die Mappe ließ sich leicht aufschlagen. Jane erlebte schon die Spannung in sich, denn sie wusste, dass diese alte Legende in Wirklichkeit diesen Namen nicht verdiente, denn es gab den Killer mit der Sense, das hatte sie selbst erleben müssen.
Phil blieb hinter ihr stehen und hielt sich mit Kommentaren zurück. Sie hörte ihn nur atmen und ab und zu mal mit den Füßen scharren, um sich Bewegung zu verschaffen.
Das Geschehen lag rund hundert Jahre zurück. Da war etwas Schlimmes in der Schule passiert. Eine Schülerin war auf eine grausame Weise gestorben. Drei ihrer Mitschüler waren am Strand über sie hergefallen, hatten sie brutal vergewaltigt und gepeinigt und sie danach förmlich ausbluten lassen. Danach hatten sie die Leiche in den See geworfen, und dort, wo das Blut der Unschuldigen den Boden tränkte, da hatten sich die Mörder versammelt, um eine Beschwörung durchzuführen. Sie wollten Kontakt mit dem Totenreich haben oder in die Regionen der Hölle eindringen. Ob ihnen das auch gelungen war, fand Jane nicht heraus. Es waren auch keine Namen verzeichnet, die Schüler aber waren verhaftet worden. Zu einem Gerichtsprozess war es nie gekommen, weil hoch bezahlte Anwälte den Fall hatten umdrehen können. Und es war ihnen nicht mal schwer gefallen, denn man fand die Leiche der Schülerin nicht.
Nur aufgrund des mit Blut getränkten Bodens die Schüler zu verurteilen, daran hatte sich kein Richter gewagt. Ohne Leiche keine Verurteilung. Hinzu kam, dass die Eltern der Schüler Beziehungen hatten und die Schüler selbst dichthielten.
»Eine böse Geschichte«, sagte Jane leise.
»Ich weiß. Hast du sie schon ganz gelesen?«
»Noch nicht.«
»Dann mach weiter«, flüsterte Phil.
»Klar.« Jane blätterte um.
Man
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