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1499 - Rattenwelt

1499 - Rattenwelt

Titel: 1499 - Rattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ich wollte hier auf Nummer Sicher gehen und verließ vor ihm das kleine Leichenhaus. Dabei war ich darauf gefasst, Jane Collins anzusprechen, nur sah ich sie nicht. Sie hatte den Platz vor der Tür verlassen und war auch nicht in der Nähe zu sehen.
    Ich ging einige Schritte nach vorn und damit auf den Rand des Friedhofs zu.
    »Jane?«
    Sie gab keine Antwort. Dafür hörte ich hinter mir Proctors Frage.
    »Ist sie nicht da?«
    »Genau.«
    »Und jetzt?«
    Ein ungutes Gefühl hatte mich beschlichen. Ich rief noch mal ihren Namen, jetzt lauter.
    »Keine Sorge!« klang es zurück. »Ich bin da.« Sie tauchte auf dem Gelände des Friedhofs auf und bewegte sich zwischen den Grabsteinen.
    »Warum bist du verschwunden?«
    Die Detektivin hob die Schultern. »Du wirst lachen, aber ich glaubte, eine Gestalt gesehen zu haben.«
    »Auf dem Friedhof?«
    »Ja.«
    »Hast du sie genauer gesehen?«
    Jane lächelte. »Erst nicht. Dann lief ich hinüber und hatte das Glück, nicht entdeckt worden zu sein. Ich sah auf dem Friedhof eine Frau stehen. Sie hielt sich vor einem Grabstein auf und stand da mit gesenktem Kopf. Als ich sie ansprechen wollte, musste sie wohl etwas gespürt haben, denn sie drehte sich plötzlich um.«
    »Und was passierte dann?«
    »Sie rannte weg.«
    »Das ist nicht gut«, sagte Proctor.
    »Aber du bist sicher, eine Frau gesehen zu haben?«
    Jane verdrehte die Augen. »Verdammt noch mal, John, ich kann wohl noch eine Frau von einem Mann unterscheiden.«
    »Ja, ja, ich habe ja nur gefragt. Kannst du sie denn auch beschreiben?«
    Jane strich mit dem Zeigefinger an ihrer rechten Wange entlang.
    »Ich werde mich bemühen. Es war zum Glück noch hell genug. Sie trug einen langen Mantel und hatte schwarze Haare.«
    »Lange oder kurze?« fragte der Konstabler.
    »Lange. Sie reichten bis über die Schultern hinweg.«
    Edwin Proctor stieß einen Pfiff aus. »Verdammt noch mal, das ist sie. Das kann nur sie sein.«
    »Diese Clara Seymour, von der Sie sprachen?« fragte ich.
    »Ja, Clara, die sieht so aus. Sie hat lange schwarze Haare. Das war sie bestimmt.«
    »Und was hat sie hier auf dem Friedhof gesucht?« fragte Jane.
    »Ratten! Was sonst? Sie hat bestimmt nach den Ratten gesucht.« Er hob den rechten Zeigefinger an und bewegte ihn dabei auf und ab.
    »Nach den Ratten hat sie gesucht. Deshalb stehen wir doch auch hier, verdammt.«
    Da hatte er gar nicht mal so unrecht. Jane und ich nickten gemeinsam.
    Ich blickte Jane an und wollte von ihr wissen, in welche Richtung die Unbekannte verschwunden war.
    »Ich zeig’s euch.«
    Dazu mussten wir den Friedhof betreten. Sehr wohl fühlte sich keiner von uns. Aber Edwin Proctor ging es am miesesten. Er stöhnte leise vor sich hin, und wir hörten ihn auch über die Rattenbande fluchen.
    Es gab ein kleines Tor, das Jane Collins offen gelassen hatte. Dahinter fing ein schmaler Weg an, der den Friedhof von einer Seite zur anderen durchquerte.
    Normalerweise interessiere ich mich für die Gräber und die Grabsteine, wenn ich über einen Friedhof gehe. Das war hier anders, den ich hielt Ausschau nach den Ratten.
    »Wo hast du sie denn verloren?«
    »Die Stelle kommt gleich«, sagte Jane.
    Wenige Schritte später blieben wir an einer Wegkreuzung stehen.
    Jane wies mit dem Finger nach links. »In die Richtung ist sie gelaufen.«
    Ich wandte mich Edwin Proctor zu. »Gibt es dort etwas Besonderes?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Wir gingen trotzdem in diese Richtung. Der Weg war weder breiter noch schmaler als der erste. Er führte zu einem recht hohen Komposthaufen, der an der Grenze des Friedhofs lag. Man hatte hier die pflanzlichen Abfälle zusammengeworfen, um sie der Natur zu überlassen, die sie dann selbst verwertete. Hinter diesem Haufen gab es einen weiteren schmalen Weg, und danach fing wieder der Wald an. Ich sah auch, dass das Gelände anstieg, konnte aber nicht über die Bäume hinwegschauen.
    »Wo endet der Wald?« fragte ich Edwin Proctor.
    »Bei den Steinen.«
    »Steine?«
    »Ja, einfach Steine, mehr nicht. Sie stammen aus alter Zeit, aber das ist kein Stonehenge.«
    »Das denke ich auch.«
    Steine also. Ich fing an, nachzudenken, ob sie mit diesem Rattenfluch etwas zu tun haben konnten, ob sie ihn überhaupt erst ins Leben gerufen hatten.
    »Waren Sie schon mal dort, Mr. Proctor?«
    »Einige Male, aber das ist lange her. In der letzten Zeit nicht mehr. Was soll ich auch da?«
    »Stimmt. Das ist sicherlich kein Ausflugsziel.«
    »Sie sagen es, Mr. Sinclair.«
    »Aber was

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