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1499 - Rattenwelt

1499 - Rattenwelt

Titel: 1499 - Rattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf. Sie nahmen eine dunkelrote Farbe an, und hätte ich sie jetzt angefasst, wären die Körper nicht mehr zu packen gewesen.
    Innerhalb einer kurzen Zeitspanne waren sie verglüht. Ihre Asche rann vor mir dem feuchten Friedhofsboden entgegen und blieb dort liegen.
    Ich drehte mich um.
    Jane lächelte und hielt den rechten Daumen nach oben gereckt.
    Edwin Praetor tat nichts. Er stand mit offenem Mund da und wusste nicht, was er sagen sollte. Hinzu kam, dass er nichts gesehen hatte. Die Sicht war ihm durch meinen Körper verdeckt worden.
    Schließlich hatte er sich so weit gefangen, dass er eine Frage stellen konnte.
    »Wo sind die Ratten?«
    Ich deutete zu Boden.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich – ähm – habe da etwas glühen gesehen. Was ist das gewesen?«
    Jane Collins gab die Antwort. »Die beiden Tierchen sind verglüht. So einfach ist das.«
    Der Constabler sagte nichts mehr. Er überwand allerdings seine Starre und wollte sich selbst von ihrer Aussage überzeugen. Mit zittrigen Schritten kam er auf mich zu, schielte mich an, und ich wies erneut auf den feuchten Erdboden.
    »Sehen Sie die Asche?«
    Proctor bückte sich. Jane und ich hörten ihn schneller atmen.
    »Tatsächlich, das ist Asche.«
    Er kam wieder hoch, noch immer leicht durcheinander. »Ich habe etwas glühen gesehen«, flüsterte er wieder, »als wäre da was verbrannt. Waren es die beiden Ratten?«
    Ich nickte.
    »Und – ähm – haben Sie die Tiere angezündet?«
    »In etwa.«
    Der Kollege begriff die Welt nicht mehr. »Nun sagen Sie doch mal etwas, Miss Collins.«
    »Was soll ich dazu sagen? John Sinclair hat völlig recht. Die Ratten sind verglüht.«
    »Und das durch ihn, wie?«
    »Ja, Sie haben es erfasst.«
    Beinahe scheu schaute mich der Kollege an. Ich kam ihm wohl noch suspekter vor als die verdammten Nager. Er wollte wissen, ob ich ein Zauberer war, aber auf so etwas ließ ich mich nicht sein, sondern sagte: »Wir wissen jetzt, dass es sie gibt und dass sie uns unter Kontrolle halten, und ich glaube auch nicht daran, dass es die beiden einzigen Tiere sind, die sich hier auf dem Friedhof aufhalten. Was sagen Sie dazu?«
    Edwin Proctor winkte ab. »Hören Sie auf damit. Ich will so schnell wie möglich weg von hier. Dieser Friedhof ist für mich ein Ort des Horrors geworden. Man ist hier seines Lebens nicht mehr sicher.«
    »Okay, wir gehen«, entschied ich.
    »Und wohin?«
    Ich lächelte ihn an. »Sie können Miss Collins und mir noch einen Gefallen tun. Bringen Sie uns bitte zum Haus dieser Clara Seymour. Das ist alles.«
    »Da wollen Sie wirklich hin?«
    »Ja.«
    »Aber die Ratten…«
    »Werden uns bestimmt nicht aus den Augen lassen, das ist sicher. Aber eine erkannte Gefahr ist auch nur eine halbe Gefahr.«
    Er nickte schwerfällig. »Ja, das ist wohl so. Es fällt mir trotzdem schwer, das alles zu verkraften. Kein Wunder bei einem Menschen, der sonst eigentlich nur Hühnerdiebe fängt.«
    Jane Collins grinste vor sich hin, ehe sie auf einen Grabstein kletterte und sich von dort einen besseren Überblick verschaffte. Wenn Ratten über die Wege oder zwischen den Gräbern huschten, würde sie die Tiere sehen.
    Sie hatte Pech. Es waren keine da oder hielten sich gut versteckt.
    Der Constabler und ich waren bereits auf dem Weg zum Auto.
    »Haben Sie Clara in Verdacht?« fragte Proctor.
    »Ich weiß es nicht, Mr. Proctor. Aber irgendwo muss man ja anfangen. Oder denken Sie anders darüber?«
    »Nein, nein, sie ist schon komisch. Aber Ratten…«
    »Wir werden sehen«, sagte ich.
    ***
    Zurück in den Ort brauchten wir nicht. Wir fuhren zwar hinein, nur nicht ins Zentrum, und hielten uns an der Nordseite auf, wo recht wenige Häuser am Hang standen. Aus ihren Kaminen quoll der Rauch, der sich wegen des tiefen Drucks leicht schräg legte.
    Auch das Haus Clara Seymours war am Hang gebaut worden. Die normale schmale Dorfstraße führte unten vorbei. Um das Haus zu erreichen, mussten wir einen schmalen Weg hoch gehen, das sahen wir beim Vorbeifahren.
    Ich hatte bewusst nicht angehalten, weil ich mir erst einen Überblick verschaffen wollte. Beim Haus rührte sich nichts, und es schimmerte auch kein Lichtschein hinter den Fenstern.
    Vor uns sah die Straße aus, als führte sie ins Nichts. An der rechten Seite begann wieder der Wald, der sich den Hang hochzog.
    Links war der Blick frei in den Ort.
    Ich hielt an.
    »Willst du wenden?« fragte Jane.
    »Ja, und dann noch ein Stück fahren. Wir halten aber noch vor dem Erreichen des Hauses

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