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1499 - Rattenwelt

1499 - Rattenwelt

Titel: 1499 - Rattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gespürt haben. Dass dies so war, bewies mir, dass sie auf der anderen Seite stand. Und genau dagegen konnte man etwas tun.
    »Willst du den Beweis sehen, dass du dich nicht getäuscht hast, Clara?«
    »Nein!« schrie sie mich an.
    »Das ist schade. Aber ich möchte Gewissheit haben. Das sollten wir uns beide gönnen, wirklich.« Da ich keine Waffe in der Hand hielt und auch Jane ihre Pistole nicht gezogen hatte, hätte ein unbeteiligter Zuschauer die Szene als völlig harmlos eingestuft. Auch dass ich meine beiden Arme hob, wäre nicht auffällig gewesen, dennoch tat ich etwas, das für Clara Seymour tödlich gefährlich werden konnte.
    Ich fasste am Hals nach der Kette, an der das Kreuz hing. Ein leichter Zug reichte aus, und das Kreuz rutschte an meiner Brust empor dem Kinn entgegen.
    Dann dauerte es nur Sekunden, bis es frei lag.
    Ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, wie Clara Seymour wohl reagieren würde, aber sie tat es auf eine Weise, die nicht nur mich überraschte, sondern auch Jane. Die bekam die Reaktion voll zu spüren, denn Clara Seymour sprang sie mit einem plötzlichen Satz an und erwischte sie ausgerechnet auf dem falschen Bein stehend. So konnte Jane den Stoß weder abfangen, noch gelang es ihr, ihm auszuweichen. Sie kippte zur Seite und hatte Glück, dass die dicken Sitzpolster in ihrer Nähe lagen. So fiel sie nicht auf den Boden, sondern landete auf ihnen, weich und federnd.
    Genauso hatte es Clara Seymour haben wollen, denn jetzt war die Bahn für sie frei. Um mich kümmerte sie sich nicht. Ihr Fluchtweg führte sie auf die Stiege zu, um in Richtung Dach zu fliehen…
    ***
    Der Constabler saß wie gefesselt auf seinem Sitz. Er konnte dem Blick der Ratte nicht ausweichen. Sie glotzte ihn mit ihren schimmernden Augen an, und er hatte das Gefühl, dass sie ihm tief hinein in die Seele schauen würde.
    Er wusste nicht, ob er es mit einem besonders großen Exemplar zu tun hatte. Es war durchaus möglich, denn mit diesen Nagern kannte er sich nicht besonders gut aus. Er hatte sie immer gehasst. Wie viele andere Menschen auch, obwohl es dafür eigentlich keinen Grund gab. Aber was sich über Jahrhunderte hinweg in die Gedankenwelt der Menschen eingenistet hatte, das war so schnell nicht wieder weg zu kriegen.
    Die Zähne waren nicht unbedingt lang, aber sie waren sehr spitz.
    Und wenn sie nagten und sich dabei blitzschnell bewegten, dann würden sie den Menschen in Windeseile die Haut und das Fleisch von den Knochen fressen. Aber so weit war es noch nicht. Nach wie vor hockte die Ratte auf der Kühlerhaube und brachte Proctor auf den Gedanken, dass die Scheibe zwischen ihm und ihr nur ein bedingter Schutz war.
    Irgendetwas würde passieren. Er glaubte nicht daran, dass die Ratte hier über Stunden auf der Haube sitzen würde, um ihn anzustarren. Er war ein Feind, und sie war darauf programmiert, Feinde zu vernichten.
    Ob sie fiepte oder schrie, war nicht zu hören. Aber die Kehle zitterte. Deshalb ging er davon aus, dass sie irgendwelche Töne von sich gab.
    Der Schnee fiel weiter. Die Flocken tupften auch gegen das Guckloch, das sich sehr schnell verkleinerte, sodass die Umrisse des Nagers immer mehr verschwammen.
    Eine zweite oder dritte Ratte war nicht auf die Kühlerhaube gesprungen. Zumindest hatte er nichts bemerkt.
    Edwin Proctor wartete ab. Er kam sich inzwischen vor wie in einer Sauna. Der Schweiß war ihm aus allen Poren getreten und rann in dünnen Bächen an seinem Gesicht entlang. Dagegen unternehmen konnte er nichts. Er hörte nur sein eigenes Herz überlaut klopfen, und wenn er den Mund öffnete, um Atem zu holen, dann schien sich der Speichel in einen zähen Sirup verwandelt zu haben.
    Wie ging es weiter? Wie lange sollte er hier noch hocken und darauf warten, dass etwas passierte?
    David Dern wusste Bescheid, aber helfen konnte er ihm auch nicht. Wäre nicht der Schnee gefallen, hätte vieles anders ausgesehen.
    Und was war mit dem Paar aus London?
    Proctor glaubte nicht daran, dass sich die beiden gegen die Flut von Ratten wehren konnten. Möglicherweise waren sie schon tot.
    Seine Gedanken wurden in eine andere Richtung gelenkt, als er ein Geräusch hörte. Er wusste sofort, wo es entstanden war, nämlich genau unter ihm.
    Ihm standen die Haare zu Berge. Der Albtraum begann zu einer grausamen Wahrheit zu werden. Das Blut stieg ihm in den Kopf, denn es blieb nicht bei diesem einen Geräusch unter dem Wagen.
    Er hörte, dass es mehrere Ratten waren, die nun damit anfingen,

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