15 Gruselstories
hysterischen Anfall bekam, als sie ihm gegenübergestellt wurde und in ihm ihren Ehemann erkannte, und man hörte sein böses, heiseres Flüstern, als er ihr sein Geheimnis enthüllte …
Dann kam noch eine Versammlung der Teufelsanbeter vor einem großen Felsaltar in den Bergen … und schließlich der zweite Tod des Wiederauferstandenen.
Der Tote, nunmehr ein vollständiges Skelett, krümmte sich, als er von den Geschossen des jungen Arztes und seiner Nachbarn durchlöchert wurde, und sackte auf dem Altar zusammen. Und als seine Augen im zweiten Tod erstarrten, betete er mit dröhnender Stimme zum Teufel.
Dann kroch die Leiche über den Boden zu dem rituellen Feuer, richtete sich schmerzverzerrt auf und wankte dann in die Flammen. Dort stand sie einen Moment wie erstarrt. Ihre Lippen formten Worte, die für den Teufel bestimmt waren, und die Augen flehten nicht den Himmel, sondern die Hölle an. Dann öffnete sich mit einem gewaltigen Flammenblitz die Erde, und die verkohlte Leiche versank …
Das Ganze wirkte grotesk und abgedroschen. Als der Film abgelaufen war und die Kapelle lärmend den Beginn einer neuen ›Fleisch-Schau‹ ankündigte, kehrten Les und ich in die Wirklichkeit zurück und wurden uns unserer Umgebung bewußt. Wir richteten uns auf und schauten in die Runde. Die restlichen Besucher schienen genauso betäubt zu sein wie wir selbst. Japaner starrten mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit, Philippinos tuschelten heimlich miteinander, und sogar die betrunkenen Arbeiter vergaßen, den Beginn der Show mit dem sonst üblichen unflätigen Gejohle zu begrüßen.
So abgedroschen und grotesk die Handlung des Films auch gewesen sein mochte, der Hauptdarsteller hatte seine Rolle mit einem gespenstischen Realismus gespielt. Er hatte sie im eigentlichen Sinne nicht gespielt, denn er war tot gewesen und seine Augen wußten . Und seine Stimme war die eines Auferstandenen.
Ohne daß wir uns darüber unterhielten, spürten wir beide, Les und ich, das gleiche. Ich folgte ihm schweigend, als er die Stufen zum Büro des Managers hinaufging.
Edward Reich schaute verdrießlich von seinem Tisch auf, als wir hineintaumelten. Er war über unseren Besuch alles andere als erfreut. Als Les ihn fragte, woher er den Film für den heutigen Abend bekommen hätte und wie der Titel lautete, öffnete Edward Reich seinen Mund und ließ eine Tirade von Flüchen los.
Wir erfuhren, daß er ›Rückkehr zum Sabbat‹ von einer billigen Agentur aus Inglewood bekommen hätte, daß er einen Western bestellt und man ihm aus Versehen diesen ›verdammten ausländischen Mist‹ geschickt hätte. Ein Drecksfilm wäre das für eine Striptease-Show! Statt sich an nackten Mädchen zu erfreuen, bekämen die Besucher nichts weiter als eine Gänsehaut. Und verstehen würden sie auch nichts, weil der Streifen noch nicht einmal in englisch wäre. Diese stinkigen importierten Filme!
Es dauerte eine geraume Zeit, bis wir dem tobenden Manager den Namen der Agentur entreißen konnten. Als wir ihn endlich erfahren hatten, hängte sich Les Kincaid sofort ans Telefon und sprach mit dem Chef dieser Agentur, und eine Stunde darauf saßen wir schon in dessen Büro. Am nächsten Morgen redete Kincaid auf die hohen Tiere der Filmgesellschaft ein, und am folgenden Tag erhielt ich den Auftrag, eine Pressemeldung zu schreiben, daß man Karl Jorla, den österreichischen Star für Gruselfilme, per Kabel in das Studio bestellt hätte und daß sich Karl Jorla schon auf dem Weg in die Vereinigten Staaten befände.
Ich baute diese Meldung zusammen und gab ihr so viel Würze, wie ich nur konnte. Aber nachdem diese erste Ankündigung
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