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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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Pa­pier­ma­che-In­dus­trie.
    Ich sah nichts der­glei­chen. Was ich sah, war das nack­te Grau­en. Zu­erst dach­te ich, es wä­re das Ge­sicht ei­nes Kin­des. Aber nein, das stimm­te nicht, nicht das Ge­sicht ei­nes Kin­des, son­dern ei­nes Man­nes mit ei­ner kind­li­chen See­le. Viel­leicht war es das glat­te, ru­hi­ge Ge­sicht ei­nes Poe­ten. Lan­ge Haa­re um­rahm­ten ei­ne ho­he Stirn, halb­mond­för­mi­ge Au­gen­brau­en wölb­ten sich über den ge­schlos­se­nen Li­dern. Die Na­se und der Mund wa­ren schmal und edel ge­schnit­ten. Von dem gan­zen Ge­sicht ging ein über­ir­di­scher Frie­de aus. Man konn­te fast mei­nen, einen Schlaf­wand­ler vor sich zu ha­ben. Aber dann wur­de das Ge­sicht grö­ßer und der Mond­schein hel­ler, und ich sah – mehr.
    Die Spu­ren der Ver­gäng­lich­keit zeich­ne­ten sich deut­lich ab. Die dün­nen Lip­pen wa­ren von Wür­mern an­ge­fres­sen, die Na­sen­lö­cher wa­ren aus­ge­franst, und Tei­le der Stirn wa­ren der Fäul­nis zum Op­fer ge­fal­len und durch­lö­chert. Das schwar­ze Haar war stumpf und mit Schlamm ver­krus­tet, und auf den ein­ge­fal­le­nen Wan­gen zeich­ne­ten sich dunkle Schat­ten ab.
    Die fleisch­lo­sen Ar­me ho­ben sich jetzt, und die Kno­chen­fin­ger stri­chen über die­se to­ten Nar­ben. Dann flat­ter­ten die ver­mo­der­ten Li­der, und – die Au­gen öff­ne­ten sich.
    Sie wa­ren groß, starr und lo­dernd – und in ih­nen war das Grab. Es wa­ren Au­gen, die sich beim Tod ge­schlos­sen und sich im Sarg un­ter der Er­de wie­der ge­öff­net hat­ten. Die­se Au­gen hat­ten ge­se­hen, wie der Kör­per lang­sam ver­faul­te und die See­le ent­schwand. Die­se Au­gen hat­ten ein ei­ge­nes Le­ben wei­ter­ge­führt, das so furcht­bar ge­we­sen sein muß­te, daß sie den halb­ver­faul­ten Kör­per zwan­gen, das Grab wie­der zu ver­las­sen. Es wa­ren hung­ri­ge Au­gen, die jetzt tri­um­phier­ten, als sie auf das Mond­licht über dem Fried­hof starr­ten. Sie hun­ger­ten nach der Welt, wie nur ein To­ter nach dem Le­ben hun­gern kann. Und sie lo­der­ten mit ei­si­ger Freu­de in dem to­ten­blas­sen Ge­sicht.
    Dann setz­te sich die Lei­che in Be­we­gung. Sie tau­mel­te zwi­schen den Grä­bern, stol­per­te über al­te Stein­plat­ten und stieß ge­gen mor­sche Holz­kreu­ze. Sie schlurf­te durch den nächt­li­chen Wald, bis sie die Stra­ße er­reicht hat­te. Dann schlich sie un­end­lich lang­sam die­se Stra­ße ent­lang.
    Und als die Lich­ter der Stadt un­ten auf­leuch­te­ten, leuch­te­te auch der Hun­ger in die­sen Au­gen wie­der auf. Der Tod war im Be­griff, sich un­ter die Le­ben­den zu mi­schen.
    Ich saß die gan­ze Zeit über wie ver­stei­nert da. Ob­wohl das Gan­ze nur ein paar Mi­nu­ten ge­dau­ert hat­te, glaub­te ich, daß un­zäh­li­ge Jah­re ver­stri­chen wä­ren.
    Der Film ging wei­ter. Les und ich wech­sel­ten kein Wort, aber wir schau­ten wei­ter zu.
    Der nun fol­gen­de Ab­lauf der Hand­lung war nichts wei­ter als ei­ne ein­fa­che Rou­ti­ne­sa­che. Der To­te war ein Na­tur­wis­sen­schaft­ler ge­we­sen, dem ein jun­ger Arzt sei­ne Frau weg­ge­nom­men hat­te. Als der Na­tur­wis­sen­schaft­ler krank wur­de, hat­te ihn der jun­ge Arzt be­han­delt und ihm un­wis­sent­lich ein zu star­kes Be­täu­bungs­mit­tel ge­ge­ben, das den Tod zur Fol­ge hat­te.
    Der Dia­log war in ei­ner frem­den Spra­che, die ich nicht ver­stand. Al­le Schau­spie­ler wa­ren mir un­be­kannt. Die Auf­ma­chung und Ka­me­ra­tech­nik war reich­lich un­ge­wöhn­lich und die gan­ze Hand­lung so un­glaub­wür­dig wie in ›Das Ka­bi­nett des Dr. Ca­li­ga­ri‹ und an­de­ren Fil­men die­ser Art.
    Es folg­te dann ei­ne Sze­ne, in der der le­ben­dig-to­te Mann bei ei­ner Schwar­zen Mes­se zum Haupt­pries­ter der Ze­re­mo­nie er­nannt wur­de. Man reich­te ihm ein klei­nes Kind … Sei­ne Au­gen, als er mit dem Mes­ser zu­stach …!
    Er blieb wäh­rend des gan­zen Films die halb­ver­faul­te Lei­che … Die An­hän­ger der Schwar­zen Mes­se be­trach­te­ten ihn als einen Send­bo­ten des Sa­tans … Als Op­fer für sei­ne Wie­der­au­fer­ste­hung ent­führ­ten sie sei­ne Frau …
    Dann sah man, wie sei­ne Frau einen

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