15 Gruselstories
erschienen war, hieß es, daß ich vorerst keine weiteren Meldungen herausgeben sollte. Das Ganze war einfach zu überstürzt in Angriff genommen worden, und bei genauer Betrachtung wußten wir eigentlich überhaupt nichts über diesen Karl Jorla. Die Telegramme, die wir nach Österreich und Deutschland jagten, um etwas über das Privatleben dieses Burschen zu erfahren, verhalfen uns nicht zu den gewünschten Informationen. Im Gegenteil, die Antworten waren für uns vernichtend. Er hatte offensichtlich vor ›Rückkehr zum Sabbat‹ in keinem einzigen Film mitgespielt und war völlig unbekannt. Dieser Film wäre auch nie offiziell exportiert worden, und es wäre lediglich ein Versehen, daß die Inglewooder Agentur eine Kopie hätte, die sie hier in den Vereinigten Staaten laufen ließ. Darüber hinaus wäre dieser Streifen in keinem Filmregister eingetragen. Da der Film weder in Österreich noch in Deutschland öffentlich zu sehen gewesen wäre, gäbe es über ihn auch keine Besprechungen und Kritiken.
Ich hätte vor Wut platzen können! Da hatten wir nun die ›Entdeckung des Jahres‹, und ich bekam kein Material zusammen, um es groß herauszubringen!
Der einzige Trost war, daß wir in vierzehn Tagen mit Karl Jorlas Ankunft rechneten. Ich sollte ihn dann sofort bearbeiten und ausquetschen und die Nachrichtenagenturen mit Geschichten überfluten. Drei unserer besten Autoren schrieben schon eifrig an einem Drehbuch für Jorla; und ›der Alte‹ kümmerte sich höchstpersönlich um dieses Drehbuch. Die Handlung sollte so ähnlich werden wie die in dem ausländischen Film, denn die »Vom-Tode-auferstehen« Szenen wollte man sich keinesfalls entgehen lassen.
Jorla kam am siebenten Oktober an und zog in ein Hotel. Das Studio schickte ihm das übliche Begrüßungskomitee. Man brachte ihn zu formellen Probeaufnahmen ins Atelier, und dann wurde er mir ›übergeben‹.
Zum ersten Male stand ich diesem Mann in der kleinen Garderobe, die man ihm zugewiesen hatte, gegenüber. Ich werde den Nachmittag, an dem ich ihn kennenlernte, nie vergessen, diesen Augenblick, als ich die Tür zu seiner Garderobe aufmachte und ihn zum ersten Male sah.
Ich weiß nicht, was ich zu sehen erwartet hatte; aber was ich dann sah, verblüffte mich doch einigermaßen. Denn Karl Jorla war auch im Leben der lebendig-tote Mann, den er im Film dargestellt hatte.
Natürlich war sein Gesicht nicht zerfressen und angefault. Aber er war sehr groß und fast so skelettartig dünn wie in seiner Rolle. Sein Gesicht war bleich, und seine Augen waren von dunklen Rändern umgeben. Und die Augen waren die toten Augen aus dem Film, die unergründlichen, wissenden Augen!
Er begrüßte mich mit seiner dröhnenden Stimme in stockendem Englisch. Seine Lippen lächelten über meine offensichtliche Verwirrung, aber der fremde, eigentümliche Ausdruck in seinen Augen blieb. Ich habe auch später nie erlebt, daß sich dieser Blick änderte.
Ich kam ein wenig ins Stottern, als ich ihm erklärte, wer ich sei und was ich von ihm wolle.
»Keine Publicity«, sagte er mit stark fremdländischem Akzent. »Ich will nicht, daß die Leute etwas davon erfahren, was nur meine rein persönliche Angelegenheit ist.«
Ich kam ihm mit den üblichen Gegenargumenten. Ich weiß nicht, inwieweit er mich verstand, aber er blieb felsenfest bei seinem Vorsatz. Was ich dann aus ihm herausholte, war wahrlich dürftig genug.
Ich erfuhr, daß er in Prag geboren war, bis zu den umwälzenden Ereignissen in Europa im Wohlstand gelebt hatte und die bewußte Filmrolle nur übernommen hätte, um seinem Freund, einem Filmregisseur, einen Gefallen zu tun. Dieser Regisseur
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