Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
Vom Netzwerk:
er­schie­nen war, hieß es, daß ich vor­erst kei­ne wei­te­ren Mel­dun­gen her­aus­ge­ben soll­te. Das Gan­ze war ein­fach zu über­stürzt in An­griff ge­nom­men wor­den, und bei ge­nau­er Be­trach­tung wuß­ten wir ei­gent­lich über­haupt nichts über die­sen Karl Jor­la. Die Te­le­gram­me, die wir nach Ös­ter­reich und Deutsch­land jag­ten, um et­was über das Pri­vat­le­ben die­ses Bur­schen zu er­fah­ren, ver­hal­fen uns nicht zu den ge­wünsch­ten In­for­ma­tio­nen. Im Ge­gen­teil, die Ant­wor­ten wa­ren für uns ver­nich­tend. Er hat­te of­fen­sicht­lich vor ›Rück­kehr zum Sab­bat‹ in kei­nem ein­zi­gen Film mit­ge­spielt und war völ­lig un­be­kannt. Die­ser Film wä­re auch nie of­fi­zi­ell ex­por­tiert wor­den, und es wä­re le­dig­lich ein Ver­se­hen, daß die In­gle­woo­der Agen­tur ei­ne Ko­pie hät­te, die sie hier in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten lau­fen ließ. Dar­über hin­aus wä­re die­ser Strei­fen in kei­nem Film­re­gis­ter ein­ge­tra­gen. Da der Film we­der in Ös­ter­reich noch in Deutsch­land öf­fent­lich zu se­hen ge­we­sen wä­re, gä­be es über ihn auch kei­ne Be­spre­chun­gen und Kri­ti­ken.
    Ich hät­te vor Wut plat­zen kön­nen! Da hat­ten wir nun die ›Ent­de­ckung des Jah­res‹, und ich be­kam kein Ma­te­ri­al zu­sam­men, um es groß her­aus­zu­brin­gen!
    Der ein­zi­ge Trost war, daß wir in vier­zehn Ta­gen mit Karl Jor­las An­kunft rech­ne­ten. Ich soll­te ihn dann so­fort be­ar­bei­ten und aus­quet­schen und die Nach­rich­ten­agen­tu­ren mit Ge­schich­ten über­flu­ten. Drei un­se­rer bes­ten Au­to­ren schrie­ben schon eif­rig an ei­nem Dreh­buch für Jor­la; und ›der Al­te‹ küm­mer­te sich höchst­per­sön­lich um die­ses Dreh­buch. Die Hand­lung soll­te so ähn­lich wer­den wie die in dem aus­län­di­schen Film, denn die »Vom-To­de-auf­er­ste­hen« Sze­nen woll­te man sich kei­nes­falls ent­ge­hen las­sen.
    Jor­la kam am sie­ben­ten Ok­to­ber an und zog in ein Ho­tel. Das Stu­dio schick­te ihm das üb­li­che Be­grü­ßungs­ko­mi­tee. Man brach­te ihn zu for­mel­len Pro­be­auf­nah­men ins Ate­lier, und dann wur­de er mir ›über­ge­ben‹.
    Zum ers­ten Ma­le stand ich die­sem Mann in der klei­nen Gar­de­ro­be, die man ihm zu­ge­wie­sen hat­te, ge­gen­über. Ich wer­de den Nach­mit­tag, an dem ich ihn ken­nen­lern­te, nie ver­ges­sen, die­sen Au­gen­blick, als ich die Tür zu sei­ner Gar­de­ro­be auf­mach­te und ihn zum ers­ten Ma­le sah.
    Ich weiß nicht, was ich zu se­hen er­war­tet hat­te; aber was ich dann sah, ver­blüff­te mich doch ei­ni­ger­ma­ßen. Denn Karl Jor­la war auch im Le­ben der le­ben­dig-to­te Mann, den er im Film dar­ge­stellt hat­te.
    Na­tür­lich war sein Ge­sicht nicht zer­fres­sen und an­gefault. Aber er war sehr groß und fast so ske­lett­ar­tig dünn wie in sei­ner Rol­le. Sein Ge­sicht war bleich, und sei­ne Au­gen wa­ren von dunklen Rän­dern um­ge­ben. Und die Au­gen wa­ren die to­ten Au­gen aus dem Film, die un­er­gründ­li­chen, wis­sen­den Au­gen!
    Er be­grüß­te mich mit sei­ner dröh­nen­den Stim­me in sto­cken­dem Eng­lisch. Sei­ne Lip­pen lä­chel­ten über mei­ne of­fen­sicht­li­che Ver­wir­rung, aber der frem­de, ei­gen­tüm­li­che Aus­druck in sei­nen Au­gen blieb. Ich ha­be auch spä­ter nie er­lebt, daß sich die­ser Blick än­der­te.
    Ich kam ein we­nig ins Stot­tern, als ich ihm er­klär­te, wer ich sei und was ich von ihm wol­le.
    »Kei­ne Pu­bli­ci­ty«, sag­te er mit stark fremd­län­di­schem Ak­zent. »Ich will nicht, daß die Leu­te et­was da­von er­fah­ren, was nur mei­ne rein per­sön­li­che An­ge­le­gen­heit ist.«
    Ich kam ihm mit den üb­li­chen Ge­gen­ar­gu­men­ten. Ich weiß nicht, in­wie­weit er mich ver­stand, aber er blieb fel­sen­fest bei sei­nem Vor­satz. Was ich dann aus ihm her­aus­hol­te, war wahr­lich dürf­tig ge­nug.
    Ich er­fuhr, daß er in Prag ge­bo­ren war, bis zu den um­wäl­zen­den Er­eig­nis­sen in Eu­ro­pa im Wohl­stand ge­lebt hat­te und die be­wuß­te Film­rol­le nur über­nom­men hät­te, um sei­nem Freund, ei­nem Film­re­gis­seur, einen Ge­fal­len zu tun. Die­ser Re­gis­seur

Weitere Kostenlose Bücher