Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
Vom Netzwerk:
da­ge­gen wehr­te, kam ihm die Le­gen­de von Nyar­la­tho­tep nicht aus dem Sinn. Er konn­te die Angst nicht un­ter­drücken, daß ihn die Ra­che die­ses Got­tes tref­fen wür­de. Ver­geb­lich ver­such­te er sich ein­zu­häm­mern, daß das al­les nur Aber­glau­be wä­re, der ihm nichts an­ha­ben könn­te. Er schaff­te es ein­fach nicht. Er zit­ter­te vor Angst, wenn er an den gött­li­chen Zorn dach­te, der sein Schick­sal be­sie­geln wür­de. Er hat­te einen hei­li­gen Ort ent­weiht. Der Gott des Bö­sen wür­de das nicht un­ge­straft hin­neh­men … »Man tut gut dar­an, sei­ne frü­he­ren Fähr­ten nicht zu kreu­zen« … »Gott der Wüs­te« … »Der Gott oh­ne Ge­sicht« …
    Car­no­ti stieß einen fürch­ter­li­chen, ver­zwei­fel­ten Fluch aus.
    Er wirk­te zwi­schen den sich fort­be­we­gen­den Sand­dü­nen wie ei­ne win­zi­ge Amei­se.
     
    Die Nacht ging oh­ne Über­gang in den Mor­gen über. Von ei­ner Se­kun­de zur an­de­ren war es hell. Der Sand, der kurz pur­pur­rot auf­ge­leuch­tet hat­te, schim­mer­te jetzt matt vio­lett, um gleich dar­auf wie ei­ne Or­chi­dee zu glü­hen.
    Aber Car­no­ti sah das nicht, denn er schlief. Sein auf­ge­dun­se­ner Kör­per hat­te durch die un­ge­wohn­te An­stren­gung viel eher ge­streikt, als Car­no­ti es für mög­lich ge­hal­ten hät­te. Schon vor Stun­den hat­ten sei­ne dün­nen Bei­ne ih­ren Dienst ver­sagt, und er war völ­lig er­schöpft im Sand zu­sam­men­ge­bro­chen. Er war kaum noch in der La­ge ge­we­sen, die Woll­de­cke über sei­nen Kör­per aus­zu­brei­ten, ehe er ein­sch­lief.
    Die Son­ne kroch wie ein feu­er­ro­ter Ball aus La­va über einen Him­mel, der aus Me­tall zu sein schi­en, und bohr­te ih­re sen­gen­den Strah­len in den flam­men­den Sand.
    Car­no­ti war so er­schöpft, daß er trotz der un­barm­her­zi­gen Hit­ze weiter­schlief. Aber sein Schlaf war al­les an­de­re als er­qui­ckend, denn er wur­de durch die teuf­li­sche Glut von ent­setz­li­chen Träu­men ge­pei­nigt.
    In sei­nen Alp­träu­men ver­folg­te ihn die Fi­gur Nyar­la­tho­teps durch ei­ne Wüs­te, die in Flam­men stand. Er rann­te über ei­ne bren­nen­de Flä­che. Ob­wohl sei­ne Fü­ße lang­sam ver­kohl­ten und er vor Schmer­zen auf­heul­te, muß­te er wei­ter­lau­fen, denn der Gott oh­ne Ge­sicht, der von Schlan­gen um­ge­ben war, war ihm dicht auf den Fer­sen. Er lief und lief, aber der Ab­stand zwi­schen ihm und der ab­scheu­li­chen Krea­tur ver­grö­ßer­te sich nicht; im Ge­gen­teil, die­ses Un­ge­heu­er kam lang­sam nä­her und nä­her. Sei­ne Fü­ße wur­den in dem glü­hend hei­ßen Wüs­ten­sand im­mer ge­fühl­lo­ser. Die ver­kohl­ten Stücke bra­chen weg. Zum Schluß hum­pel­te er nur noch auf grau­sam zer­fetz­ten Bein­stümp­fen. Aber die To­des­angst trieb ihn trotz der wahn­sin­ni­gen Schmer­zen vor­an. Das Un­ge­heu­er hin­ter ihm ki­cher­te dia­bo­lisch; und ein paar Se­kun­den dar­auf er­füll­te sein dröh­nen­des La­chen die bren­nen­de Luft und stieg zum lo­dern­den Him­mel auf.
    Car­no­ti konn­te sich in sei­nem Traum jetzt nur noch auf den Kni­en fort­be­we­gen. Er be­merk­te vol­ler Ent­set­zen, daß sei­ne Bein­stümp­fe im­mer wei­ter ver­kohl­ten. Dann wur­de die gan­ze Wüs­te plötz­lich zu ei­nem Flam­men­meer, in dem er ver­sank. Er schrie gel­lend, als das Feu­er auf sei­nen gan­zen Kör­per über­griff. Er merk­te, wie er lang­sam in dem glü­hen­den Sand un­ter­tauch­te. Zu­erst be­deck­te der Sand sei­ne Ar­me, dann reich­te er ihm bis zur Hüf­te. Und er ver­sank wei­ter. Und noch in dem Au­gen­blick, als der hei­ße Sand sei­ne Keh­le um­schloß und für ihn das En­de ge­kom­men war, fürch­te­te er im Ster­ben die Ge­stalt des Got­tes oh­ne Ge­sicht hin­ter sich. Und die Furcht war qual­vol­ler als al­le Schmer­zen. Und selbst als er in der wei­ßen, bren­nen­den Höl­le völ­lig ver­sank, wehr­te er sich noch schwach ge­gen die­se Furcht. Die Ra­che des Got­tes durf­te ihn nie tref­fen! Dann er­griff die Glut von ihm Be­sitz. Sei­ne blu­ten­den, zer­platz­ten Lip­pen wur­den ge­rös­tet. Und nach den letz­ten Zu­ckun­gen ver­wan­del­te sich sein gan­zer Kör­per in

Weitere Kostenlose Bücher