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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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ei­ne lo­dern­de Flam­me.
    Ehe ihn die Sin­ne ver­lie­ßen, hob er mit ei­ner letz­ten Kraft­an­stren­gung noch ein­mal den Kopf. Der schwar­ze Gott stand jetzt di­rekt vor ihm. Car­no­ti nahm noch wahr, wie sich die dür­ren Kral­len auf sein glü­hen­des Ge­sicht zu be­weg­ten. Er sah, wie sich der ab­scheu­li­che Kopf mit der drei­fa­chen Kro­ne zu ihm neig­te. Einen schreck­li­chen Au­gen­blick lang war das lee­re Ant­litz dicht vor sei­nem Ge­sicht. Er er­kann­te das Grau­en, das von der schwar­zen glat­ten Flä­che aus­ging. Ir­gend et­was aus un­er­meß­li­chen Ab­grün­den starr­te ihn an. Ir­gend et­was schi­en sei­nen flam­men­den Blick in ihn zu boh­ren; und die­ses Feu­er schmerz­te mehr als die Glut, die ihn jetzt ver­zehr­te. Er fühl­te, daß es der Gott­heit ge­lun­gen war, sich an ihm zu rä­chen. Das Blut koch­te in sei­nen Adern, als er völ­lig im glü­hen­den Sand ver­sank. Doch das letz­te, an das er sich er­in­ner­te, war der gräß­li­che ge­sichts­lo­se Kopf des Got­tes und die na­men­lo­se Angst, die er ver­brei­te­te.
    Dann wach­te Car­no­ti auf.
    Er war so er­leich­tert, daß das al­les nur ein Traum ge­we­sen war, daß er zu­erst die ste­chen­de Son­ne und die sen­gen­de Glut gar nicht wahr­nahm. Aber als er sich dann schweiß­ge­ba­det und tau­melnd er­ho­ben hat­te, glaub­te er, daß die glü­hen­den Son­nen­strah­len sei­nen Rücken durch­bohr­ten. Er schirm­te sei­ne Au­gen mit den Hän­den ab und starr­te nach oben, um die Him­mels­rich­tun­gen fest­zu­stel­len. Aber er gab es sehr schnell ver­zwei­felt auf, denn der Him­mel glich ei­nem ein­zi­gen Feu­er­ball, und er konn­te über­haupt nichts er­ken­nen.
    Er rann­te al­so aufs Ge­ra­te­wohl wei­ter. Aber er kam nicht so rasch vor­wärts, denn der hei­ße Sand blieb an sei­nen Fü­ßen haf­ten. Er strau­chel­te hin und wie­der. Der Sand schi­en sei­ne Fuß­soh­len durch die Schu­he hin­durch zu ver­bren­nen. Sein Durst wur­de im­mer un­er­träg­li­cher. Die ers­ten An­zei­chen ei­nes be­gin­nen­den De­li­ri­ums mach­ten sich be­merk­bar.
    Doch er rann­te un­auf­hör­lich wei­ter.
    Er dach­te flüch­tig an sei­nen wahn­sin­ni­gen Traum. Soll­te er zur Wirk­lich­keit wer­den?
    Denn sei­ne Fü­ße wur­den lang­sam ver­sengt. Und sein Kör­per wur­de aus­ge­trock­net. Gott sei Dank ver­folg­te ihn we­nigs­tens kei­ner. Je­den­falls bis jetzt noch nicht! Er muß­te sich zu­sam­men­rei­ßen. Dann schaff­te er es viel­leicht doch noch – trotz der Zeit, die er ver­lo­ren hat­te. Er stol­per­te wei­ter. Viel­leicht wür­de er auf ei­ne vor­bei­zie­hen­de Ka­ra­wa­ne sto­ßen. Doch nein, er be­fand sich weit von den üb­li­chen Ka­ra­wa­nen­stra­ßen ent­fernt. Aber heu­te abend wür­de er beim Son­nen­un­ter­gang die Him­mels­rich­tung aus­ma­chen kön­nen. Heu­te abend.
    Die­se ver­damm­te Hit­ze! Und Sand, so­weit das Au­ge reich­te! Sand­hü­gel – ach was Sand­hü­gel: Sand­ge­bir­ge! Und eins glich dem nächs­ten wie ein Ei dem an­de­ren.
    Und al­le schwel­ten in der sen­gen­den Glut!
    Der Tag woll­te über­haupt kein En­de neh­men. Car­no­ti hat­te jeg­li­chen Zeit­be­griff ver­lo­ren. Er war so schwach, daß er sich nur noch müh­sam weiter­schlep­pen konn­te, und mit je­der Mi­nu­te schwan­den sein Mut und sei­ne Zu­ver­sicht mehr da­hin.
    Der Ho­ri­zont ver­än­der­te sich nicht. Kei­ne Luft­spie­ge­lung un­ter­brach die end­lo­se Wei­te. Nicht der win­zigs­te Schat­ten schütz­te Car­no­ti vor der sen­gen­den Glut.
    Doch halt! War da nicht ein Schat­ten hin­ter ihm? Ir­gend et­was Dunkles, Form­lo­ses mach­te sich hin­ter sei­nem Rücken über ihn lus­tig. Car­no­ti über­fiel ein schreck­li­cher Ge­dan­ke.
    Nyar­la­tho­tep, der Gott der Wüs­te! Hin­ter ihm war ein Schat­ten, der ihn ver­nich­ten woll­te. Die­se Le­gen­de – soll­te doch et­was Wah­res dar­an sein? Die Ein­ge­bo­re­nen hat­ten ihn ge­warnt, sei­ne Träu­me hat­ten ihn ge­warnt, und selbst die ster­ben­de Krea­tur auf der Fol­ter­bank hat­te ihn ge­warnt. Der all­mäch­ti­ge Send­bo­te des Sa­tans‹, der schwar­ze Mann, der von wi­der­li­chen Schlan­gen um­ge­ben war,

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