15 Gruselstories
steigerte. Was mit Dr. Carnoti passieren würde, interessierte sie nicht im mindesten. Sie dachten nur an sich selbst. In diesem Zusammenhang war ihre Absicht sonnenklar. Sie mußten fliehen! Und zwar sofort!
Carnoti bemerkte nicht, was um ihn herum vorging. Er sah weder die panische Angst noch den festen Entschluß in den Blicken der Eingeborenen. Er war zu sehr damit beschäftigt, Pläne für den nächsten Tag zu machen. Man würde das Götzenbild auf einen Karren laden. Sobald man dann den Fluß erreicht hätte, könnte man die Statue auf ein Boot verfrachten.
Was für ein Fund! Er sah schon im Geist den Ruhm und Reichtum vor sich, der auf ihn zukommen würde. War er vielleicht ein widerwärtiger Abenteurer? Der Abschaum der Menschheit, wie? Die, die ihn einen Scharlatan und Betrüger genannt hatten, würden ganz schön zu Kreuze kriechen müssen. Den überheblichen Wissenschaftlern, die ihn mit Mißachtung straften, würden die Augen aus dem Kopf fallen, wenn sie seinen Fund sahen. Er rieb sich zufrieden die Hände. Der Himmel mochte wissen, welche weiteren Entdeckungen er nach diesem Fund machen würde. Vielleicht gab es noch andere verborgene Altäre und andere unbekannte Götter. Vielleicht stieß er sogar auf geheime Gräber und Tempel! Er erinnerte sich dunkel, daß es irgendeine Legende über die Verehrung und Anbetung dieser Gottheit gab. Gleich nach der Rückkehr würde er sich ein paar weitere Eingeborene schnappen, die er auf seine bewährte Art dazu bringen würde, ihm die gewünschten Informationen zu geben …
Er lächelte amüsiert und überheblich. Wie konnten die Eingeborenen nur so abergläubisch sein! Die Burschen fürchteten sich doch ganz offensichtlich vor der Steinfigur. Und der Dolmetscher hörte nicht mit seinem Gemurmel auf. »Nyarlathotep ist der Schwarze Sendbote des Satans. Er kommt durch den brennenden Wüstensand und wird die Welt beherrschen. Außer ihm wird kein anderer angebetet werden …« Lächerlich! Wie einfältig doch alle ägyptischen Mythen waren! Statuen mit animalischen Köpfen sollten plötzlich zum Leben erwachen! Menschen und Götter sollten wiederauferstehen! Überhaupt diese ganzen idiotischen Pyramiden für die Mumien der Könige! Zugegeben, eine ganze Menge Menschen glaubte hier an dies alles. Und nicht nur Eingeborene. Selbst einige seiner Geschäftsfreunde hatten verschrobene Ansichten und glaubten an die Geschichten über Pharaos Fluch und an die Zauberkraft alter Priester.
Carnoti kannte eine ganze Reihe wilder Geschichten von den alten Gräbern und den Männern, die in dem Augenblick gestorben sein sollten, als sie diese Gräber aufbrachen … Kein Wunder also, daß die primitiven Eingeborenen erst recht solchen Unsinn glaubten. Aber ob sie nun daran glaubten oder nicht, sie würden verdammt noch mal seine Gottheit transportieren müssen. Und wenn er einige über den Haufen schießen müßte, damit ihm die restlichen gehorchten …
Als er sich in sein Zelt zurückzog, war er mit sich und der Welt zufrieden. Er genoß in vollen Zügen das Abendbrot, das ihm der Boy brachte. Im Hinblick auf die Anstrengungen des morgigen Tages begab er sich bald nach dem Essen zur Ruhe. Die Eingeborenen sollten gefälligst das Zeltlager bewachen. Er legte sich in seine Hängematte und war kurz darauf tief und fest eingeschlafen.
Als Carnoti die Augen wieder aufschlug, mußten einige Stunden vergangen sein. Es war noch stockfinster, und die Nacht war unheimlich still. Aus der Ferne hörte er das langgezogene Geheul eines Schakals. Danach umgab ihn wieder das Schweigen.
Carnoti wunderte sich unbewußt über sein plötzliches Erwachen. Er erhob sich
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