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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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hat­te. Sein Geist klär­te sich noch ein­mal, und Car­no­ti er­kann­te mit töd­li­chem Er­schre­cken, daß er die gan­ze Zeit im Kreis ›ge­flo­hen‹ war. Doch das Schick­sal mein­te es gnä­dig mit ihm, denn gleich­zei­tig mit die­ser furcht­ba­ren Er­kennt­nis ver­fins­ter­te sich sein Geist wie­der. Er warf sich mit ei­ner letz­ten kör­per­li­chen An­stren­gung vor, um dem Schat­ten aus­zu­wei­chen. Er merk­te gar nicht, daß er di­rekt auf die bei­den Find­lings­stei­ne, un­ter de­nen die Sta­tue be­gra­ben war, zu­eil­te.
    Dann wur­de sein Traum zur grau­sa­men Wirk­lich­keit.
    Als er rann­te, be­gann der Sand vor ihm zu be­ben. Er wog­te und schi­en un­ter Ge­burts­we­hen et­was her­vor­brin­gen zu wol­len. Dann glitt der Sand wie ein rei­ßen­der Sturz­bach von der Hö­he der Sta­tue. Die bei­den Find­lings­stei­ne ge­rie­ten ins Wan­ken. Sie wirk­ten fast schwe­re­los, als sie von der Fi­gur glit­ten.
    Es war der Sand, der wei­ter­rie­sel­te, aber es sah so aus, als wür­de sich die schwar­ze Gott­heit aus der Er­de er­he­ben und bö­se im Mond­licht fun­keln.
    Als Car­no­ti auf das Göt­zen­bild zu­stürz­te, wur­de er von dem rie­seln­den Sand ein­ge­fan­gen. Car­no­tis Fü­ße ver­san­ken wie im Moor. Er stram­pel­te und schlug hef­tig um sich. Aber je mehr er sich be­weg­te, de­sto tiefer ver­sank er. Der fei­ne wei­ße Sand um­klam­mer­te ihn und zog ihn mit un­sicht­ba­ren Ar­men un­barm­her­zig in die Tie­fe. Jetzt reich­te er ihm schon bis zur Hüf­te.
    Im sel­ben Au­gen­blick er­hob sich der selt­sa­me Schat­ten und sprang vor. Er schi­en in der Luft mit der Sta­tue zu ei­nem be­seel­ten form­lo­sen Ne­bel zu ver­schmel­zen. Als das Car­no­ti, der sich im­mer noch ver­zwei­felt ge­gen den Griff des gie­ri­gen San­des wehr­te, sah, wur­de er vor Angst und Grau­en voll­stän­dig und end­gül­tig wahn­sin­nig. Die Nacht schi­en dem un­för­mi­gen Göt­zen­bild Le­ben ein­ge­haucht zu ha­ben. Der tod­ge­weih­te, ir­re Car­no­ti starr­te mit auf­ge­ris­se­nen Au­gen in das un­ir­di­sche Ant­litz. Es war ge­nau wie in sei­nem Traum. Sei­ne Au­gen, die im Wahn­sinn roll­ten, er­blick­ten hin­ter der stei­ner­nen Mas­ke ei­ne teuf­li­sche Frat­ze. In den Au­gen, die Car­no­ti höh­nisch an­grins­ten, stand der Tod. Die schwe­ben­de schwar­ze Fi­gur brei­te­te ih­re Schwin­gen aus und sank mit ei­nem don­nern­den Knall in den Sand.
    Durch den Auf­prall ver­sank Car­no­ti noch tiefer. Von ihm blieb nichts wei­ter üb­rig – als ein le­ben­der Kopf, der sich zu­ckend im Wüs­ten­sand dreh­te und wand und sich in ohn­mäch­ti­ger Ver­zweif­lung be­müh­te, den Kör­per aus dem ei­ser­nen Griff des wei­chen San­des zu be­frei­en.
    Die Ver­wün­schun­gen, die die sprö­den, blu­ten­den Lip­pen aus­stie­ßen, ver­wan­del­ten sich in wahn­sin­ni­ge Schreie, die um Gna­de win­sel­ten. Dann sank die Stim­me zu ei­nem Schluch­zen hin­ab, aus dem nur ein ein­zi­ges Wort her­aus­zu­hö­ren war: »Nyar­la­tho­tep.«
    Car­no­ti starb lang­sam.
    Als der Mor­gen kam, war er im­mer noch am Le­ben. Die Son­ne stieg wie­der wie ein Feu­er­ball am Him­mel auf.
    Die sen­gen­de Glut koch­te Car­no­tis Blut und schmor­te sein Ge­hirn. Aber die Qua­len der bren­nen­den Höl­le dau­er­ten nicht lan­ge. Es schi­en, als hät­te er mit über­na­tür­li­chen Kräf­ten die Gei­er zu die­ser ein­sa­men Stel­le her­bei­ge­ru­fen. Sie kreis­ten ei­ni­ge Zeit über ihm.
    Dann stie­ßen sie hin­ab.
     
    Und ir­gend­wo lag ei­ne al­te Gott­heit un­ter dem Sand be­gra­ben. Ob­wohl der Gott kein Ge­sicht hat­te, drück­te er den An­flug ei­nes ver­stoh­le­nen, bö­sen und zy­ni­schen Lä­chelns aus. Denn als Car­no­ti, der Un­gläu­bi­ge, starb, hul­dig­ten sei­ne ver­stüm­mel­ten Lip­pen flüs­ternd Nyar­la­tho­tep, dem Herr­scher der Wüs­te.
     

 
Die Axt im Spukhaus
     
    Dai­sy und ich führ­ten wie­der ein­mal eins un­se­rer be­lieb­ten Streit­ge­sprä­che. In die­sem Fall hat­te es we­gen der Le­bens­ver­si­che­rung an­ge­fan­gen; aber als wir mit dem The­ma durch wa­ren, ka­men wir au­to­ma­tisch in un­ser üb­li­ches

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