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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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wir­kungs­vol­ler von mir ge­ben als die­ser ko­mi­sche Zei­sig hier, der sich je­den Tag da­mit be­schäf­tig­te. Es klang so ab­ge­schmackt, so fad, so we­nig über­zeu­gend. Es war das lang­wei­ligs­te ›Schau­er­dra­ma‹, das mir je zu Oh­ren ge­kom­men war.
    Oder –
    Ich zuck­te un­will­kür­lich zu­sam­men – oder die Ge­schich­te stimm­te. Viel­leicht war das die ein­fachs­te Er­klä­rung. Bei ge­nau­er Be­trach­tung sprach auch bis jetzt noch nichts da­ge­gen. Denn was be­sag­te die Ge­schich­te denn bis jetzt? Nichts wei­ter, als daß ir­gend­ein Rus­se sei­ne Frau mit dem Beil er­schla­gen hat­te. So et­was pas­sier­te hin und wie­der. Und nicht nur bei den Rus­sen. Die Po­li­zei­ak­ten sind voll von sol­chen Din­gen. Un­ser Ko­mi­ker­freund hat­te nach dem Mord le­dig­lich das Haus er­wor­ben, sich die ›Spuk­ge­schich­te‹ aus den Fin­gern ge­so­gen und Ka­pi­tal dar­aus ge­schla­gen.
    Ich schi­en mit mei­ner Ver­mu­tung recht zu ha­ben, denn der al­te Zwerg Na­se fuhr ge­ra­de fort:
    »So kam es, mei­ne Freun­de, daß das Klu­va-Haus lan­ge Zeit leer und un­be­wohnt war. Das heißt, nicht ganz un­be­wohnt, denn ein Geist leb­te hier wei­ter. Der Geist von Mrs. Klu­va – der Da­me in Weiß.«
    Pfui! Im­mer muß­te es ei­ne Da­me in Weiß sein. Warum zur Ab­wechs­lung nicht mal in Ro­sa oder Grün? Die Da­me in Weiß – das klang wie der Ti­tel ei­nes dritt­klas­si­gen Thea­ter­stückes. Aber das war wohl auch so ge­dacht, denn un­ser Ko­mi­ker­freund be­nahm sich dement­spre­chend. Er be­müh­te sich, sei­ne Stim­me zu dämp­fen, um sie wir­kungs­vol­ler klin­gen zu las­sen.
    »Sie wan­dert Nacht für Nacht über den obe­ren Gang zum Mord­zim­mer. Ih­re auf­ge­schlitz­te Keh­le schim­mert im Mond­licht. Sie legt ihr Haupt wie­der auf den blut­über­ström­ten Block und emp­fängt er­neut die töd­li­chen Hie­be. Dann kehrt sie mit ei­nem qual­vol­len Stöh­nen in die dün­ne Luft zu­rück.«
    Du meinst in die hei­ße Luft, al­ter Bur­sche, in die hei­ße Luft!
    »Oh, wirk­lich?« Dai­sy seufz­te zu­frie­den.
    »Wenn ich ge­sagt ha­be, daß das Haus die gan­ze Zeit über leer ge­stan­den hat, so stimmt das nicht ganz. Hin und wie­der sind an­fangs Va­ga­bun­den und Land­strei­cher in das Haus ein­ge­bro­chen, um einen Un­ter­schlupf für die Nacht zu fin­den. Sie blie­ben die­se ei­ne Nacht – und län­ger! Denn mor­gens fand man sie auf dem be­wuß­ten Hau­klotz … ih­re Keh­len wa­ren von der Mord­axt durch­schla­gen …«
    Mir lag ei­ne bis­si­ge Be­mer­kung auf den Lip­pen. Doch dann sieg­te mein bes­se­res Ich. Warum soll­te ich Dai­sy den Spaß ver­der­ben? Ich sah doch, wel­che Freu­de ihr das Gan­ze mach­te. Ihr hing förm­lich vor Span­nung die Zun­ge aus dem Hals.
    »Als sich das her­um­ge­spro­chen hat­te, kam kein Mensch mehr hier­her. Selbst die Va­ga­bun­den mach­ten einen großen Bo­gen um das Haus. Es ge­lang kei­nem Mak­ler, das Haus an den Mann zu brin­gen. Doch dann ha­be ich es ge­mie­tet. Mir war klar, daß die­se Ge­schich­te die Be­su­cher an­zie­hen wür­de, und, nun ja, of­fen­ge­stan­den, ich bin halt ein Ge­schäfts­mann.«
    Gut, daß du das sagst, Bru­der. Ich hät­te dich sonst wo­mög­lich für einen Schwind­ler ge­hal­ten.
    »Ich kann mir vor­stel­len, daß Sie jetzt ger­ne das Mord­zim­mer se­hen möch­ten. Bit­te fol­gen Sie mir. Hier ge­ra­de­aus – die Trep­pe hin­auf. Ich ha­be al­les so ge­las­sen, wie es war, und ich kann Ih­nen schon jetzt ver­si­chern, daß Sie mehr als in­ter­es­siert …«
    Dai­sy zwick­te mich, als wir uns die dunklen Stu­fen hin­auf­tas­te­ten.
    »O mein Gold­schatz, geht dir das nicht auch durch und durch?«
    Ich kann es nicht aus­ste­hen, wenn man mich ›Gold­schatz‹ nennt. Au­ßer­dem frag­te ich mich ver­bis­sen, was mir wohl ›durch und durch‹ ge­hen soll­te. Es war ein­fach wi­der­lich, zu se­hen, wie Dai­sy von die­sem kom­plet­ten Un­sinn völ­lig hin­ge­ris­sen war. Der Mord hat­te es ihr so sehr an­ge­tan, daß ich sie im Au­gen­blick auch am liebs­ten er­mor­det hät­te. Wer weiß, was die­ser Klu­va erst für ei­ne Frau ge­habt hat­te!
    Die Stu­fen knack­ten un­ter un­se­ren

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