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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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die­se Macht zu tö­ten, die nur den Göt­tern vor­be­hal­ten ist, aus. Sie ver­su­chen sich auf die­sel­be Stu­fe mit den Göt­tern zu stel­len. Sie neh­men je­man­dem das Le­ben. Von die­ser Vor­stel­lung geht et­was Un­ge­heu­er­li­ches aus.
    Et­was an­de­res ist es mit ei­nem Schuß, der in plötz­li­cher geis­ti­ger Um­nach­tung ab­ge­feu­ert wird, ei­nem Mes­ser­stich aus Ra­se­rei, ei­nem Zwei­kampf im Irr­sinn des Krie­ges, ei­nem Un­fall, ei­nem Zu­sam­men­stoß – das al­les sind Din­ge, die das Le­ben lei­der mit sich bringt. Aber ein Mensch, ir­gend­ein Mensch, für den der Ge­dan­ke an den Tod nichts wei­ter als ein Re­chenexem­pel ist; der vor­sätz­lich und sorg­fäl­tig einen kalt­blü­ti­gen Mord plant …
    Was moch­te da­mals in Klu­va vor­ge­gan­gen sein? Viel­leicht hat­te er ei­nes Ta­ges sei­ner Frau beim Mit­tages­sen ge­gen­über­ge­ses­sen und ge­dacht: Zwölf Uhr. Du hast noch fünf Stun­den zu le­ben, mei­ne Lie­be. Dir blei­ben nur noch fünf Stun­den! Kei­ne Men­schen­see­le weiß et­was da­von. Dei­ne Freun­de wis­sen es nicht. Selbst du weißt es nicht. Kei­ner weiß es – nur ich! Ich und der Tod. Und ich bin der Tod. Ja, ich bin für dich der Tod. Ich wer­de dei­nen Kör­per ver­nich­ten und dei­nen Geist aus­lö­schen. Ich bin dein Herr und Gott. Du bist nur für die­sen einen Au­gen­blick ge­bo­ren wor­den; du hast da­für ge­lebt, daß ich jetzt dein Schick­sal be­stim­men wer­de. Du hast nur exis­tiert, da­mit ich dich tö­ten kann.
    Mei­ne Ge­dan­ken ge­rie­ten auf sehr ei­gen­ar­ti­ge We­ge. Aber dar­an wa­ren nur der Hau­klotz und die Axt schuld.
    Ich glaub­te Klu­va deut­lich vor mir zu se­hen. »Komm mit nach oben, mei­ne Lie­be.« Er muß­te bei sei­nen Wor­ten in­ner­lich ge­grinst ha­ben. Und dann ging es hin­auf in das dunkle Zim­mer, in dem die Axt und der Klotz war­te­ten.
    Ob er sei­ne Frau wohl ge­haßt hat­te? Wahr­schein­lich nicht. Wenn die Ge­schich­te stimm­te, hat­te er sie für einen be­stimm­ten Zweck ge­op­fert. Er muß­te ein Men­schen­le­ben op­fern. Es war ein­fach das Be­quems­te, gleich sei­ne ei­ge­ne Frau zu neh­men; sie war je­der­zeit griff­be­reit. Er muß­te statt Blut in sei­nen Adern Eis­was­ser ge­habt ha­ben.
    Es war gar nicht so sehr die Ge­schich­te, die mich be­ein­druck­te, son­dern der Raum. Ich konn­te Klu­va in dem Raum spü­ren, und ich konn­te sie spü­ren …
    Das war ko­misch, aber ich konn­te sie wirk­lich spü­ren. Nicht als ein We­sen aus Fleisch und Blut, son­dern als ei­ne zwin­gen­de Macht. Ei­ne ru­he­lo­se, zwin­gen­de Macht.
    Ob­wohl ich mich nicht um­wand­te, wuß­te ich, daß hin­ter mei­nem Rücken ir­gend et­was vor sich ging. Et­was ver­barg sich in den tie­fen Schat­ten. Und et­was ver­barg sich un­ter den ein­ge­trock­ne­ten Blut­rinn­sa­len auf dem Hau­klotz. Ein ge­fes­sel­ter Geist.
    Re­de­te der Al­te wei­ter oder hör­te ich sie ?
    »Hier bin ich ge­stor­ben. Hier hat­te al­les ein En­de. Ei­ne Mi­nu­te lang leb­te ich hier noch ah­nungs­los; die nächs­te er­füll­te mich mit töd­li­chem Grau­en. Es gab kein Ent­rin­nen. Die Axt saus­te auf ei­ne Keh­le nie­der, in der jun­ges Blut pul­sier­te. Jetzt war­te ich. Das ist mei­ne ein­zi­ge Re­van­che. Ich war­te auf an­de­re. Ich bin we­der ein men­schen­ähn­li­ches We­sen noch ein Geist – ich bin nur ei­ne Kraft, ei­ne Kraft, die in dem Au­gen­blick ent­stand, als mit dem Blut auch das Le­ben aus mei­ner Keh­le floß. Im Ster­ben fühl­te ich nur eins: Haß! Einen Haß, der mich über­lebt hat. Der Haß wur­de in dem Au­gen­blick ge­bo­ren, als ich mit vol­lem Be­wußt­sein die Un­ge­rech­tig­keit, die mir wi­der­fuhr, er­kann­te. Jetzt war­te ich. Hin und wie­der ha­be ich die Mög­lich­keit, mei­nem Haß freie Bahn zu las­sen.
    Wenn ich an­de­re tö­te, schwillt mein Haß an und wird so stark, daß ich selbst für einen kur­z­en Mo­ment das Ge­fühl ha­be, wie­der zu le­ben. Nur wenn ich mich mei­nem star­ken Haß hin­ge­be, kann ich im To­de wei­ter­le­ben. Des­halb lie­ge ich stän­dig auf der Lau­er; hier, in die­sem Raum. Der­je­ni­ge, der sich hier zu lan­ge auf­hält, ist ver­lo­ren. Denn so­bald

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