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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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wisch­te die­se Ge­dan­ken bei­sei­te. Heu­te woll­te ich al­les ver­ges­sen. Ich woll­te we­der an die un­be­zahl­ten Rech­nun­gen noch an Dai­sys Nör­geln noch an Jean­ne den­ken. Ich muß zu­ge­ben, daß mir letz­te­res be­son­ders schwer­fiel. Von Jean­ne strahl­te Ru­he aus, sie hat­te ein ei­ge­nes Ein­kom­men, und sie hielt die Ba­by­spra­che für tö­richt. Nun ja.
    Wir ka­men auf die Pren­tiss Road und schlu­gen die al­te Rich­tung ein. Ich ver­such­te das Selbst­mit­leid, das mich be­fal­len hat­te, zu un­ter­drücken und in Stim­mung zu kom­men.
    Ich schau­te Dai­sy aus den Au­gen­win­keln an. Sie war glück­lich. Dar­über konn­te über­haupt kein Zwei­fel be­ste­hen. Wir hat­ten einen klei­nen Kof­fer da­bei. Oh­ne daß wir dar­über ge­spro­chen hat­ten, wuß­ten wir bei­de, daß wir in dem Ho­tel in Va­los über­nach­ten wür­den, das wir vor drei Jah­ren nach un­se­rer Hoch­zeit auf­ge­sucht hat­ten.
    Drei Jah­re! Drei ein­tö­ni­ge Jah­re vol­ler Nör­ge­lei­en!
    Un­sinn. Dar­an woll­te ich nicht den­ken.
    Es war ge­schei­ter, Dai­sys hüb­sche blon­de Lo­cken, die in der Nach­mit­tags­son­ne schim­mer­ten, an­zu­schau­en oder aber die hüb­schen grü­nen Hü­gel, die in der­sel­ben Son­ne das­sel­be ta­ten. Es war Früh­ling! Es war der Früh­ling vor drei Jah­ren! Und das gan­ze Le­ben lag noch vor uns!
    Wir fuh­ren wei­ter, und ih­re Fröh­lich­keit ver­scheuch­te mei­ne trü­ben Ge­dan­ken. Als sie auf die alt­be­kann­ten Zei­chen deu­te­te, nick­te ich oder grunz­te oder brumm­te ›hm‹.
    Als es däm­mer­te, kam mir zum Be­wußt­sein, daß wir schon seit ei­ni­gen Stun­den fuh­ren. Und als die Däm­me­rung lang­sam in die Nacht über­ge­hen woll­te, hat­te ich das drin­gen­de Be­dürf­nis, mei­ne Bei­ne aus­zu­stre­cken und au­ßer­dem –
    Da lag es vor uns. Die Ta­fel war nicht zu über­se­hen. Selbst wenn es mir ent­gan­gen wä­re, gab es im­mer noch Dai­sy, die in mein Ohr quäk­te: »Schau doch nur, Lieb­ling.«
    Und der Lieb­ling schau­te auf die Ta­fel.
     
    H ABEN S IE STAR­KE N ER­VEN ?
    D AS H AUS DES G RAU­ENS !
    Be­su­chen Sie das ein­ma­li­ge Spuk­haus!
     
    Dar­un­ter wa­ren in klei­ne­ren Buch­sta­ben wei­te­re Ver­lo­ckun­gen auf­ge­zählt.
    »Fah­ren Sie nicht an Klu­vas Haus vor­bei! Se­hen Sie sich das Spuk­zim­mer an – und die Axt, die der wahn­sin­ni­ge Mör­der be­nutz­te! K EH­REN DIE T OTEN ZU­RÜCK ? Ver­säu­men Sie nicht einen Be­such im H AUS DES G RAU­ENS ! Sie wer­den es nicht be­reu­en! Ei­ne ein­ma­li­ge At­trak­ti­on! Ein­tritt 25 Cents.«
    Ich konn­te das na­tür­lich nicht al­les le­sen, als wir mit hun­dert­fünf­zig Sa­chen an dem Schild vor­bei­braus­ten. Aber ich hat­te auf Dai­sys Bit­te hin ge­wen­det, und wäh­rend sie mir die In­schrift vor­las, schau­te ich auf das al­te, ver­wit­ter­te Holz­haus. Es sah nicht an­ders aus als Dut­zen­de an­de­rer Häu­ser, die an der Stra­ße la­gen und in de­nen an­geb­lich eben­falls Geis­ter, Ko­bol­de und Ge­spens­ter ihr Un­we­sen trie­ben. Die­se Stra­ße war da­für be­kannt, daß sich die Be­woh­ner – weil sie kei­ne Gast­stät­ten bau­en woll­ten – als Geis­ter­be­schwö­rer aus­ga­ben, um da­mit den Tou­ris­ten Geld aus der Ta­sche zu lo­cken. Die­ser Bur­sche hier stell­te es be­son­ders ge­schickt an. Er hat­te sich et­was Be­son­de­res ein­fal­len las­sen.
    Das dach­te je­den­falls ich. Wie nicht an­ders zu er­war­ten, dach­te Dai­sy aber et­was an­de­res.
    »Lieb­ling, laß uns da hin­ein­ge­hen.«
    »Was?«
    »Ich bin vom lan­gen Sit­zen schon ganz steif. Viel­leicht gibt es da auch Würst­chen oder so et­was. Ich ha­be Hun­ger.«
    Nun ja. Das war Dai­sy. Dai­sy, die Sa­dis­tin. Dai­sy, der Fan von Gru­sel­fil­men. Sie konn­te mich mit ih­rem Ge­re­de über hei­ße Würst­chen nicht einen Au­gen­blick lang zum Nar­ren hal­ten. Ich kann­te doch mei­ne lie­be Frau und ih­ren et­was ei­gen­ar­ti­gen Ge­schmack. Sie war ein­fach sen­sa­ti­ons­hung­rig. Kurz nach der Hoch­zeit ließ sie al­le Schran­ken fal­len und las mir schon zum Früh­stück die Be­rich­te über die gräß­lichs­ten Mor­de vor. Über­all im

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