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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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Fü­ßen, und als wir dem wat­scheln­den Witz­bold den Gang ent­lang folg­ten, tas­te­ten sich durch die ver­staub­ten Fens­ter ein paar düs­te­re Licht­strah­len. Drau­ßen muß­te sich ein be­acht­li­cher Wind auf­ge­macht ha­ben. Er fuhr durch die Fu­gen die­ses al­ten Schup­pens; die Bal­ken bo­gen sich stöh­nend.
    Dai­sy ki­cher­te hys­te­risch. Im Ki­no pfleg­te sie mir im­mer die Är­mel­knöp­fe von mei­nem Jackett ab­zu­dre­hen, wenn das Un­ge­heu­er das Zim­mer be­trat, in dem das Mäd­chen schlief. Jetzt, im Mo­ment, war sie ge­nau­so auf­ge­regt.
    Ich sel­ber war so auf­ge­regt wie ein ein­ge­leg­ter He­ring.
    Un­ser Ko­mi­ker­freund öff­ne­te am En­de des Gan­ges ei­ne Tür. Er ver­schwand, und man hör­te ihn her­um­ru­mo­ren. Als er wie­der er­schi­en und uns auf­for­der­te, den Raum zu be­tre­ten, hat­te er ei­ne bren­nen­de Ker­ze in der Hand. Nun ja, das war schon ein biß­chen bes­ser. Das deu­te­te we­nigs­tens auf ei­ne ge­wis­se Phan­ta­sie un­se­res Freun­des hin. Ei­ne Ker­ze macht sich in der Dun­kel­heit im­mer recht gut. Ihr Schein wirft zu­cken­de Schat­ten ge­gen die Wän­de und be­wirkt, daß man den Ein­druck hat, als krö­chen in den Ecken ge­heim­nis­vol­le Ge­stal­ten her­um.
    »Da wä­ren wir.« Er flüs­ter­te die­se Wor­te fast.
    Da wä­ren wir al­so.
    Nun kann man mir wahr­lich nicht nach­sa­gen, daß ich sehr sen­si­bel bin. Ich bin nicht ein­mal be­son­ders phan­ta­sie­be­gabt. Wenn Or­son Wel­les sei­ne ›Gru­sel­re­por­ta­gen‹ mit hei­se­rer Stim­me aus dem Ra­dio krächzt, es­se ich in al­ler See­len­ru­he mein Steak. Aber als ich jetzt die­sen Raum be­trat, wuß­te ich, daß nicht al­les an der Ge­schich­te Schwin­del sein konn­te. Die Luft roch förm­lich nach Mord. Die Schat­ten herrsch­ten über ei­nem To­ten­reich. Ei­ne Ei­ses­käl­te, die Käl­te ei­nes Lei­chen­hau­ses, um­gab mich. Die Ker­ze be­leuch­te­te zu­erst ein großes Bett in ei­ner Ecke und be­weg­te sich dann auf die Mit­te des Raum­es zu. Der fla­ckern­de Schein fiel auf einen rie­si­gen Hau­klotz. Der Mör­der­block.
    Die­ser Hau­klotz wirk­te in ge­wis­ser Wei­se wie ein Al­tar. Im Hin­ter­grund wölb­te sich ei­ne Ni­sche um ihn, in der ich bei­na­he ei­ne Sta­tue zu se­hen glaub­te. Wie moch­te sie aus­ge­se­hen ha­ben? Wahr­schein­lich ei­ne ge­kreu­zig­te, an den Fü­ßen hän­gen­de Fle­der­maus. War das nicht das Sym­bol der Teu­fel­s­an­be­ter? Oder war es ein an­de­res und noch grau­en­haf­te­res Göt­zen­bild ge­we­sen? Ich wür­de es nie er­fah­ren. Die Po­li­zei moch­te gu­te Grün­de da­für ge­habt ha­ben, es so­fort zu ver­nich­ten. Aber der Hau­klotz war ge­blie­ben. Trotz des schwa­chen Ker­zen­lich­tes konn­te ich deut­lich er­ken­nen, wie ab­ge­nutzt die Ober­flä­che war. Tie­fe Ker­ben ver­lie­fen kreuz und quer über das gro­be Holz.
    Dai­sy trat dicht an mich her­an, ich konn­te ihr Zit­tern füh­len.
    Das war al­so Klu­vas Ge­mach. Klu­va, der Mann, der mit der einen Hand fest die Axt um­faß­te und mit der an­de­ren die angst­er­füll­te Frau auf den Hau­klotz preß­te. Ich konn­te mir vor­stel­len, wie in sei­nen Au­gen der Wahn­sinn leuch­te­te, als er die Axt hob …
    »Hier hat Ivan Klu­va in der Nacht des zwölf­ten Ja­nu­ar neun­zehn­hun­dert­vier­und­zwan­zig sei­ne Frau mit ei­ner Axt …«
    Der fet­te Mann stand bei der Tür, als er mit gleich­gül­ti­ger Stim­me sei­nen Re­frain sang. Ob­wohl ich das nun lang­sam auch schon wuß­te, er­tapp­te ich mich da­bei, in­ter­es­siert sei­nem Sings­ang zu lau­schen. Hier, in die­sem Zim­mer, wur­den sei­ne Wor­te zur Wirk­lich­keit. Es wa­ren nicht mehr die Phra­sen ei­nes Re­kla­me­schilds. Hier, in der Dun­kel­heit, hat­ten sie ei­ne Be­deu­tung. Es hat­te einen Mann und sei­ne Frau ge­ge­ben. Und einen Mord. ›Tod‹ ist ein Wort, über das man meis­tens in der Zei­tung hin­weg­liest. Aber es kommt der Tag, an dem sich ei­nem der Tod ge­gen­über­stellt, an dem er zur gräß­li­chen Wirk­lich­keit wird. Ähn­lich ist es mit Mord. Auch nichts wei­ter als ein Wort. Aber es be­deu­tet die Macht zu tö­ten. Aber manch­mal üben die Men­schen

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