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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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die Dun­kel­heit her­ein­bricht, pa­cke ich die Keh­len und schla­ge mit der Axt zu. Dann kann ich mich wie­der für kur­ze Zeit dem Rausch hin­ge­ben, wirk­lich zu le­ben.«
    Mei­ne Ge­dan­ken ris­sen ab, und der Al­te schwieg eben­falls. Dann leuch­te­te er mit sei­ner Ker­ze plötz­lich et­was an, was ge­nau in mei­ner Blick­rich­tung war, et­was, das sich hin­ter der Ker­ze wie ein schwar­zer Schat­ten ab­hob.
    Es war die Axt.
    Ich fühl­te mehr als daß ich hör­te, wie Dai­sy ein lang­ge­zo­ge­nes »Oooh« aus­stieß. Ih­re blau­en Au­gen wur­den dun­kel vor Ent­set­zen. Ich hat­te wäh­rend der letz­ten Mi­nu­ten schon ei­ne gan­ze Men­ge ge­dacht und konn­te mir in et­wa vor­stel­len, wo­hin sie sich erst mit ih­rer blü­hen­den Phan­ta­sie ver­stie­gen hat­te.
    Die­sen al­ten Zei­sig ließ das al­les kalt. Er war so gleich­gül­tig wie eh und je. Wahr­schein­lich ge­hör­te es zu sei­ner Rou­ti­ne, in die­sem Au­gen­blick die Axt mit der ros­ti­gen Klin­ge zu schwin­gen, aber mich hat­te es ge­packt: Ich konn­te mei­nen Blick nicht von der Schnei­de wen­den. Ich sah und hör­te nicht, was um mich her­um vor­ging. Für mich exis­tier­te nichts wei­ter als die­se Axt, das Sym­bol des To­des. Sie war der Kern­punkt der Ge­schich­te. Nicht der Mann oder die Frau. Nein, die Klin­ge die­ser teuf­li­schen Axt! Nichts auf der Welt war stär­ker als die­se Klin­ge. Kein Ver­stand, kei­ne Macht, kei­ne Lie­be und kein Haß könn­te ihr wi­der­ste­hen.
    Als der Al­te jetzt die Axt her­ab­sau­sen ließ, schau­te ich auf Dai­sy, auf den Al­ten und wie­der auf Dai­sy, nur um mei ne fins­te­ren Ge­dan­ken zu ver­ban­nen. Dai­sy ver­dreh­te die Au­gen und mach­te den Ein­druck ei­nes an­ge­sto­che­nen Kal­bes.
    Dann sack­te sie zu­sam­men.
    Ich konn­te sie ge­ra­de noch auf­fan­gen.
    Un­ser Zwerg Na­se schau­te ehr­lich über­rascht drein.
    »Mei­ne Frau ist ohn­mäch­tig ge­wor­den«, mur­mel­te ich über­flüs­si­ger­wei­se.
    Er blin­zel­te ver­blüfft. Er konn­te sich zu­erst kei­nen Grund für die Ohn­macht vor­stel­len. Aber dann leuch­te­te es ver­ständ­nis­voll in sei­nen Au­gen auf, und ich hät­te schwö­ren kön­nen, daß er sich ir­gend­wie ge­schmei­chelt fühl­te. Ich glau­be, er dach­te, daß es an sei­ner Ge­schich­te lag.
    Ich fluch­te in­ner­lich. Das wür­de un­se­re gan­zen Plä­ne um­sto­ßen. Bis zum Abend­brot wür­den wir auf kei­nen Fall in Va­los sein.
    »Kann sie sich ir­gend­wo ein biß­chen hin­le­gen?« frag­te ich. Als er sich su­chend um­schau­te, sag­te ich hef­tig: »O nein! Nicht in die­sem Raum!«
    »Sie könn­te sich in das Schlaf­zim­mer mei­ner Frau le­gen«, schlug Zwerg Na­se vor. »Es ist am En­de des Gan­ges.«
    Das Schlaf­zim­mer sei­ner Frau! Wie ha­ben wir’s denn? Hat­te er nicht ge­sagt, daß es kein Mensch wag­te, nach An­bruch der Dun­kel­heit hier zu blei­ben? Ver­damm­ter al­ter Schwind­ler!
    Aber jetzt war kei­ne Zeit für Spitz­fin­dig­kei­ten. Ich rieb Dai­sys Hand­ge­len­ke und trug sie in das Zim­mer.
    »Soll ich mei­ne Frau her­auf schi­cken, da­mit sie sich um sie küm­mert?« frag­te der nun­mehr be­sorg­te Ko­mi­ker.
    »Ma­chen Sie sich kei­ne Um­stän­de. Ich krie­ge das schon hin. Ich weiß, wie ich sie in die­ser Ver­fas­sung be­han­deln muß. Sie wird öf­ter ohn­mäch­tig – sie ist ein biß­chen hys­te­risch, müs­sen Sie wis­sen. Aber sie wird sich ei­ne Wei­le aus­ru­hen müs­sen.«
    Er ent­fern­te sich schlur­fend.
    Ich saß flu­chend an Dai­sys Bett­rand. Ver­dammt! Das war ty­pisch für sie. Aber mein Flu­chen nütz­te jetzt herz­lich we­nig. Ich be­schloß, sie die Ohn­macht aus­schla­fen zu las­sen.
    Ich tas­te­te mich über die dunkle Trep­pe nach un­ten. Schon auf hal­b­em We­ge hör­te ich ein ver­trau­tes Plad­dern auf dem Ve­ran­dad­ach. Aha, da kam al­so ei­ner der be­kann­ten Re­gen­güs­se der West­küs­te her­un­ter. Um mich zu ver­ge­wis­sern, schau­te ich aus der Tür. Und ich hat­te mich nicht ge­täuscht. Es goß in Strö­men und war zu­dem dun­kel wie bei ei­nem Welt­un­ter­gang. Fa­bel­haft!
    Das paß­te al­les aus­ge­zeich­net zu­sam­men. Die Ku­lis­se war wie ge­schaf­fen

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