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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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er­schie­nen fast glaub­haft.
    Le­po­lis stapf­te schwei­gend, fast ver­stoh­len, vor­an. Er hat­te sich zwar nach lan­gem Zu­re­den auf die­sen Aus­flug ein­ge­las­sen, aber er schi­en es zu be­reu­en und sich al­les an­de­re als be­hag­lich zu füh­len. Es ent­ging Tal­quist nicht, daß der Äl­te­re ver­stoh­le­ne Bli­cke über die Schul­ter auf die schwei­gen­den Bäu­me warf. Le­po­lis schi­en sich of­fen­sicht­lich zu fürch­ten; ja, er er­weck­te fast den An­schein, als wür­de er die phan­tas­ti­schen Ge­schich­ten, die er er­zählt hat­te, sel­ber glau­ben.
    Als sie sich stun­den­lang ih­ren Weg durch dich­tes Ge­büsch und wei­te, ein­sa­me Sümp­fe bahn­ten, wun­der­te sich Tal­quist, daß der Al­te nicht ein ein­zi­ges Mal ste­hen­blieb und sich su­chend um­schau­te. Er muß­te die­sen un­ge­kenn­zeich­ne­ten Weg gut ken­nen.
    Doch als sie noch ei­ne Zeit­lang schwei­gend wei­ter­ge­gan­gen wa­ren, zeich­ne­te sich plötz­lich ein ge­wun­de­ner Pfad in dem Dickicht ab. Er führ­te zu ei­ner ver­fal­le­nen Grot­te, die im Schat­ten der Bäu­me lag.
    Ro­ger Tal­quist schau­te schwei­gend auf das Ziel ih­rer Wan­de­rung. Er be­merk­te einen großen Ring aus Gras in der Mit­te der gan­zen Ver­tie­fung. Die­ser Ring war von ver­wit­ter­ten Stei­nen um­ge­ben, die auf so ei­gen­ar­ti­ge Wei­se ver­teilt wa­ren, daß sich Tal­quist frag­te, ob das Zu­fall war oder ob sie von Men­schen­hand so an­ge­ord­net wor­den wa­ren. Wenn das letz­te­re der Fall wä­re, müß­te es vor ewi­gen Zei­ten ge­sche­hen sein. Auf al­le Fäl­le deu­te­ten sie in die­ser An­ord­nung einen Altar­kreis an; und der mäch­ti­ge Fels­bro­cken in der Mit­te moch­te einst sehr gut als Op­fer­ta­fel ge­dient ha­ben.
    Als sie in die Grot­te ein­tra­ten, ging Tal­quist vor­an, wäh­rend sich sein be­tag­ter Füh­rer zu­rück­hielt. Tal­quist un­ter­such­te die Stei­ne ge­nau und ent­deck­te die schwa­chen, ros­ti­gen Fle­cke, die auf der Ober­flä­che im­mer noch sicht­bar wa­ren. Er durch­wühl­te das Ge­röll, das um den Al­tar her­um ver­streut war, und hoff­te, viel­leicht ir­gend­ei­nen Ta­lis­man oder sonst ein Zei­chen zu fin­den.
    Und dann sah Tal­quist et­was.
    Das Gras war feucht und nie­der­ge­tram­pelt. Die Er­de war naß. Und die Ein­drücke, die in ei­nem Kreis um den Haupt­al­tar führ­ten, stamm­ten ein­wand­frei von Hu­fen. Tal­quist schnapp­te nach Luft. »Kom­men Sie her, Le­po­lis«, schrie er.
    Der al­te Mann schau­te auf die Zei­chen von den Hu­fen, die klar und deut­lich und frisch wa­ren. Er lä­chel­te un­er­gründ­lich.
    »Ich ha­be Sie ge­warnt, Mr. Tal­quist«, sag­te er. »Es gibt auch heu­te noch Krea­tu­ren, die die­sen ein­sa­men Al­tar auf­su­chen.«
    »Un­sinn«, stot­ter­te Tal­quist. »Ich woll­te Sie nur fra­gen, ob Sie es für mög­lich hal­ten, daß die Ber­g­zie­gen hier manch­mal gra­sen.«
    Das Lä­cheln des al­ten Man­nes wur­de noch rät­sel­haf­ter. »Ber­g­zie­gen?« frag­te er ge­dehnt. »Schau­en Sie ge­nau hin, Mr. Tal­quist. Das sind kei­ne Hu­f­ab­drücke von Zie­gen.«
    Als sich Tal­quist wie­der über die Ab­drücke beug­te und sie ge­nau be­trach­te­te, schoß ihm das Blut in den Kopf. Die­se großen Hu­f­ab­drücke in der Er­de stamm­ten wirk­lich nicht von Ber­g­zie­gen. Und doch muß­te es so sein! Warum lach­te Le­po­lis zu ei­gen­ar­tig?
    »Ich ha­be Sie ge­warnt, Mr. Tal­quist«, wie­der­hol­te der al­te Mann. Dann fuhr er fort: »Ich ha­be Ih­nen ge­sagt, daß ei­ni­ge Krea­tu­ren im­mer noch un­s­terb­lich sind und in den Wäl­dern lau­ern. Ich ha­be Ih­nen ge­sagt, daß das mei­ne Fa­mi­lie weiß, daß sie es im­mer ge­wußt hat und dar­um das Ge­heim­nis des al­ten Glau­bens ge­heim­hält. Ich ha­be Ih­nen ge­sagt, wie man auf die­sem Al­tar Op­fer dar­zu­brin­gen hat, um ein Ge­schenk der Göt­ter zu er­hal­ten. Ein Ge­schenk, das ei­nem ewi­ges Le­ben und Macht ein­bringt. Die Göt­ter schen­ken de­nen, die ih­nen Op­fer dar­brin­gen, einen Ta­lis­man als Be­loh­nung. Wenn es wahr­schein­lich auch nicht sehr an­ge­nehm ist, in ei­ner an­de­ren Ge­stalt wei­ter­zu­le­ben – so ist es doch

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