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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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Wahr­heit ge­spro­chen?
    Le­po­lis war im­mer­hin – wenn auch nicht be­ab­sich­tigt – wie ein Op­fer auf dem Al­tar ge­stor­ben. Le­po­lis, der die Ab­sicht ge­habt hat­te, Tal­quist zu op­fern, um da­für als Be­loh­nung die Gna­de des ewi­gen Le­bens zu er­hal­ten, auch wenn er durch das gött­li­che Blut der Sa­ty­re in ein We­sen um­ge­wan­delt wür­de, das nur noch sehr we­nig Ähn­lich­keit mit ei­nem Men­schen hat­te. Aber Le­po­lis hat­te die Rech­nung oh­ne den Wirt ge­macht. Er hat­te den Tod ge­fun­den. Da­nach hat­te Tal­quist je­nen son­der­ba­ren Ta­lis­man ge­fun­den. Selt­sam, daß er ihn vor­her bei sei­ner Su­che nicht ent­deckt hat­te! War er viel­leicht vor­her nicht da­ge­we­sen? Ist er nach dem Op­fer erst ge­sandt wor­den? Die­ser grol­len­de Don­ner un­ter sei­nen Fü­ßen …
    Aber das war al­les Un­sinn! Im zwan­zigs­ten Jahr­hun­dert gibt es kei­ne Wald­geis­ter!
    Aber die Hu­f­ab­drücke im Gras … Tal­quist ver­such­te an et­was an­de­res zu den­ken. Er dach­te an sei­nen Kör­per. Das war in ge­wis­ser Wei­se auch na­he­lie­gend, denn er muß­te sich fra­gen, wie es wohl käme, daß er sich auf ein­mal so ei­gen­ar­tig fühl­te.
    Da­mit kehr­ten sei­ne Ge­dan­ken un­wei­ger­lich zum Aus­gangs­punkt zu­rück.
    Mit ei­ner in­stink­ti­ven Hand­be­we­gung woll­te er sich das Amu­lett vom Hal­se rei­ßen. Sei­ne Fin­ger um­klam­mer­ten wie­der den Stein. Aber in die­sem Au­gen­blick schoß ein der­art star­ker Kraft­strom durch sei­nen Kör­per, daß sein Arm so lahm wur­de, als hät­te er einen elek­tri­schen Schlag be­kom­men.
    Was tat ihm die­ses schreck­li­che Ding am Hals an? Ver­wan­del­te es ihn?
    Großer Gott, ihm tat al­les weh. Sei­ne Ar­me und Bei­ne brann­ten wie Feu­er. Als er wei­ter­stol­per­te, fühl­te er den ste­chen­den Schmerz in sei­nen Ober­schen­keln. Ihm kam flüch­tig in den Sinn, daß man ihn in sei­ner Kind­heit bei ähn­li­chen Schmer­zen im­mer mit der Er­klä­rung ge­trös­tet hat­te, daß er wie­der ein Stück ge­wach­sen wä­re.
    Ein Stück ge­wach­sen!
    Tal­quist fühl­te, wie er lang­sam in ei­ne Pa­nik­stim­mung ge­riet, und er be­müh­te sich ver­zwei­felt, ver­nünf­tig zu den­ken. Es war Rheu­ma­tis­mus – selbst­ver­ständ­lich war es Rheu­ma­tis­mus! Er hat­te sich hier in der feuch­ten Wald­luft ei­ne Er­käl­tung ge­holt. War das viel­leicht ein Wun­der? Und die Fü­ße ta­ten ihm ein­fach aus dem Grun­de weh, weil er zu en­ge Schu­he an­hat­te.
    Als er durch die Lich­tung ging, knöpf­te er sein Hemd auf. Dann blieb er ste­hen und öff­ne­te die Schnür­sen­kel, um sei­ne Schu­he aus­zu­zie­hen.
    Ob­wohl er si­cher Fie­ber hat­te und glaub­te, ihm müß­te der Kopf zer­sprin­gen, fühl­te er sich auf der an­de­ren Sei­te ir­gend­wie be­schwingt. Er fürch­te­te sich, und doch er­füll­te ihn gleich­zei­tig ei­ne un­be­kann­te Fröh­lich­keit.
    Fie­ber? Viel­leicht. Aber sein Kör­per schi­en trotz der Schmer­zen nicht mehr zu ihm zu ge­hö­ren. Er fuhr sich mit der Hand über die Au­gen­brau­en und schi­en gar nicht zu mer­ken, daß er sie nach­denk­lich zu­sam­men­ge­zo­gen hat­te. Als sei­ne Hän­de die stop­pe­li­gen Wan­gen be­rühr­ten, über­leg­te er an­ge­strengt, ob er heu­te mor­gen ver­ges­sen hat­te, sich zu ra­sie­ren. Sei­ne Hän­de wa­ren ge­bräunt, und in sei­nen Fin­ger­spit­zen pri­ckel­te es im­mer noch von der Be­rüh­rung des Amu­letts.
    Er soll­te ei­gent­lich ei­ne Pau­se ma­chen. Er muß­te sich aus­ru­hen. Der bar­fü­ßi­ge Tal­quist, der sich in­zwi­schen auch des Hem­des ent­le­digt hat­te, ließ sich im Schat­ten ei­nes Bu­sches am Ran­de der Lich­tung fal­len. Das letz­te Flim­mern der un­ter­ge­hen­den Son­ne husch­te über sei­ne Brust.
    Er rich­te­te sei­ne Au­gen wie­der auf den grü­nen bren­nen­den Glanz des Amu­letts. Un­ter sei­nem star­ren Blick schi­en sich das gan­ze Ding in ei­ne ein­zi­ge bren­nen­de Flam­me zu ver­wan­deln. Er hat­te das Ge­fühl, auf ei­gen­ar­ti­ge Wei­se ge­pei­nigt und ge­fol­tert zu wer­den.
    Sei­ne Mus­keln streck­ten und straff­ten sich, und sei­ne Ner­ven vi­brier­ten und

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