15 Gruselstories
Abbildung, die auf die Vorderseite des Amuletts gemalt war.
Irgend etwas an der Technik der Malerei verblüffte und beunruhigte Talquist. Plötzlich wußte er, woran es lag. Die Idee für die gezeichneten Linien schien keinem menschlichen Gehirn entsprungen zu sein!
Jeder Künstler pflegt in seinen Werken etwas von sich selbst hineinzulegen; was dieser Entwerfer von sich hineingelegt hatte, zeigte einen erschreckend fremdartigen Eindruck. Talquist konnte nicht dahinterkommen, was die Figur darstellte, aber er fühlte instinktiv, daß sich irgendwie das Symbol der Ziege lauernd verbarg.
Von dem Metall ging ein sonderbarer Glanz aus, der Talquist genauso irritierte wie die dargestellte Figur selbst.
Die Ziege war das Symbol für Pan!
Wahrscheinlich hatte Papa Lepolis mit seinem wilden Gerede von den ›Geschenken‹ der Waldgötter den jungen Wissenschaftler völlig durcheinander gebracht, denn Talquist starrte wie gebannt auf die böse Figur und konnte dann dem Zwang nicht widerstehen, die goldene Kette um den Hals zu legen. Als ihm sein Handeln zum Bewußtsein kam, zuckte er entsetzt zusammen. Warum hatte er sich das Amulett um den Hals gebunden? Er hob sofort die Hand, um das Medaillon wieder zu entfernen, aber als er den Stein berührte, bekam er einen zweiten Schock. Der Stein war warm! In Talquists Fingerspitzen begann es zu prickeln. Aber es war ein Prickeln, das ihm nicht unangenehm war. Der Stein strahlte eine belebende Wärme aus, so, als besäße er radioaktive Eigenschaften. Aber Talquist überließ sich nur einen kurzen Moment diesem angenehmen Gefühl, dann kehrte er abrupt in die Wirklichkeit zurück. Ein leiser Wind, der rasch an Stärke zunahm, kündete das Nahen der Nacht an. Das dunkle Gehölz wirkte immer unheimlicher, und die Bäume, die sich im Winde bewegten, nahmen phantastische Gestalten an. Sie streckten ihre langen grünen Arme aus, als wollten sie dem Wanderer den Weg versperren. Talquist hatte einen kurzen Moment lang das absurde Gefühl, daß sich diese Bäume gegen ihn verschworen hatten, um ihn nicht mehr aus dem Wald hinauszulassen.
Er schaute noch einmal auf den toten Mann auf dem Altar und auf die schrecklichen, unerklärlichen Hufabdrücke zu seinen Füßen. Er schauderte. Er mußte aus dieser Grotte herauskommen!
Talquist wandte sich endgültig ab und ging durch das Gehölz auf das Dickicht zu. Auf halbem Weg fielen die letzten roten Strahlen der untergehenden Sonne auf seine Brust. Als er hinunterschaute, sah er, wie sich das Amulett in sanftem Bogen bewegte. Er berührte es, doch seine Hand zuckte wie elektrisiert zurück. Das Prickeln, das der Stein auf seine Fingerspitzen übertrug, hatte an Stärke zugenommen. Als Talquist nicht widerstehen konnte, seine Finger wieder auf das Amulett zu legen, bekam er es mit der Angst zu tun, denn er fühlte auf einmal ganz deutlich das pulsierende Leben in dem Stein. Und dieses pulsierende Leben ging auf ihn über. Er fühlte die unheimlichen Kräfte, die in Wellen durch seine Hand rannen und sich jetzt schon auf den ganzen Arm erstreckten.
Dieser Kontakt belebte und kräftigte Talquist irgendwie. Als er jetzt die dargestellte Figur betrachtete, konnte er ganz deutlich die Umrisse einer Bergziege erkennen, die sich wild aufbäumte. Talquists Augen schmerzten und brannten. Dieselbe unheimliche Kraft, die seine Hand und seinen Arm durchströmt hatte, schien jetzt in seinen Augen zu tanzen und sein Gehirn zu durchfluten.
Denn von dem Stein ging Kraft aus!
Dieser Papa Lepolis mit seinem wilden Gefasel, daß sich die Menschen verändern , wenn sie ein Geschenk der alten Götter erhielten! Großer Gott, hatte dieser alte Narr vielleicht die
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