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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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Ab­bil­dung, die auf die Vor­der­sei­te des Amu­letts ge­malt war.
    Ir­gend et­was an der Tech­nik der Ma­le­rei ver­blüff­te und be­un­ru­hig­te Tal­quist. Plötz­lich wuß­te er, wor­an es lag. Die Idee für die ge­zeich­ne­ten Li­ni­en schi­en kei­nem mensch­li­chen Ge­hirn ent­sprun­gen zu sein!
    Je­der Künst­ler pflegt in sei­nen Wer­ken et­was von sich selbst hin­ein­zu­le­gen; was die­ser Ent­wer­fer von sich hin­ein­ge­legt hat­te, zeig­te einen er­schre­ckend fremd­ar­ti­gen Ein­druck. Tal­quist konn­te nicht da­hin­ter­kom­men, was die Fi­gur dar­stell­te, aber er fühl­te in­stink­tiv, daß sich ir­gend­wie das Sym­bol der Zie­ge lau­ernd ver­barg.
    Von dem Me­tall ging ein son­der­ba­rer Glanz aus, der Tal­quist ge­nau­so ir­ri­tier­te wie die dar­ge­stell­te Fi­gur selbst.
    Die Zie­ge war das Sym­bol für Pan!
    Wahr­schein­lich hat­te Pa­pa Le­po­lis mit sei­nem wil­den Ge­re­de von den ›Ge­schen­ken‹ der Wald­göt­ter den jun­gen Wis­sen­schaft­ler völ­lig durch­ein­an­der ge­bracht, denn Tal­quist starr­te wie ge­bannt auf die bö­se Fi­gur und konn­te dann dem Zwang nicht wi­der­ste­hen, die gol­de­ne Ket­te um den Hals zu le­gen. Als ihm sein Han­deln zum Be­wußt­sein kam, zuck­te er ent­setzt zu­sam­men. Warum hat­te er sich das Amu­lett um den Hals ge­bun­den? Er hob so­fort die Hand, um das Me­dail­lon wie­der zu ent­fer­nen, aber als er den Stein be­rühr­te, be­kam er einen zwei­ten Schock. Der Stein war warm! In Tal­quists Fin­ger­spit­zen be­gann es zu pri­ckeln. Aber es war ein Pri­ckeln, das ihm nicht un­an­ge­nehm war. Der Stein strahl­te ei­ne be­le­ben­de Wär­me aus, so, als be­sä­ße er ra­dio­ak­ti­ve Ei­gen­schaf­ten. Aber Tal­quist über­ließ sich nur einen kur­z­en Mo­ment die­sem an­ge­neh­men Ge­fühl, dann kehr­te er ab­rupt in die Wirk­lich­keit zu­rück. Ein lei­ser Wind, der rasch an Stär­ke zu­nahm, kün­de­te das Na­hen der Nacht an. Das dunkle Ge­hölz wirk­te im­mer un­heim­li­cher, und die Bäu­me, die sich im Win­de be­weg­ten, nah­men phan­tas­ti­sche Ge­stal­ten an. Sie streck­ten ih­re lan­gen grü­nen Ar­me aus, als woll­ten sie dem Wan­de­rer den Weg ver­sper­ren. Tal­quist hat­te einen kur­z­en Mo­ment lang das ab­sur­de Ge­fühl, daß sich die­se Bäu­me ge­gen ihn ver­schwo­ren hat­ten, um ihn nicht mehr aus dem Wald hin­aus­zu­las­sen.
    Er schau­te noch ein­mal auf den to­ten Mann auf dem Al­tar und auf die schreck­li­chen, un­er­klär­li­chen Hu­f­ab­drücke zu sei­nen Fü­ßen. Er schau­der­te. Er muß­te aus die­ser Grot­te her­aus­kom­men!
    Tal­quist wand­te sich end­gül­tig ab und ging durch das Ge­hölz auf das Dickicht zu. Auf hal­b­em Weg fie­len die letz­ten ro­ten Strah­len der un­ter­ge­hen­den Son­ne auf sei­ne Brust. Als er hin­un­ter­schau­te, sah er, wie sich das Amu­lett in sanf­tem Bo­gen be­weg­te. Er be­rühr­te es, doch sei­ne Hand zuck­te wie elek­tri­siert zu­rück. Das Pri­ckeln, das der Stein auf sei­ne Fin­ger­spit­zen über­trug, hat­te an Stär­ke zu­ge­nom­men. Als Tal­quist nicht wi­der­ste­hen konn­te, sei­ne Fin­ger wie­der auf das Amu­lett zu le­gen, be­kam er es mit der Angst zu tun, denn er fühl­te auf ein­mal ganz deut­lich das pul­sie­ren­de Le­ben in dem Stein. Und die­ses pul­sie­ren­de Le­ben ging auf ihn über. Er fühl­te die un­heim­li­chen Kräf­te, die in Wel­len durch sei­ne Hand ran­nen und sich jetzt schon auf den gan­zen Arm er­streck­ten.
    Die­ser Kon­takt be­leb­te und kräf­tig­te Tal­quist ir­gend­wie. Als er jetzt die dar­ge­stell­te Fi­gur be­trach­te­te, konn­te er ganz deut­lich die Um­ris­se ei­ner Ber­g­zie­ge er­ken­nen, die sich wild auf­bäum­te. Tal­quists Au­gen schmerz­ten und brann­ten. Die­sel­be un­heim­li­che Kraft, die sei­ne Hand und sei­nen Arm durch­strömt hat­te, schi­en jetzt in sei­nen Au­gen zu tan­zen und sein Ge­hirn zu durch­flu­ten.
    Denn von dem Stein ging Kraft aus!
    Die­ser Pa­pa Le­po­lis mit sei­nem wil­den Ge­fa­sel, daß sich die Men­schen ver­än­dern , wenn sie ein Ge­schenk der al­ten Göt­ter er­hiel­ten! Großer Gott, hat­te die­ser al­te Narr viel­leicht die

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