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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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schmerz­ten, daß er glaub­te, es nicht län­ger aus­hal­ten zu kön­nen. Er konn­te we­der sei­ne Au­gen von dem Me­dail­lon lö­sen noch sei­ne Hand he­ben, um die­sen Ta­lis­man von der bren­nen­den gol­de­nen Ket­te zu rei­ßen. Ob­wohl sein Geist durch ei­ne qual­vol­le Won­ne ver­zau­bert war, ver­such­te ihm der Rest sei­nes Be­wußt­seins zu­zu­schrei­en: »Hyp­no­se – Ein­bil­dung – Wahn­sinn.« Aber sein Kör­per krümm­te sich wei­ter un­ter dem Ein­fluß des le­ben­den Steins. Dann kam ganz plötz­lich die Er­leich­te­rung. Das ei­gen­ar­ti­ge röt­li­che Licht der Däm­me­rung, das das Ge­hölz über­flu­te­te, ver­misch­te sich mit dem grü­nen schim­mern­den Glanz des flam­men­den Amu­letts auf Tal­quists Brust.
    Ro­ger Tal­quist rieb die Au­gen.
    Wie kam er da­zu, hier im Gras zu lie­gen? Was hat­te er ge­tan? Er hat­te kei­ne Schmer­zen mehr. Sein Blut schi­en schnel­ler und hei­ßer durch sei­ne Adern zu strö­men. Er fühl­te es in sei­nen Schlä­fen hef­tig po­chen. Warum hat­te er fort­lau­fen wol­len? Warum hat­te er sich vor der Macht und Kraft die­ses Amu­letts ge­fürch­tet?
    Es war an­ge­nehm, hier in der Dun­kel­heit des Wal­des zu sein. Das pul­sie­ren­de Le­ben, das der Ta­lis­man aus­strahl­te, ström­te jetzt in gleich­mä­ßi­gem Rhyth­mus durch sei­nen Kör­per und kräf­tig­te ihn. Ob die Kraft, die von dem Zei­chen des Sa­tyrs aus­ging, na­tür­lich oder un­na­tür­lich war, spiel­te kei­ne Rol­le. Auf al­le Fäl­le war es ei­ne gu­te Kraft. Er war ein Narr ge­we­sen, daß er sich in ei­ne solch pa­ni­sche Angst hin­ein­ge­stei­gert hat­te!
    Tal­quist stand auf und wur­de sich kaum sei­ner Nackt­heit be­wußt. Er ging lang­sam wie­der auf den Rand der Grot­te zu. Durch die Däm­me­rung hin­durch schau­te er auf die ver­wit­ter­ten Stei­ne, die weiß schim­mer­ten. Das Gras schi­en grü­ner und saf­ti­ger zu sein. Al­les schi­en hier von neu­em Le­ben er­füllt zu sein. Tal­quist glaub­te mehr und grö­ße­re Stei­ne als am Nach­mit­tag zu se­hen. Sie bil­de­ten nach wie vor einen großen Kreis. Tal­quist war ge­ra­de im Be­griff, zu den Stei­nen zu ge­hen und sie zu un­ter­su­chen, als er plötz­lich in der Be­we­gung ver­harr­te. Ir­gend et­was be­fahl ihm, im Schat­ten der Bü­sche zu blei­ben.
    Er hör­te aus der Fer­ne ei­gen­ar­ti­ge Lau­te, die ihn an Flö­ten­tö­ne er­in­ner­ten. Dann trat ei­ne klei­ne Pro­zes­si­on von bär­ti­gen Män­nern, die al­le in Weiß ge­klei­det wa­ren, auf die Lich­tung. Es moch­ten et­wa ein Dut­zend Män­ner sein. Tal­quist glaub­te in ih­nen ei­ni­ge Be­woh­ner der Sied­lung zu er­ken­nen.
    Dann hiel­ten sie al­so hier im­mer noch Got­tes­diens­te ab!
    Die Pries­ter, und es wa­ren al­les Pries­ter, ver­sam­mel­ten sich um den Mit­tel­al­tar. Tal­quist konn­te se­hen, wie sie mit großer Be­stür­zung den Leich­nam von Le­po­lis ent­deck­ten. Sie dräng­ten sich dicht an­ein­an­der und flüs­ter­ten in der Däm­me­rung.
    »Er hat uns ge­sagt, daß der jun­ge Aus­län­der reif wä­re«, flüs­ter­te ei­ner so laut, daß Tal­quist es ver­ste­hen konn­te.
    »Ir­gend et­was muß schief­ge­gan­gen sein.«
    »Kommt, wir wol­len ge­hen, ehe sie sich hier ver­sam­meln.«
    »Gut. Denn sie wer­den be­stimmt kom­men, um sich den To­ten zu ho­len.«
    »Das Amu­lett ist schon ver­schwun­den, aber wir wol­len trotz­dem den Weih­rauch an­zün­den.«
    »Be­eilt euch! Ich ha­be Angst.«
    Die Män­ner tru­gen klei­ne Holz­bün­del zu den acht äu­ße­ren Stei­nen und zün­de­ten sie an. Große par­fü­mier­te Rauch­schwa­den weh­ten zu den Him­meln der Wald­göt­ter em­por. Es war ei­ne Sze­ne aus dem al­ten Grie­chen­land – dem al­ten Grie­chen­land der sa­gen­um­wo­be­nen Wald­göt­ter.
    Der Kör­per des al­ten Le­po­lis lag auf dem Mit­tel­al­tar. Um ihn her­um er­hob sich der bei­ßen­de Rauch. Die al­ten Män­ner ent­fern­ten sich ei­lig. Da­bei flüs­ter­ten sie und war­fen ver­stoh­le­ne Bli­cke zu­rück auf den Al­tar.
    Tal­quist duck­te sich und be­ob­ach­te­te. Sein Atem ging rasch und un­re­gel­mä­ßig.
    Mi­nu­ten­lang blieb es to­ten­still. Dann setz­te

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