15 Gruselstories
anmachte, verschwanden sie, aber sobald ich einschlafen wollte, kamen sie wieder. Zuerst zündete ich Weihrauch an. Als das nichts half, zog ich in eine andere Kabine um. Aber sie folgten mir.
Ich wagte mit keinem darüber zu sprechen. Die meisten meiner Freunde hätten mich ausgelacht, und die Ägyptologen in unserer Gruppe hätten mir auch nicht helfen können. Außerdem konnte ich mein Verbrechen nicht zugeben. So behielt ich mein schreckliches Geheimnis für mich.«
Seine Stimme hatte sich in ein heiseres Flüstern verwandelt.
»Es war die reinste Hölle. Als ich eines Tages sah, wie nachts an Bord die schwarzen Biester in meinem Essen herumkrochen, ließ ich mir fortan die Mahlzeiten immer in meiner Kabine servieren. Dort aß ich allein. Ich traute mich überhaupt nicht mehr, mit jemandem zu sprechen, weil ich Angst hatte, man könnte die Wesen, die mich verfolgten, bemerken. Und sie folgten mir immer. Wenn ich über das Deck schlich, krochen sie hinter mir her. Sie verschwanden nur beim Sonnenlicht oder beim Anblick einer offenen Flamme. Ich wurde bei meinen Bemühungen, eine plausible Erklärung für ihre Anwesenheit auf dem Schiff zu finden, bald wahnsinnig. Ich suchte eine Antwort auf die Frage, wie sie auf das Schiff gekommen waren. Die Wahrheit, die ich im Grunde meines Herzens wußte, wollte ich nicht wahrhaben. Der Fluch hatte sie an Bord gebracht! Als ich hier ankam, habe ich sofort meine Arbeit niedergelegt. Wenn meine Schuld bekanntgeworden wäre, hätte es sowieso einen Skandal gegeben. Also kündigte ich lieber gleich. Außerdem kann ich mich sowieso auf keine Arbeit konzentrieren, weil sie mich ständig verfolgen. Ich habe Angst, jemandem ins Gesicht zu schauen. Ich habe es natürlich versucht – aber es war hoffnungslos. Der Abend neulich im Klub war eine Qual. Ich sah, wie sie über den Teppich liefen und an meinen Stuhlbeinen emporkletterten. Es hat mich übermenschliche Energien gekostet, nicht aufzuschreien und davonzulaufen.
Nach diesem Abend habe ich meine Wohnung nicht mehr verlassen. Ich wollte keinen Menschen sehen. Aber ehe ich irgendwelche Pläne für meine Zukunft machen kann, muß ich den Fluch, der auf mir lastet, loswerden. Das ist das einzige, was mir helfen kann.«
Ich wollte eine Bemerkung machen, aber er wischte sie mit einer Handbewegung beiseite und fuhr verzweifelt fort:
»Es hat auch keinen Zweck zu fliehen. Sie würden mir über den Ozean genauso folgen wie jetzt über die Straße. Ich könnte mich einschließen, und sie würden sich doch den Weg zu mir bahnen. Sie kommen Nacht für Nacht und kriechen an meinem Bett hoch. Ich muß wachbleiben, damit sie nicht an mein Gesicht kommen … Aber wenn ich nicht bald einmal schlafe, werde ich verrückt. Sie kriechen nachts über mein Gesicht … sie kriechen über mein Gesicht …«
Es war schrecklich mit anzusehen, wie er diese Worte zwischen den zusammengepreßten Zähnen hervorstieß und sich wie ein Wahnsinniger bemühte, nicht die Kontrolle über sich zu verlieren.
»Vielleicht tötet sie das Insektenpulver. Daran hätte ich schon vorher denken sollen, aber meine panische Angst hat mich völlig durcheinander gebracht. Aber jetzt setze ich mein ganzes Vertrauen auf das Insektenpulver. Ist es nicht ein Witz, daß ich gegen einen jahrtausendalten Fluch mit Insektenpulver angehen will?«
Endlich sagte ich etwas: »Es sind Käfer, nicht wahr?«
Er nickte. »Ja, Skarabäen. Du kennst den Fluch. Den Mumien, die unter dem Schutz dieser Käfer stehen, darf keine Gewalt angetan werden.«
Ja, ich kannte den Fluch. Er war einer der ältesten der Geschichte und hatte, wie alle Legenden, ein ewiges Leben. Aber vielleicht gelang es mir, mit Hartley vernünftig zu reden.
»Aber was kann der
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