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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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ge­nom­men, um sein ei­ge­nes teuf­li­sches Da­sein zu ver­län­gern. Er hat sich wie ein Vam­pir von dem Blut an­de­rer ge­mä­s­tet. Er ist heim­tückisch und teuf­lisch lis­tig. Aber ich wer­de nicht ru­hen, bis ich ihn ge­fun­den ha­be. Nie­mals!«
    Ich glaub­te ihm. Er wür­de nie­mals auf­ge­ben. Er war jetzt al­les an­de­re als ein plap­pern­der Be­trun­ke­ner. Er war so fa­na­tisch, so ziel­be­wußt und so un­barm­her­zig wie Jack the Rip­per selbst.
    Mor­gen wür­de er wie­der nüch­tern sein. Er wür­de die Su­che fort­set­zen. Viel­leicht wür­de er sei­ne Un­ter­la­gen wirk­lich dem F.B.I. über­ge­ben. Frü­her oder spä­ter wür­de sei­ne Be­harr­lich­keit zum Ziel füh­ren. Im Un­ter­be­wußt­sein hat­te ich von An­fang an ge­wußt, daß er ein Mo­tiv ha­ben müß­te.
    »Wir wol­len wei­ter­ge­hen«, mur­mel­te ich und griff wie­der nach sei­nem Arm.
    »Einen Mo­ment«, sag­te Sir Guy. »Ge­ben Sie mir bit­te mei­nen Re­vol­ver wie­der.« Er tau­mel­te leicht. »Ich füh­le mich mit ei­ner Waf­fe woh­ler.«
    Er dräng­te mich in den tie­fen Schat­ten ei­ner Tor­ein­fahrt.
    Ich ver­such­te, ihn bei­sei­te zu schie­ben, aber er war hart­nä­ckig.
    »Ich möch­te den Re­vol­ver ha­ben, John«, mur­mel­te er.
    »Al­so gut«, er­wi­der­te ich.
    Ich griff in mei­ne Ta­sche und nahm die Hand wie­der her­aus.
    »Aber das ist nicht mein Re­vol­ver«, stot­ter­te er. »Das ist ein Mes­ser.«
    »Ich weiß.«
    Ich über­wäl­tig­te ihn mü­he­los.
    »John!« schrie er.
    »Ver­ges­sen Sie den ›John‹«, flüs­ter­te ich und hob das Mes­ser. »Nen­nen Sie mich ein­fach … Jack.«
     

 
Mr. Steinway
     
    Als ich Leo zum ers­ten­mal sah, dach­te ich, daß er tot wä­re.
    Sei­ne Haa­re wa­ren so schwarz und sei­ne Haut war so weiß. In mei­nem gan­zen Le­ben ha­be ich noch kei­ne Hän­de ge­se­hen, die so durch­sich­tig und dürr wa­ren. Sie la­gen auf sei­ner Brust ge­fal­tet und ver­bar­gen den Rhyth­mus sei­nes Herz­schla­ges.
    Ir­gend et­was stieß mich ab. Ir­gend et­was, was ich schwer in Wor­te fas­sen kann. Ich glau­be, es lag an sei­nem Ge­sicht. Es drück­te ei­ne Lee­re aus, die mich er­schau­dern ließ. Sein Ge­sicht glich ei­ner To­ten­mas­ke, die man zu spät ge­macht hat­te, denn es fehl­te je­de Spur ei­ner Per­sön­lich­keit. Mich frös­tel­te, als ich auf ihn hin­un­ter­schau­te, und ich zog in­stink­tiv den Man­tel fes­ter um mich. Nach ei­nem letz­ten kur­z­en Blick wand­te ich mich ab und woll­te ge­hen.
    Aber in die­sem Au­gen­blick öff­ne­te er die Au­gen, und ich ver­lieb­te mich un­s­terb­lich in ihn.
    Er rich­te­te sich auf, schwang sei­ne Bei­ne von dem rie­si­gen So­fa, grins­te mich an und er­hob sich. Ich glau­be we­nigs­tens, daß er das tat. Denn das ein­zi­ge, was ich mit Be­wußt­sein in mich auf­nahm, war der Blick sei­ner brau­nen, war­men Au­gen, der durch mich hin­durch­ging und sich mit Macht in mein Herz bohr­te.
    Ich weiß ge­nau, wie das klingt und was Sie den­ken. Aber ich bin kein Schul­mäd­chen und ich füh­re kein Ta­ge­buch, und es ist vie­le, vie­le Jah­re her, seit­dem ich mich zum letz­ten­mal Hals über Kopf ver­liebt ha­be. Und ich war ab­so­lut si­cher, daß ich seit ei­ni­ger Zeit über die­sen ver­rück­ten Din­gen ste­he.
    Aber – als er die Au­gen öff­ne­te, spür­te ich die Lie­be auf den ers­ten Blick.
    Har­ry stell­te mich jetzt vor.
    »… Do­ro­thy En­di­cott. Sie hat Sie in der letz­ten Wo­che in De­troit spie­len hö­ren und woll­te Sie ger­ne ken­nen­ler­nen. Do­ro­thy – das ist Leo Win­ston.«
    Er war ziem­lich groß. Er mach­te ei­ne Art Ver­beu­gung; oder bes­ser ge­sagt, er neig­te leicht sei­nen Kopf, oh­ne da­bei den Blick von mir zu wen­den. Ich weiß wirk­lich nicht, was er sag­te. Wahr­schein­lich »An­ge­nehm« oder »Ich bin ent­zückt« oder »Es freut mich, Sie ken­nen­zu­ler­nen.« Das war auch un­wich­tig. Es war sein Blick, der mich fas­zi­nier­te.
    Ich mach­te al­les falsch, was man nur falsch ma­chen kann. Ich lief rot an. Ich ki­cher­te. Ich sag­te, wie sehr ich sein Spiel be­wun­de­re. Ich wie­der­hol­te mich und kam ins Stot­tern, als ich es be­merk­te.
    Nur eins mach­te ich

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