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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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zahl­te und trug die Glä­ser zu ei­ner der Ni­schen. Wir leer­ten sie in ei­nem Zu­ge. Der Al­ko­hol rann an­ge­nehm wär­me­nd durch un­se­re Keh­len.
    Dar­auf­hin ging ich zur The­ke und kauf­te die gan­ze Fla­sche. Wäh­rend Sir Guy und ich uns jetzt sel­ber ein­schenk­ten, ließ sich der ge­wal­ti­ge Ne­ger hin­ter der The­ke auf einen Stuhl fal­len und dös­te vor sich hin. Ein halb of­fe­nes wach­sa­mes Au­ge ruh­te al­ler­dings stän­dig auf uns.
    Die Uhr über der The­ke tick­te. Wir hör­ten drau­ßen den Wind pfei­fen. Er nahm rasch an Stär­ke zu und zer­riß die dich­te Ne­bel­wol­ke in Schwa­den. Aber Sir Guy und mir konn­te er nichts an­ha­ben. Wir sa­ßen ge­bor­gen in un­se­rer war­men Ni­sche und tran­ken Gin.
    Der Al­ko­hol lös­te Sir Guys Zun­ge. Er re­de­te un­auf­hör­lich.
    Zu­nächst ein­mal er­zähl­te er mir all das, was ich schon lang­sam aus­wen­dig kann­te. Er er­zähl­te es so aus­führ­lich, als hät­te ich noch nie et­was da­von ge­hört. So sind die ar­men Teu­fel eben, die von ei­ner Idee be­ses­sen sind.
    Ich hör­te ihm ge­dul­dig zu. Ich schenk­te ihm noch einen Gin ein. Und noch einen.
    Aber der Re­de­strom brach nicht ab. Ganz im Ge­gen­teil. Er stei­ger­te sich im­mer mehr in die­ses The­ma hin­ein. Er äu­ßer­te sich lang und breit über ri­tu­el­le Mor­de und über die un­na­tür­li­che Ver­län­ge­rung des Le­bens. Und na­tür­lich wie­der­hol­te er pau­sen­los, daß er über­zeugt wä­re, daß sich Jack the Rip­per heu­te nacht in die­sen Gas­sen her­um­trei­be.
    Es wä­re bes­ser ge­we­sen, ihn nicht wei­ter an­zu­spor­nen, aber ich konn­te es mir nicht ver­knei­fen.
    »Al­les schön und gut«, sag­te ich und konn­te nicht ver­hin­dern, daß mei­ne Stim­me et­was un­ge­dul­dig klang. »Wenn wir ein­mal an­neh­men, daß Ih­re Theo­rie stimmt wo­bei wir al­ler­dings je­de mensch­li­che Ver­nunft au­ßer acht las­sen müs­sen –, aber neh­men wir ein­mal der Dis­kus­si­on als sol­cher zu­lie­be an, daß Sie recht ha­ben. Dann ist al­so Jack the Rip­per der Mensch, der ent­deckt hat, daß man sein Le­ben durch Blu­top­fer ver­län­gern kann. Dann reist er – wie Sie glau­ben – in der Welt­ge­schich­te her­um und hält sich zur Zeit mit Mord­ab­sich­ten hier in Chi­ca­go auf. Mit an­de­ren Wor­ten, neh­men wir ein­mal an, daß Ih­re Theo­rie in al­len Punk­ten mit der Wirk­lich­keit über­ein­stimmt … Na und?«
    »Was ›na und‹?« frag­te Sir Guy.
    »Ge­nau das: na und?« ant­wor­te­te ich. »Wenn das al­les wahr sein soll­te – müß­te man es be­wei­sen. Das kann man kaum, wenn man in ei­ner schmie­ri­gen Knei­pe sitzt und ei­ne Gin­fla­sche vor sich hat. Die Chan­cen, daß sich Jack the Rip­per hier eben­falls auf­wär­men will und Sie ihn dann der Po­li­zei über­ge­ben kön­nen, sind sehr ge­ring. Bei die­ser Vor­stel­lung fällt mir ein, daß ich nicht die lei­ses­te Ah­nung ha­be, was Sie mit ihm an­stel­len wür­den, wenn Sie ihn wirk­lich fän­den.«
    Sir Guy leer­te sein Glas. »Ich wür­de die­ses blu­ti­ge Schwein fest­neh­men«, stieß er her­vor. »Dann wür­de ich ihn zu­sam­men mit al­len Do­ku­men­ten und Be­wei­sen, die ich in lan­gen Jah­ren ge­sam­melt ha­be, der Po­li­zei über­ge­ben. Ich ha­be für die Nach­for­schun­gen ein Ver­mö­gen aus­ge­ge­ben. Glau­ben Sie mir: ein Ver­mö­gen! Ich bin über­zeugt da­von, daß durch sei­ne Ge­fan­gen­nah­me Hun­der­te von un­auf­ge­klär­ten Ver­bre­chen auf­ge­klärt wür­den.
    Glau­ben Sie mir doch, daß ein ver­rück­tes Un­ge­heu­er heu­te noch frei her­um­läuft; ein zeit­lo­ses Un­ge­heu­er, das der Mond­göt­tin He­ka­te Men­schen­op­fer ent­ge­gen­bringt!«
    In vi­no ve­ri­tas? Oder hat­te er ein­fach zu­viel Gin ge­trun­ken? Mir war es egal. Ich füll­te sein Glas wie­der und sann dar­über nach, was ich mit ihm ma­chen soll­te. Eins stand fest: Sir Guy Hol­lis war sturz­be­trun­ken.
    Wäh­rend ich nach­dach­te, frag­te ich ihn: »Eins müs­sen Sie mir noch er­klä­ren. Wes­halb glau­ben Sie ei­gent­lich, daß Ih­nen Jack the Rip­per über den Weg läuft?«
    »Er wird es! Ich weiß es!« mur­mel­te Sir Guy. »Ich bin ein

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