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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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mor­de­te, wie ein Ei dem an­de­ren. Ich glau­be dar­um, daß wir ihn hier fin­den wer­den. Er scheut das Licht. Er lau­ert sei­nen Op­fern in der Dun­kel­heit auf.«
    »Ha­ben Sie des­halb wie­der Ih­ren Re­vol­ver bei sich?« Mei­ne Fra­ge soll­te sar­kas­tisch klin­gen, aber mei­ne Ner­vo­si­tät war nicht zu über­hö­ren. Sein gan­zes Ge­re­de, sei­ne Be­ses­sen­heit von sei­ner Ver­si­on über Jack the Rip­per gin­gen mir mehr auf die Ner­ven, als ich mir ein­ge­ste­hen woll­te.
    »Wir wer­den die Waf­fe viel­leicht brau­chen kön­nen«, ver­kün­de­te Sir Guy mit erns­ter Stim­me. »Heu­te ist im­mer­hin die Nacht, in der er mor­den muß .«
    Wir wan­der­ten durch die neb­li­gen, aus­ge­stor­be­nen Gas­sen. Hin und wie­der leuch­te­te ei­ne schwa­che Lam­pe über ei­ner fins­te­ren Knei­pe auf. An­sons­ten gab es nur Dun­kel­heit und Schat­ten.
    Wir ar­bei­te­ten uns schwei­gend und ver­bis­sen durch den dich­ten Ne­bel wie zwei klei­ne Wür­mer durch ein Lei­chen­tuch.
    Als mir die­ser Ver­gleich ein­fiel, zuck­te ich zu­sam­men. Die­se Um­ge­bung und die gan­ze Stim­mung mach­ten mir lang­sam auch zu schaf­fen. Wenn ich mich nicht zu­sam­men­riß, wür­de ich bald ge­nau­so spin­nen wie Sir Guy.
    Ich zupf­te un­ge­dul­dig an sei­nem Man­te­l­är­mel. »Sie se­hen doch selbst, daß in die­sen Stra­ßen kei­ne Men­schen­see­le ist«, sag­te ich.
    »War­ten Sie ab. Er muß kom­men, weil es ihn ein­fach hier­her­treibt. Ich baue dar­auf, daß ihn die­se Gas­sen ma­gisch an­zie­hen. Wenn er sei­ne Op­fer über­wäl­tigt hat, ge­sch­ah es im­mer in den Slums.
    Sei­ne Vor­lie­be für den Schmutz ist ei­ne sei­ner großen Schwä­chen. Dar­über hin­aus sind die Frau­en, die er für sei­ne Op­fe­run­gen be­vor­zugt, in den Ka­schem­men oder Knei­pen der Elends­vier­tel leich­ter zu fin­den.«
    Ich grins­te. »Wie wä­re es, wenn wir ei­ne die­ser Ka­schem­men oder Knei­pen auf­such­ten?« schlug ich vor. »Mir ist kalt, und ich ha­be das drin­gen­de Be­dürf­nis, mich in­ner­lich auf­zu­wär­men. Die­ser ver­damm­te Ne­bel geht ei­nem durch Mark und Bein. Ihr Eng­län­der seid da ja här­ter im Neh­men, aber mir ist war­mer Mief lie­ber als kal­ter Ozon.«
    Nach ei­ni­gen hun­dert Me­tern schim­mer­te uns ein schwa­ches blau­es Licht durch die wei­ßen Ne­bel­wol­ken ent­ge­gen, das sich beim Nä­her­kom­men als ei­ne nack­te Bir­ne ent­pupp­te, die über dem Ein­gang ei­ner Knei­pe bau­mel­te.
    »Ein Ver­such kann nicht scha­den«, mein­te ich. »Mir klap­pern lang­sam die Zäh­ne vor Käl­te.«
    »Wenn Sie vor­ge­hen wol­len«, sag­te Sir Guy und trot­te­te hin­ter mir her. Vor der Ein­gangs­tür blieb ich einen Au­gen­blick ste­hen. »Wor­auf war­ten wir?« woll­te Sir Guy wis­sen.
    »Ich will erst einen kur­z­en Blick hin­ein­wer­fen«, er­klär­te ich ihm. »In die­ser fins­te­ren Ge­gend kann man nie wis­sen, wo man hin­ein­ge­rät, Sir Guy. Ich ha­be kei­ne Lust, in einen Streit ver­wi­ckelt zu wer­den. In ei­ni­gen die­ser Ne­ger­knei­pen hat man et­was ge­gen wei­ße Gäs­te.«
    »Gut, wenn man so et­was weiß«, mur­mel­te Sir Guy.
    Ich schau­te durch die Tür. »Es scheint leer zu sein«, warf ich Sir Guy über die Schul­ter zu. »Wir wer­den es ver­su­chen.«
    Wir be­tra­ten einen düs­te­ren, schmut­zi­gen und übel­rie­chen­den Raum. Über der The­ke fla­cker­te ein schwa­ches Licht, des­sen Schein je­doch nicht bis in die ein­zel­nen Ni­schen zu drin­gen ver­moch­te.
    Hin­ter der The­ke fle­gel­te sich ein rie­si­ger Ne­ger, ein Ko­loß mit ei­nem her­vor­sprin­gen­den Kinn und ei­nem af­fen­ar­ti­gen Kör­per.
    Er rühr­te sich nicht von der Stel­le. Aber ich sah, daß sich sei­ne Au­gen leicht ver­eng­ten, und wuß­te, daß er uns be­merkt hat­te und uns ab­schät­zend be­trach­te­te.
    »’n Abend«, sag­te ich.
    Er schi­en sein Ur­teil über uns noch nicht ab­ge­schlos­sen zu ha­ben, denn er ließ sich mit der Ant­wort Zeit. Aber dann ver­zog sich sein Mund zu ei­nem brei­ten Grin­sen, »’n Abend, die Her­ren. Was darf’s sein?«
    »Gin«, sag­te ich. »Zwei Glas Gin. Die Nacht ist kalt.«
    »Das stimmt, Herr.«
    Er schenk­te ein, ich

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